Dietmar Pohl ist einer der deutschen Messerexperten. Er war lange in verantwortlichen Positionen in der deutschen Messerindustrie (Böker und Eickhorn) tätig, verfasste mehrere Bücher zum Thema Messer und auf ihn gehen rund 60 in Serie gefertigte Messermodelle zurück. Schließlich machte sich Pohl 2008 mit der Firma Pohl Force selbständig und bringt seit dem regelmäßig neue Messermodelle aus dem Bereich Militär/Outdoor heraus. Zwar stellt Pohl leider keine Jagdmesser her, allerdings sind einige seiner Produkte dennoch auch aus jagdlicher Sicht interessant.
Wer heute eine Jagdreise macht, nimmt sinnvollerweise nicht nur ein Messer mit, sondern – je nach Einsatzzweck – mehrere: etwa ein Multifunktionstool (wie z.B. eines der größeren Leatherman-Modelle), ein kräftiges Klappmesser (als Werkzeug zum ständigen Führen) und vielleicht ein größeres Jagdmesser.
Je nach Reiseland kann man auf das Jagdmesser am ehesten verzichten, so ist es in den meisten afrikanischen Ländern unüblich, selbst aufzubrechen und – man würde damit (abgesehen von den in der Regel geringen eigenen Kenntnissen dieses Wildes) auch den örtlichen Abhäuter/Aufbrecher nicht nur um seinen bescheidenen (Natural-)Lohn bringen, sondern u.U. auch beschämen.
Auf keinen Fall verzichtbar ist ein robustes Klappmesser, das so kompakt ist, dass es insbesondere bei der Pirsch nicht stört, gleichzeitig aber so kräftig ist, dass man es als belastbares Werkzeug und ggf. auch als Waffe nutzen kann.
Ich habe zu diesem Zweck bereits mehrere Pohl-Modelle Alpha 2 mit partiellem Wellenschliff verwendet. Das Alpha 2 besteht aus 440 C-Stahl und die Klinge ist widerstandsfähig schwarz mit Titan-Aluminium-Nitrid vakuumbeschichtet. Bei einer Gesamtlänge von 26 cm und einer Klingenlänge von 11,3 cm, ist die Klinge 5 mm dick. Das Messer wiegt 280 Gramm. Der Hosen-Clip kann an 2 verschiedenen Position befestigt werden und das Messer lässt sich aufgrund der starken, glasfaserverstärkten Griffschalen mit und ohne Handschuhe sehr gut greifen. Es kostet rund 160 Euro.
Es waren nicht deshalb mehrere Messer, weil sie unter ihrem Einsatz gelitten hätten, sondern, weil sie schnell Bewunderer gefunden haben und als Geschenk in den Händen des Berufsjägers oder anderer Freunde zurückblieben.
Das Alpha 2 hat keinen in der Anwendung aufgefallenen Fehler, es ist jedoch für das tägliche Führen (die Schraube für den Einhand-Mechanismus lässt sich abschrauben – somit ist es legal in Deutschland führbar) zu groß. Nicht nur, dass es eine Anzughose oder Aktentasche stark ausbeulen würde, es passt auch nicht in die meisten Messertaschen selbst der Hosen von taktischer Bekleidung wie z.B. 5.11. Andererseits wollte ich aber auch den inzwischen vertrauten Mechanismus nicht missen. Als das Bravo 1 auf den Markt kam, eine Art geschrumpftes Alpha 2, war die Wahl schnell klar.
Das Bravo 1 ist aus D2-Stahl und verfügt über eine 3 mm dicke Klinge mit Stone-Washed Oberfläche und glatter Schneide. Bei 19,3 cm Gesamtlänge ist die Klinge 8,3 cm lang und das Gesamtgewicht ist 100 Gramm. Das Messer verfügt gar nicht erst über eine Öffnungshilfe und ist deshalb ebenfalls (wie das Alpha 2 mit abgeschraubter Öffnungshilfe) frei führbar. Auch hier kann der Hosen-Clip an 2 verschiedenen Position befestigt werden und es verfügt wie der große Bruder über eine Flexcord-Fangschnur. Der Griff des Messers ist für mich mit mittelgroßen Händen gerade richtig, es dürfte bei größeren Händen schwerer werden, es gut in die Hand zu bekommen.
Außerhalb des jagdlichen oder anderer Outdoor-Kontexte verwende ich es derzeit als Every Day Carry (EDC)-Messer. In den Wald nehme ich doch lieber ein größeres Böker-Klappmesser mit oder gleich ein traditionelles deutsches Jagdmesser zur Jagd.
Zu Pohl-Force lässt sich zusammenfassend sagen, dass seine Messer – dafür steht er auch mit eigener Unterschrift bei jedem Stück, das seine Firma verlässt – ohne jeden Zweifel qualitativ erstklassig sind. Ich persönlich könnte gut auf die in der Packung befindlichen Schlüsselanhänger und Aufkleber etc. verzichten, verstehe aber, dass solches für Sammler interessant ist und natürlich handelt es sich letztlich dabei auch um Werbemaßnahmen. Was mich jedoch stört ist die in meinen Augen zu kurze Zeitdauer, in der die Messer angeboten werden. Eine grundsätzliche Empfehlung für ein Messer finde ich etwas schwierig, wenn abzusehen ist, dass es das betroffene Messer nicht mehr lange gibt. Nachdem schon eines seiner ersten eigenen Produkte, das mit der Firma Oberland Arms entwickelte Cutting Tool (CT1) ausgelaufen ist, ist nun auch das kleine EDC-Messer Hornet in seiner Standardfassung verschwunden und hat teuren Sammlereditionen in geringen Stückzahlen Platz gemacht. Nun ist auch angekündigt, dass das Alpha 2 mit Wellenschliff ausläuft. Es steckt also sicherlich Methode in dieser Verknappung offensichtlich sehr erfolgreicher Messermodelle. Schade.