Für Gregor Woods („Rifles for Africa“) ist die .375 H&H Magnum, die die zweite Patrone mit der seit 1905 bekannten Gürtelhülse war, fast eine Universalpatrone. So sagt er: „With the right bullets, the .375 takes the doubt out of hunting. I have so much confidence in it that I’m more relaxed when I hunt and enjoy it more.“
Die Vielseitigkeit der .375 H & H Mag resultiert daraus, daß sie mit leichteren Geschossen auf größere Distanzen auf Plains Game eingesetzt werden kann, aber auch mit schweren Geschossen auf wehrhaftes Großwild. So werden z.B. heute vielfach Geschosse mit 260 Grains/16,85 Gramm (Mündungsgeschwindigkeit 823 m/s) angeboten, aber auch solche mit 300 Grains/19,4 Gramm (760 m/s). Die Bandbreite der ersten Geschoßgewichte vor dem Ersten Weltkrieg reichte ebenfalls bereits von 260 bis 300 Grains. Dem Wiederlader stehen Geschoßgewichte von sogar 200 bis 350 Grains zur Verfügung.
.375 H&H (oben) und .404 Jeffrey (unten) |
In vielen afrikanischen Staaten stellt sie das gesetzlich vorgeschriebene Mindestkaliber für die Jagd auf die Big Five dar und ist vor Ort in der Regel im Notfall nachkaufbar. Sie ist aber durchaus auch noch auf Rot- und Schwarzwild sinnvoll einsetzbar und in Deutschland nicht nur als Spezialanfertigung erhältlich. Hundert Patronen sind für rund 220 Euro erhältlich – das ist nahezu geschenkt, wenn man an Patronen wie die .416 Rigby oder .404 Jefferey denkt. Norbert Klups konstatiert im Hinblick auf Wiederlader, daß es sowohl hinsichtlich der Hülsenbeschaffung, als auch, was Geschosse und Treibladungen angeht, eine breite Palette von Produkten in Deutschland gibt.
Büffel!
Für die Büffeljagd ist sie sicherlich in der Tat bei einem gut plazierten Schuß ausreichend. Aber eben auch nicht mehr. Der legendäre amerikanische Jäger, ex-Marine und Schriftsteller Craig Bodington schreibt: „For some years after my debacle with a wounded buffalo in Kenya, I was convinced that the .375 H&H wasn’t enough gun for buffalo. I was wrong, but it took a long time, before I truly accepted that incident was altogether my fault. … The .375 was plenty of gun and with the modern softpoints we have available today, it’s even more gun than it was back in 1912.”
Kevin Robertson, der ebenso legendäre Tierarzt, rhodesische Farmer und Jäger, stimmt dem nicht zu. Er stellt fest: „…the .375 H&H has two buffalo problems. First, when solids are used, it has too much penetration for relatively close-range, in-the-thick-stuff shooting distances of fifty paces or less. … Second, some softpoint bullets – especially some of the older, conventionally made expansive bullets or today’s cheapies – do not perform well on full frontal or quartering-frontal chest-shots. These failures result from a combination of excess impact velocity, weak construction, and a too sight 1:12 twist rate.”
In der Situation einer geplanten Büffeljagd – und etwas anderes dürfte dem europäischen Jäger heute kaum begegnen – ist die .375 H&H also nicht die erste Wahl. Sie ist, wenn sich bei einem wirklich guten Schützen, der „nur“ eine .375 H&H Mag führt, und sich irgendwie die Opportunität für einen Büffel ergibt, aber zumindest eine gute Möglichkeit.
Waffen
Bei vielen herausragenden Kalibern scheitert der Einsatz für deutsche Jäger an der schlechten Verfügbarkeit entsprechender Waffen oder Munition. Für die .375 H&H Mag ist die Verfügbarkeit von Munition bei weitem nicht so schwierig und so teuer wie für andere Großkaliber. Wie sieht es mit Waffen aus?
Sehr gut. Es gibt die Mauser M03 in diesem Kaliber, es gibt die Sauer 202, die Blaser R8, aber auch eine preiswerte CZ 550 Magnum und viele amerikanische Marken.
Bereits 1937 erschien die erste Winchester 70 im Kaliber .375 auf dem US-Markt und sie fand ihre Anhänger nicht nur bei Jägern, die in Afrika jagten, sondern erwiesen sich auch auf amerikanisches Großwild als sehr gut geeignet: „Brown bear, polar bear, the largest of the interior grizzlies, just perhaps bison, and you've said it all“, sagt Craig Boddington, und hebt besonders die Jagd auf den Braunbär in Alaska hervor, „it has the reach if you need it - but, and this is more important, it has the knockdown power for close-range work.“ Waffen für diese Patrone gehören auch zum Angebot von Remington, Ruger und Savage.
Use enough gun
Letztlich ist der Verfasser dieses Beitrages ein Anhänger von Boddingtons Lehrsatz: „I am suggesting that, in each hunting category, you should use the largest appropriate calibre and the heaviest bullet that you can shoot accurately. The bigger the hole it makes and the deeper it penetrates, the more surely it will kill”. Die .375 H&H Magnum ist ein echter Klassiker und man kann sie vergleichsweise preiswert schießen. Aber der Verfasser würde sie bei weiter entferntem Plainsgame nicht für eine .300 Win Mag und schon gar nicht bei schwererem Wild und erst recht bei wehrhaftem Wild für eine .404 oder .416 hergeben. Aber, wenn man wirklich eine Büchse für alles mitnehmen müßte, oder, wenn man ein großes Kaliber wählen müßte, das sowohl in der Heimat, als auch in Afrika gut und bezahlbar funktioniert, dann wäre die .375 H&H Mag sicherlich ganz vorne mit dabei.
Denn wie John „Pondoro“ Taylor sagt: „This cartridge and rifle was definitely designed for the 'one-rifle' man; it's the only weapon that has ever been definitely designed as an 'all-around' rifle for the man who cannot afford or does not want to be bothered with a number of different weapons, and yet who wants to shoot a wide variety of animals. … Its three different weights of bullet are all most deadly on the type of game for which they were intended, and at the ranges at which such animals are normally shoot.”
Verweise
- Craig Boddington: Buffalo. Long Beach 2006.
- ders.: American Hunting Rifles. Long Beach 1995.
- Norbert Klups: Wiederladen für Jäger. Melsungen 2009.
- Kevin Robertson: Africa’s Most Dangerous. Long Beach 2007.
- John Taylor: African Rifles and Cartridges. Long Beach 1994.
- Gregor Woods: Rifles for Africa. Long Beach 2002.