Waffen und Medien - Warum wir gar nichts glauben sollten

Es ist wohl jedem Legalwaffenbesitzer schon so gegangen: Man staunt über Medienberichte im Zusammenhang mit der Kriminalität oder dem Waffenrecht und fragt sich, ob die Berichterstattung über andere Sachverhalte genau so fehlerhaft, selektiv oder manipulativ ist.
Am besten Sie beantworten diese Frage anhand einiger Zitate und Beispiele und grundsätzlicher Überlegungen selbst.
   
Wirtschaftliche Motive
Die Tageszeitung taz - kein unparteiischer Betrachter des legalen Waffenbesitzes - hat im Rahmen der Rdcherche zu einem investigativen Artikel versucht, deutsche Zeitungen dazu zu überreden, gegen Geld bzw. gegen Anzeigenaufträge (also mittelbar auch wieder gegen Geld) bestimmte Inhalte zu veröffentlichen. Das Ergebnis:


Zu den wirtschaftlich motivierten Handlungen gehört weiterhin die Skandalisierung. Medien stehen mit einander im Wettbewerb: Nicht nur Zeitung gegen Zeitung, sondern auch Printmedien gegen Fernsehen gegen Internet und Hörfunk. Man schwerlich gleichzeitig im Internet sein und Zeitung lesen und wenige Menschen kaufen sich morgens zwei oder mehr Zeitungen. Die Mediennutzung der Menschen verlängert sich zwar mit dem Auftauchen neuer Medien, aber nicht so sehr, dass die verbleibende Zeit für alle wirtschaftlich relevant ist. Vereinfacht gesagt wird also trotz Internet noch Zeitung gelesen, aber nicht mehr im gleichen Umfang. Hinzu kommt, dass jüngere Generationen überhaupt eine andere Agenda und andere Mediennutzungsgewohnheiten haben. Überspitzt formuliert sind sie zwar im Internet, aber eben weniger auf der Seite der klassischen Medien und mehr in sozialen Netzwerken. Daraus folgt, dass Medien wie Anbieter anderer Produkte auch um Kunden (also Leser, Zuschauer, Zuhörer) kämpfen müssen. Nur wenige Medien sind so aufgestellt, dass sie diesen Kampf durch sehr fundierte, gut recherchierte und möglicherweise auch unpopuläre Inhalte für sich entscheiden können, denn das kostet Geld, dauert länger und interessiert leider nicht die Mehrheit der Menschen. Tendenziell ist deshalb eine saubere Analyse des deutschen Waffenrechts im internationalen Vergleich und die Evaluierung der Wirksamkeit seiner Restriktionen wirtschaftlich weniger interessant als ein reißerischer Bericht, in dem es von Blut und Toten und schwersten Großkaliberwaffen wimmelt.
         
Unkenntnis oder fehlende Recherche
Man muß kein Schütze oder Jäger oder Sammler sein, um darüber schreiben zu können und kein Polizist oder Kriminologe, um über Verbrechen mit Waffen zu berichten. Aber man sollte die meisten Grundbegriffe und Gesetze schon kennen und nicht automatische Waffen mit Selbstladern verwechseln, Waffenbesitzkarte mit Waffenschein und verstehen, was eine private Waffe legal macht und was nicht.
Offenbar ist es aber so, dass es für Teile der Medienschaffenden noch nicht einmal notwendig ist, ein Phänomen selbst gesehen zu haben, bevor man darüber schreibt. So wurde einem Journalisten im Mai 2011 ein Medienpreis aberkannt. Er hatte den Preis ursprünglich bekommen, weil er den Ministerpräsidenten Horst Seehofer am Pult seiner Modelleisenbahn. Er war an dem Ort selbst allerdings nicht gewesen, wie er schon während der Preisverleihung auf Nachfrage von Moderatorin Katrin Bauerfeind einräumte.




"Die Glaubwürdigkeit einer Reportage erfordert aber, dass erkennbar ist, ob Schilderungen durch die eigene Beobachtung des Verfassers zustande gekommen sind, oder sich auf eine andere Quelle stützen, die dann benannt werden muss", heißt es in einer Erklärung, die die Jury nun veröffentlichte.



Das Gremium betonte aber, dass es keinen Zweifel an der Korrektheit von Pfisters Fakten habe. "Von einer 'Fälschung' kann keine Rede sein. Wenn aber eine Reportage als die beste des Jahres ausgezeichnet und damit als vorbildlich hervorgehoben werden soll, muss sie besondere Anforderungen erfüllen. Pfisters Text erfüllt diese Anforderung nach Ansicht der Jury-Mehrheit nicht", heißt es. Pfister hatte vor der Entscheidung offenbar keine Gelegenheit, inhaltlich dazu Stellung zu nehmen.



Nannen-Enkelin empört

Eine Enkelin von "Stern"-Grüner Henri Nannen hatte in der Zeitung über die Preisvergabe geschrieben und von einem "handfesten Skandal" gesprochen: "Pfisters Text ist ein Betrug an der Wahrheit, ist Verrat dessen, woran Journalisten mindestens zu glauben vorgeben." Ihrem Bericht zufolge hatte Pfister sich auf mehrere Gespräche mit anderen "Spiegel"-Redakteuren berufen. "Der Text erweckt meiner Meinung nach nicht den Eindruck, als sei ich zu einem konkreten Zeitpunkt selbst mit Seehofer in dem Keller gewesen. Es ist die Schilderung dessen, was ich in langer Recherche über Seehofer und seine Modelleisenbahn zusammengetragen habe", zitiert sie den Preisträger.



Der "Spiegel" reagierte in einer Stellungnahme mit Unverständnis auf die Entscheidung. Die Informationen in dem Text beruhten auf Gesprächen mit Seehofer. "An keiner Stelle hat der Autor behauptet, selbst in dem Keller gewesen zu sein", heißt es in einer Mitteilung des Magazins. "Die Fakten der Eingangspassage sind zudem unbestritten." Bereits in der Vergangenheit seien Geschichten ausgezeichnet worden, die szenische Rekonstruktionen enthielten. Jede Reportage bestehe eben nicht nur aus Erlebtem, sondern auch aus Erfragtem und Gelesenem. Dass die Jury Pfister vor ihrer Entscheidung nicht angehört habe, widerspreche zudem den Regeln der Fairness.



Es ist das erste Mal in der Geschichte dieser renommierten Ehrung, dass ein Preisträger die Auszeichnung zurückgeben muss. Einen Nachrücker wird es nach Angaben des "Hamburger Abendblattes" nicht geben. Diesmal wird somit in der Kategorie Reportage kein Preis verliehen.













Das erste Problem dabei ist, das sich diese Arbeitsweise nicht auf den legalen Waffenbesitz beschränkt, sondern auch auf Themengebieten stattfindet, die für unsere Gesellschaft wichtiger sind. Das zweite Problem dabei ist, das nicht nur Unkenntnis, sondern auch handfeste wirtschaftliche oder ideologische Interessen dafür verantwortlich sind.