Eickhorn-Messer für Jagd und Militär

Die Firma Eickhorn in Solingen spielt im Bereich militärische Blankwaffen seit über 140 Jahren eine entscheidende Rolle. Eickhorn stellt nicht nur das aktuelle Kampfmesser der Bundeswehr her, sondern auch eine Reihe weiterer militärischer bzw. Universal- oder Jagdmesser, von denen im Folgenden vier angesprochen werden.
Eickhorn wurde 1865 von Carl Eickhorn gegründet und produziert nach wie vor in Solingen und zwar zertifiziert nach DIN EN ISO 9001:2000. Die Ursprünge der Firma gehen sogar noch wesentlich weiter zurück - bis zur urkundlichen Erwähnung des Nachnamens "Eykorne" in einer Messermacher-Gilde im Jahr 1356. Das Unternehmen belieferte nicht nur die Wehrmacht mit Kampf-, Gebrauchs- und Repräsentationsmessern, sondern stellte auch jagdliche Blankwaffen her. Eickhorn versorgte nahezu alle NATO-Staaten mit Bajonetten (u.a. für Waffen von Colt, Sako, Steyr, SIG, GIAT und HK) und auch heute nutzen Militär-, Polizei- und Rettungseinheiten weltweit Eickhorn-Produkte
Eickhorn vertreibt seine Waren nicht nur über den Fachhandel und direkt an staatliche Behörden, sondern das Unternehmen hat auch einen eigenen online-Shop und verkauft B-Ware bei egun.

KM 2000

Eickhorn stellte zwar Bajonette und Militärmesser für über 50 Länder her, darunter auch ein (in Deutschland niemals eingeführtes) Bajonett für das HK G3, war aber trotz Teilnahme an verschiedenen Ausschreibungen nicht Hersteller der frühen Bundeswehr-Messer (mit Ausnahme eines Kappmessers für Fallschirmjäger - neben anderen Herstellern). Allerdings überzeugen die bei der Bundeswehr vor 2003 eingesetzten Messer auch nicht und dürften heute allenfalls für Sammler relevant sein. Ein zuletzt vorgestelltes Messer Advanced Combat Knife (ACK) von Eickhorn überzeugte zwar die militärischen Beschaffer, wurde aber angesichts der nach der Wende übernommenen Kalschnikow-Bajonette nie in größerem Umfang eingeführt.
 
Das änderte sich für Eickhorn erst 2003. Das neue Kampfmesser 2000 der Bundeswehr ("Kampfmesser Infanterie") wird an Soldaten der Kampftruppenteile des Heeres ausgegeben, die infanteristisch eingesetzt werden. Nach Ausschreibung 2001 durch das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung wurde nach umfangreichen Tests verschiedener Modelle unterschiedlicher Hersteller das KM 2000 von Eickhorn ausgewählt und ab 2003 in die Bundeswehr eingeführt.
Das KM 2000 wurde zunächst aus 1.4110-Stahl hergestellt, heute aus  Böhler N695 Stahl. Es verfügt über eine Tanto-Spitze und eine mittels Kalgard-Beschichtung geschwärzte Klinge (Massiv-Erl). Griff und Scheide sind aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Die Kunststoffscheide passt für MOLLE- und IDZ-Tragesysteme. Gesamtlänge: 30,2 cm; Klingenlänge: 17,2 cm; Klingenstärke: 5 mm; Gewicht: 330 Gramm. Es ist für rund 135 Euro erhältlich und existiert als Desert Command I auch mit sandfarbenem Griff.

Recondo IV, KM 2000, KM 3000 (von oben nach unten)

Das KM 3000 verfügt im Gegensatz zum KM 2000 über eine Spear Point-Klinge und ist aus Böhler N695 Stahl. Es hat ebenfalls einen Kalgard-Überzug. Griff und Scheide bestehen aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Gesamtlänge: 30,2 cm; Klingenlänge: 17,2 cm; Klingenstärke: 5 mm; Gewicht: 330 Gramm. Das KM 3000 ist mit Sicherheit das vielseitigste Messer der Serie und ohne weiteres als großes Campmesser und Waffe gleichermaßen einsetzbar. Es kostet rund 140 Euro und liegt als Desert Comand II ebenfalls mit sandfarbenem Griff vor.

