Falknerei: De arte venandi cum avibus


Unter diesem Titel veröffentlichte Kaiser Friedrich der II. von Hohenstaufen um 1250 ein Buch Über die Falknerei. Und obwohl der Titel übersetzt "über die Kunst mit Vögeln zu jagen" bedeutet, finden sich darin nicht nur Anleitungen zur Jagd und Ausbildung der Beizvögel sondern auch viele immer noch gültige Informationen zur Greifvogelkunde.

Dies allein zeigt schon, dass in der Falknerei schon immer nicht die Jagd alleine im Vordergrund stand, sondern auch das Wissen über die edlen Tiere mit denen man viele gemeinsame Stunden verbringt.
Auch heute setzen sich viele Falkner aktiv für den Greifvogel- und Naturschutz ein. Durch erfolgreiche Nachzucht kann der gesamte Bedarf an Beizvögeln gedeckt werden, somit wird kein Vogel mehr der Natur entnommen. Im Gegenteil viele Vögel, die im Zuge von Wiederansiedelungs- und Auswilderungsprojekten in die Natur entlassen werden, stammen aus falknerischer Zucht und Haltung. Bereits Konrad Lorenz wusste wie wertvoll die Arbeit der Falkner ist, daher schrieb er selbst: "Die einzige Methode, Greifvögel nach längerer Gefangenhaltung oder nach Aufzucht in Gefangenschaft dem Freileben zurückzugeben, besteht darin, sie nach allen Regeln der alten Falknerkunst 'abzutragen' "

Ein Beizvogel (Wüstenbussard/Harris Hawk) in der Jagdpause: das Stehen auf nur einem Fang zeigt seine Entspannung, obwohl er weiterhin aufmerksam die Umgebung beobachtet, um keine Beute zu übersehen
Ein weiterer, wichtiger Punkt für den Greifvogelschutz ist die Öffentlichkeitsarbeit. Der Mensch setzt sich nur für den Schutz der Dinge ein, die er kennt und mag. Eine Besucher Umfrage in einem österreichischen Tiergarten ergab, dass das uninteressanteste Tier ein Greifvogel ist. Falkner hingegen haben da ganz andere Möglichkeiten. Durch die Nähe zum Besucher und den eindrucksvollen Freiflug entsteht die notwendige Faszination für diese Tiere, um auch für deren Erhalt einzustehen. Da Falkner auch meist Jäger sind, findet man sie immer wieder auf Bezirksjägertagen und anderen jagdlichen Veranstaltungen, wo sie auch für die Jagd wichtige Öffentlichkeitsarbeit leisten.
Im Moment hat sich allerdings der Verein Vier Pfoten gegen die Falknerei verschworen. Mit Schlagwörtern wie Dauerhunger, Angst, Fehlprägung und Gefahr für den Menschen versuchen sie die Öffentlichkeit aufzuhetzen. Wie fachlich fundiert die Anschuldigungen sind lässt sich schon an der Aussage erkennen, dass man einem Vogel nicht ansieht, wie es ihm geht. Wer sich schon ein wenig mit einer Vogelart beschäftigt hat, weiß sehr wohl, dass die Körperhaltung, die Augen, die Gefiederstellung und das Verhalten zeigen, ob sich der Vogel wohl fühlt oder verschreckt ist.
              
Nach der Beizjagd bekommen die Beizvögel einen vollen Kropf (so viel zu fressen wie sie nur wollen) und die Möglichkeit sich zu baden. Zufrieden genießt der Vogel die Ruhe und Abendsonne.
Außerdem wurden wahllos alle dem Verein bekannten falknerischen Greifvogelstationen und auch Privatfalkner angezeigt. Eine Tatsache die auch die Amtstierärzte verärgert, da jede falknerische Haltung behördlich genehmigt ist. Die Zeit und Kosten für die erneute Überprüfung könnten bei weitem sinnvoller eingesetzt werden.           
Seriöse Falkner erfüllen allerdings nicht nur die strengen gesetzlichen Auflagen, sondern auch freiwillig selbst auferlegte Richtlinien bzgl. Futterqualität und Freiflug. Letzteres ist ein "selbstverständlicher Luxus", den es für Greifvögel nur in falknerischer Haltung gibt. In dem Moment, wo der Vogel die Faust des Falkners verlässt und frei fliegt, kann der Falkner keinen Einfluss mehr auf ihn nehmen.

Der Vorwurf des Dauerhungers ist daher klar von der Hand zu weisen. Die Greifvögel werden vom Falkner auf Beuteattrappen trainiert und so auf die Jagd vorbereitet. Dieses Training findet auch im Rahmen von Flugvorführungen statt (Federspiel, Balg...). Somit können alle falknerisch trainierten Vögel jagen und sich selbst versorgen. Sollte also einer dieser Vögel wirklich Hunger leiden, so würde er beim nächsten Freiflug sofort davon fliegen und selbstständig jagen.

