Seit es Blasers neue R8 auch im Kaliber .500 Jefferey gibt und es keiner Sonderanfertigung oder speziellen Gebrauchtwaffe bedarf, ist dieses Kaliber als zuverlässiger „Charge Stopper“ wieder interessant. Mit rund 10.000 Joule Mündungsenergie und über 500 Grains Geschoßgewicht hat der Jäger, der dieses Kaliber beherrscht, genug Feuerkraft für jedes Tier auf diesem Planeten – selbst für Afrika.
Der Streit, wer dieses Kaliber erfunden hat, scheint unentschieden. Aber er ist heute bedeutungslos. Ob es der Suhler Büchsenmacher August Schüler irgendwann vor 1914 war oder ein Brite bei Jefferey – der Erfinder hat dem Afrikajäger bis heute ein perfektes Kaliber für eine gefährliche Nachsuche in die Hand gegeben und keine Büchse, mit der man gerne Plains Game schießt. Tatsächlich – so schreibt Rosenberger – stammte die Patrone aus Suhl und wurde erst 1927 von der britischen Firma Jefferey übernommen. Fast 15 Jahre nach ihrer Schöpfung im deutschen Suhl.
Einer der großen Vorteile der Patrone 12,7 mm x 70 ist, daß sie trotz ihrer Stärken wie Mündungsenergie und Geschoßgewicht in ein normales 98er System hineinpaßt. Im Gegensatz zu anderen – scheinbar exotischen – Patronen gibt es Munition in .500 Jefferey von A-Square, Romey und Kynoch. Die Geschoßgewichte liegen bei über 530 Grains und die Mündungsgeschwindigkeiten bei rund 700 Joule bei einer Mündungsenergie von ab 8.500 Joule.
Diese Leistung muss wie immer mit Rückstoß erkauft werden. So schreibt Norbert Klups:
"Wer eine .500 Jeffery abfeuert, sollte sich im Klaren sein, was er tut und welche Kräfte er freisetzt. ... Die .500 Jeffery entwickelt aus der vorliegenden Waffe einen Rückstoß von 135 Joule. Zum Vergleich: Eine vier Kilogramm schwere Jagdbüchse im nicht gerade zarten Kaliber .300 Weatherby Magnum, kommt auf etwa 26 Joule und eine 4,5 Kilgramm schwere .416 Rigby, die manche Zeitgenossen ja schon zu den Großwildkalibern rechnen, belastet den Schützen mit etwa 55 Joule."
Man muß allerdings die Leistungen von Magnaport und/oder Kick-Stop heute hinzurechnen, die viele früher "gefürchtete" Kaliber moderater machen. Zweifellos bliebt die .500 Jefferey eine rückstoßstarke Patrone, die für einen sicheren Schuss viel Übung benötigt. Zusätzlich zum Rückstoß ist das Waffengewicht zu erwähnen. Zu Recht verweist Gregor Woods darauf:
"Even the .500 Jefferey needs a fairly heavy rifle to tame its recoil, so we are back to trade-offs. And gain the ordinary sport hunter has to ask himself whether he really needs the extra effectiveness of a .500."
Dem ist zu entgegnen, dass ein Waffengewicht zwar objektiv feststellbar ist, aber subjektiv als "zu schwer" empfunden wird. Der Verfasser dieses Beitrages bevorzugt eine schwere Waffe mit "enough gun", auch wenn das als nicht von vorneherein als zwingend notwendig erscheint. Wenn mir eine Büchse als zu schwer erscheint, habe ich entweder nicht genug trainiert oder bin einfach zu alt geworden - beides Gründe zu Hause zu bleiben oder die Auswahl des zu bejagenden Wildes stark einzugrenzen. Aber eine .500 ist in der Tat außer als Back-up Büchse eines Berufsjägers schwer vorstellbar - obwohl ...
Geschossgewicht Recoil Energy* K.O.**
9,3 x 62 300 gr 28 ft-ilbs 36
.404 Jeffery 400 gr 42 ft-lbs 48
.416 Rigby 410 gr 42 ft-lbs 52
.458 Win Mag 500 gr 45 ft-lbs 59
.500 Jefferey 535 gr 83 ft-lbs 90
Die Zahlen sind im Vergleich zu einander interessant, weniger für sich genommen.
Zahlen aus: Kevin Robertson: Africa's most dangerous. Long Beach 2007.
* Recoil Energy angegeben in foot-pounds, d.h. der Energie, die notwendig ist, das Gewicht 1 pound vertikal 1 foot zu bewegen
** Der "Knockout Value", von Pondoro Taylor erfunden und nicht unumstritten, multipliziert Geschoßgewicht in "pounds" (1 pound entspricht 7.000 grains) mit Geschoßgeschwindigkeit in Fuß pro Sekunde ("feet per second") mit Geschoßdurchmesser in Inch.
Der Wiederlader umgeht naturgemäß viele Schwierigkeiten des Jägers, der auf Fabrikpatronen angewiesen ist, auch wenn die Verwendung selbstgeladener Patronen bei der Jagd auf wehrhaftes Großwild nicht jedermanns Sache ist (und schon gar nicht eine Sache für Anfänger sein sollte). Norbert Klups berichtet in "Wiederladen für Jäger", dass das Hauptproblem (für das er allerdings Lösungen aufzeigt) die Beschaffung von Hülsen ist. Geschosse, Treibladungen und Werkzeuge sind leichter erwerbbar. Er weist allerdings auf einige Herausforderungen bei der Herstellung der Patronen hin. Mit seinen Ladedaten ist jedenfalls dem Problem mangelhafter Information für das Laden der .500 Jefferey endlich gelöst.
Verweise
- .458 Lott - Enough Gun mit 8000 Joule
- .404 Jeffery - Mehr als eine Afrikapatrone
- .375 Holland & Holland Magnum - Nahe am Universalkaliber
- Norbert Klups: Wiederladen für Jäger. 2009.
- Kevin Robertson: Africa's most dangerous. Long Beach 2007.
- Manfred Rosenberger: Jagdpatronen.
- Gregor Woods: Rifles for Africa. Long Beach 2002.