Spear Point-, Tanto-, Dolchklinge

Das letzte der hier beschriebenen Militärmesser von Eickhorn, das KM 5000 oder wie hier mit grünem Griff als Recondo IV ist eine Weiterentwicklung der KM-Serie in Richtung Dolch, denn, wie das Unternehmen schreibt:
"Im reinen Kampfeinsatz kann die Dolchklinge durch ihre Form immer noch klare Vorteile für sich verbuchen. So ist die Penetrationswirkung gegenüber herkömmlichen Klingen wesentlich höher und das Messer lässt sich in weit mehr taktischen Manövern führen als eine einschneidige Klinge. Achillesferse der meisten Dolche ist die nur mangelnde Flexibilität, die nicht selten zum Bruch der Klinge führen. Insbesondere bei langen Dolchklingen kein seltener Fall. Aus genau diesem Grund verwendet Original Eickhorn-Solingen diesen Stahl auch bei seinen Bajonetten."
Da stimmt sogar der legendäre Rex Applegate zu, der sagt: "The heart of a fighting knife is the blade. It should be 5 to 7 inches in lengths, double-edged, and wide enough to be razor sharp on both sides all the way back to the cross guard. The point must be sharp enough to penetrate and thick and tough enough to withstand side pressure".
Auch die Klinge dieses Messers verfügt über eine schwarze Kalgard-Beschichtung und ein ausgeprägtes Schlagelement am Griffende. Gesamtlänge: 30,2 cm; Klingenlänge: 17,2 cm; Klingenstärke: 5 mm; Stahl: 1.4110. Es kostet rund 150 Euro.

Recondo IV

Schlagelement am Griffende Recondo IV

Das Jagdmesser Eickhorn Hunter ist darauf ausgelegt, alle jagdlichen Aufgaben lösen zu können, also abfangen, aufbrechen, abschwarten, aus der Decke schlagen und zerwirken. Der Designer des Messers ist Tony Lennartz, der auch das "German Expedition Knife 2000" geschaffen hat. Das Messer verfügt über eine 11,5 cm langen Klinge (und unterliegt damit anders als die Militärmesser auch außerhalb der Jagdausübung nicht dem Führverbot) aus rostfreiem Böhler N 695 Edelstahl.
Bezüglich des Einsatz zum Abfangen erklärt Eickhorn über das Klingenprofil: "Beim Stich in die Kammer (Thorax) ermöglichen die beidseitig eingefrästen Rillen dass Luft eindringt, was zum schnellen Verenden des Wildes führt. Die abgesenkte Klingenspitze wurde auf jagdliche Bedürfnisse abgestimmt und verhindert beim aufbrechen des Wildkörpers, dass Innereien verletzt werden."
Das Messer verfügt entweder über Micarta- (wie das Messer im Bild) oder Edelholzschalen. Die Messerscheide aus Rindleder umschließt das Messer unverlierbar fest. Der Druckknopf ist allerdings nicht zuletzt deshalb relativ schwer zu schließen. Das Hunter ist anders als die hier genannten Militärmesser von Eickhorn nicht mehr lieferbar, man kann es allerdings in verschiedenen Online-Shops noch kaufen. Es kostet dort zwischen 130 und 180 Euro.

Hunter

Bezüglich der Belastbarkeit des Messers gibt es den inzwischen "berühmten" Hunter-Test bei Youtube, in dem auch vor den gröbsten Arbeiten wie Holzhacken und Autotüren aufbrechen vor keiner Zweckentfremdung Halt gemacht wird, um die Qualität zu belegen. Man kann zusammenfassend für alle hier aufgeführten Messer von einer außerordentlichen handwerklichen Qualität und Belastbarkeit sprechen und jedes einzelne uneingeschränkt empfehlen.

Verweise
- Pohl Force Alpha 1 und Bravo 2
- Gramlich Saufeder
- Rex Applegate: Combat use of the double-edged fighting knife. Boulder 1993. (Paladin Press)
- Visier Spezial Nr. 12/1998. Militärmesser.
- Dietmar Pohl: Messer im Kampfeinsatz. Bad Aibling 2009.