Safaribücher (Teil 3): Peter Hathaway Capstick und Ernest Hemingway

Zwei Dinge haben Peter Hathaway Capstick und Ernest Heminway gemeinsam: Erstens Safari-Literatur, die über das Jagderlebnis hinausgeht und grundlegende Aussagen über die Jagd, speziell die Jagd in Afrika trifft. Zweitens die Verbindung von Jagd und Schreiben.
Peter Hathaway Capstick war Amerikaner (1940–1996) aus New Jersey. Nach einer Kindheit mit Naturerlebnis, Jagd und Angeln, einem Studium und einer kurzen Karriere an der Wall Street orientierte er sich vollständig um, weil er merkte dass er zur Verwirklichung seines Traumes nicht jünger wurde und wurde Berufsjäger. Er startete in Südamerika und wandte sich bald Afrika zu. Er arbeitete im Jagdreisegewerbe und als Wildhüter in New York, Sambia, Botswana und Rhodesien/Simbabwe. In seinem ersten Buch "Death in the Long Grass" schreibt er über Jagderlebnisse von sich und anderen mit den "Big Five", aber auch über Begegnungen mit Schlangen, Antilopen, Hyänen und anderem afrikanischen Wild. Weitere wichtige Bücher sind u.a.: "A Man Called Lion", "Death in a Lonely Land", "The Last Ivory Hunter" und "Warrior: the Legend of Colonel Richard Meinertzhagen".

   
Neben den spannenden Beschreibungen des Wildes und seiner Jagd besticht Hathaway durch sein Erleben der Jagd und ihres Charakters. Einige Zitate über das Wesen der Großwildjagd:

"What, after the fat is boiled away, is the essence of hunting dangerous game? In a word, it is challenge in its most elemental form, the same challenge that provided the drive that brought the hairless, puny-toothed, weak dawn-creature that became man down out of the trees to hunt meat with his rocks, clubs, and pointed sticks. This daring still lives, in various degrees of mufti, under the flannel breast of the meekest shoe clerk although like every other primeval drive that elevated early man, it has been watered down in direct disproportion to our rising self-estimation."
   
Diese Verbidnung von Urmensch und modernem Menschen, was die Essenz der Jagd angeht, hat sehr moderne Züge und erinnert an die hervorragende Schrift des deutschen Gelehrten und großen Jägers Paul Müller ("Die Zukunft der Jagd und die Jäger der Zukunft"). Weiter erläutert Capstick:
     
"The object of the sport of hunting big dangerous game under adverse conditions is not to get killed any more than the object of the rock climber is to fall to his death. It is rather the deliberate exposure of one's life to the real possibility of death purely for the sake of the experience itself".
   
Und schließlich beendet Capstick die Diskussion um Töten versus Jagen sehr eindrucksvoll mit einem Beispiel aus der Elefantenjagd:
   
"Any bloody fool can, without encountering the smallest modicum of risk, murder a bull elephant at 200 yards with a lung shot. This is not elephant hunting, but elephant killing. Yet, to walk for a week, thirsty and foot sore over hot, dry, thorn-spiked terrain, disappointed a dozen times by small or broken tusks, frightened witless by the female of the species or seemingly unshootable bulls, and then finally to track down a big tusker in heavy cover for a confrontation at less than fifteen yards - well that is elephant hunting. That is man against himself, the last and purest of the challenges that made us men, not animals."
    
Ernest Hemingway (1899-1961), ein US-Amerikaner aus Illinois, ist eine schwierige Figur. Nicht nur weil seine aufdringliche Männlichkeit und sein Selbstmord bei schwindenden Kräften nicht mehr den heute gängigen Vorstellungen entsprechen, sondern auch, weil Hemingway trotz seines unbestrittenen persönlichen Mutes als ewig zu spät gekommener Kriegsteilnehmer zu euphorisch beschreibt wie er einen jungen Deutschen auf einem Fahrrad tötet und die große Tragödie Weltkrieg insgesamt zu sehr als Sport betrachtet, den man mit der "Befreiung" der Bar im Hotel Ritz in Paris beenden sollte. Und zwar gleich zwei Mal. Nicht sein Nobelpreiswerk "Der alte Mann und das Meer", den viele als langweiliges Schlußwort einer großen Karriere betrachten, sondern seine Kurzgeschichten sind das eigentliche Erbe dieses großen Aufschneiders, Trinkers, Anglers, wahrhaftig großen Jägers und großen Schreibers.
Neben "Die grünen Hügel Afrikas", in dem die legendäre Erzählung "Short Happy Life of Francis Macomber" inbegriffen ist, die im Zentrum eine tödliche Begegnung mit einem Kaffernbüffel beinhaltet, sind seine "Depeschen" aus Afrika wichtiges authentisches Material. So heißt es:
   
"Die Moral der Großwildjagd sieht vor, dass sie bereit sein müssen, sich aus den Schwierigkeiten, in die sie sich hineinschießen, auch wieder herauszuschießen".

Besser kann man die Verpflichtung des Auslandsjägers nicht beschreiben, für sein Tun die volle Verantwortung zu übernehmen. Ebenso treffsicher formuliert er zur Löwenjagd:

"Sie sind ein besserer Jäger, wenn sie aus Afrika zurückkommen, ohne einen Löwen, als wenn sie einen schießen im Schutz des Autos oder nachts aus einem Versteck heraus, wenn er geblendet ist und seinen Angreifer nicht sieht."
  
Für viele Höhepunkt seines Schreibens über die Jagd ist der temporeiche Schluß von "Short Happy Life of Francis Macomber" (in dem Band "Schnee auf dem Kilimandscharo" veröffentlicht). Der Protagonist überwindet seine Todesangst vor dem annehmenden Kaffernbüffel:

"'Er ist tot da drinnen', sagte Wilson. 'Gute Arbeit', und er wandte sich um und packte Macombers Hand, und während sie einander die Hände schüttelten und sich angrinsten, brüllte der Gewehrträger wie wild, und sie sahen ihn aus dem Busch herauskommen, seitwärts, schnell wie eine Krabbe, und den Bullen kommen, Nase geradeaus, festgeschlossenes Maul, bluttriefend, massiger Kopf vorgestreckt, im Angriff kommen, und die kleinen Schweinsaugen blutunterlaufen, als er sie anblickte. Wilson, der zuvorderst war, kniete und schoß, und Macomber, der beim Krachen von Wilsons Büchse den eigenen Schuß nicht hörte, sah, als er schoß, Stücke wie Schiefer von dem riesigen Hornwulst absplittern, und der Kopf schleuderte hin und her, und er schoß noch einmal auf die offenen Nüstern, und sah wieder die Hörner rucken und die Splitter umherfliegen, und er sah jetzt Wilson nicht und zielte sorgfältig und schoß noch einmal, die riesige Masse des Büffels beinah auf sich drauf und seine Büchse beinah auf gleicher Höhe mit dem näherkommenden Kopf, der vorgestreckten Nase, und er konnte die kleinen bösartigen Augensehen, und der Kopf begann sich zu senken, und er fühlte einen plötzlich weißglühenden, blendenden Blitz in seinem Kopf explodieren, und das war alles, was er noch fühlte".