Dieser Wüstenbussard genießt die Sonne und ist so relaxt, dass er sogar die
Schwinge lässig zu Boden hängen lässt - Entspannung pur!
Ebenso würde ein verängstigter oder gestresster Vogel nicht mehr die Faust des Falkners aufsuchen. Eine Bestrafung, wie sie angeblich von der Falkenhaube ausgeht, kann es in der Falknerei nie geben. Nur durch ständige positive Bestätigung und dadurch entstehendes Vertrauen wird der Vogel animiert beim Falkner zu bleiben. Ein einziges negatives Erlebnis kann schon ausreichen, dass der Falkner seinen Vogel nach dem nächsten Freiflug nie wieder sieht.
Die Falkenhaube wird in Wirklichkeit eingesetzt, um den Vogel zu beruhigen. Da die Augen das wichtigste Sinnesorgan der Greifvögel ist, reagieren sie auf optische Reize am stärksten. Gerade während dem Transport im Auto (z.B. ins Trainingsrevier oder zur Jagd) kommen viele unbekannte optische Reize auf die Tiere zu. Nervöse Vögel werden daher vor der Fahrt von dem Falkner, dem sie vertrauen, verhaubt. Wie entspannend dies für die Vögel ist, beweisen sie selbst, wenn sie mit aufgesetzter Haube schlafen. Sobald am Zielort die Haube abgenommen wird versuchen sie auch nicht sofort panisch zu flüchten, sondern stehen entspannt auf der Faust, lockern ihr Gefieder und betrachten die neue Umgebung. Dies kann einige Minuten dauern bevor sie zu ihrem Freiflug starten.
Es ist durchaus üblich, dass Greifvögel bei ihren Freiflügen kleine Glöckchen (Bells) oder auch Sender tragen. Es kann durchaus vorkommen, dass ein Vogel einmal nicht zurückkehrt z.B. weil er sich vor etwas erschrocken hat, oder der Sturm ihn verweht oder er zu weit vom Falkner wegfliegt und der Sichtkontakt abreißt. Da ein Greifvogel nicht über den guten Orientierungssinn einer Brieftaube verfügt und somit den Weg nach Hause selbst finden kann, versuchen die Falkner seinen Schützling mit Hilfe von Telemetrieanlagen und dem Läuten der Bells wiederzufinden. Aber ein Sender allein übt noch keinen Zwang aus, denn selbst wenn der Vogel wiedergefunden wurde, muss er freiwillig wieder vom Baum herunterkommen!                 
Eine Fehlprägung auf den Menschen wurde früher tatsächlich angewandt. Es waren die Vorwürfe der Tierschützer, dass Falkner gar keine Vögel selbst züchten können und einfach weiter Tier der Natur entnehmen, die die ersten Fehlprägungen provozierten. Dadurch war es nämlich möglich Hybridfalken zu ziehen, und so den eigenen Zuchterfolg in Zeiten als es noch keine DNA Analysen gab unwiderruflich zu belegen.


Der Wüstenbussard kehrt nach einem erfolglosen Jagdflug wieder zurück zur Faust seines Falkners. Dort erhält er trotzdem eine Belohnung um wieder fit zu sein für den nächsten Flug.
Heutzutage werden Greifvögel in der Regel von den Eltern aufgezogen. Ausnahmen gibt es z.B. wenn die Jungen nicht angenommen werden. Gerade was die Beizjagd betrifft, haben Handaufzuchten klare Nachteile. Ein Gewöhnung an den Menschen nach der Prägephase und ein Anerkennen desselben als Jagdgefährten ist weit wünschenswerter als ein geprägter Vogel, der den Falkner als Altvogel oder Partner ansieht. Daher sind Altvogelaufzuchten in Falknerskreisen deutlich beliebter.
Die meisten Vögel, die in der Falknerei eingesetzt werden (div. Falken, Bussarde, Habichte) haben ein Gewicht von rund 1 kg. Dementsprechend kann man sich vorstellen wie groß die Gefahr für den Menschen tatsächlich ist. Einzig die großen Adler könnten einem Menschen schwerwiegendere Verletzungen zufügen. Allerdings haben sie keinen Grund dazu, da wir Menschen nicht in das Beuteschema eines Adlers passen. Angriffe könnte es durch unabsichtlich provozierte Zufälle z.B. durch das Tragen von Pelzmützen geben. Vögel dieser Größenordnung, sind aber üblicher Weise in den Händen von erfahren Falknern zu finden, die bereits am Verhalten des Vogels auf der Faust erkennen können, was dieser vor hat. Ein gemütlicher Flug auf eine Ansitzwarte kündigt sich nämlich durch deutlich andere Kopfbewegungen und andere Körperspannung aus, als ein Jagdflug auf eine potentielle Beute. Somit können auch unglückliche Unfälle leicht verhindert werden.
        
Sakerfalke im Freiflug
Dass die Arbeit der Falkner eine wertvolle Tradition ist, die erhalten werden sollte, wurde 2010 auch von der UNESCO erkannt. So wurde die Falknerei zum immateriellen Kulturgut Österreichs sowie zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt. Diese Auszeichnungen werden natürlich nicht leichtfertig vergeben, sondern unterliegen der strengen Prüfung eines Fachkomitees.            
Es ist außergewöhnlich, ein Wildtier nur mit positiven Erlebnissen an sich zu gewöhnen, ihm immer wieder die Freiheit zu schenken und sich an der freiwilligen Rückkehr desselben zu erfreuen. Es ist die alltägliche Freude eines Falkners aus Liebe zu seinen Tieren, gemeinsam mit ihnen die Natur zu erleben und gemeinsam Beute zu machen und diese zu teilen. Es ist die Kunst mit Vögeln zu jagen.


Verweise
- Falknerorden
- Falknerbund
- Falknerverband
- Alles Falke


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