Aktionsbündnis Winnenden am Ende? Armatix-Einfluss aufgedeckt


Viele Beobachter vermuteten schon länger, dass das so genannte Aktionsbündnis Winnenden Partikularinteressen vertritt: Neben der individuellen Traumabewältigung der nunmehr nur noch zwei Opferangehörigen mag es ihnen auch darum gegangen sein, sich eine berufliche Alternative zu verschaffen. Nicht nur aufgrund der schnell einsetzenden professionellen PR des Aktionsbündnisses stellte sich auch die Frage nach der Finanzierung. Wie der Tagesspiegel jetzt enthüllt hat, sind auch industrielle Interessen mit im Spiel. Dies könnte bedeuten, dass der moralische Kredit des Aktionsbündnisses endgültig verspielt ist.
Unter der Überschrift „Waffenfirma hat Einfluss im Opferbündnis. Propaganda für gesicherte Schusswaffen“ berichtet der Tagesspiegel, dass bei der Gründung der Stiftung des Aktionsbündnisses Bernd Dietel anwesend war, der mit seiner Firma Quellsystem die Forderungen der Stiftung unterstütze und sich für weitreichende Verbote und gesetzliche Änderungen zur Sicherung von Schusswaffen einsetze. Der markante Lockenkopf Dietels ist auch auf Bilddokumenten zu sehen.
                             
Zur gleichen Zeit sei er Mehrheitsgesellschafter der Firma Armatix gewesen, die biometrische Sicherungssysteme für Waffen anbiete. Armatix kooperierte u.a. mit der Firma Anschütz hinsichtlich einer Smartgun – ein Umstand, den Anschütz dadurch herunterspielte, dass ein Produktflyer als Diskussionsgrundlage ausgegeben wurde. Quellsysteme und Armatix seien zudem unter der gleichen Geschäftsadresse ansässig. Dietel habe erklärt, im ersten Produktionsjahr bis zu 20.000 biometrisch gesicherte Waffen verkaufen zu wollen. Bemerkenswert ist: Armatix sei Mitglied im Verband der Büchsenmacher und über diese Mitgliedschaft auch Mitglied im Forum Waffenrecht. Der Tagesspiegel entlarvt die inhaltliche Querverbindung: „Unverholen fordert das Aktionsbündnis in einem jetzt veröffentlichten offenen Brief eine gesetzliche Pflicht für deren [Armatix] biometrische Sicherungssysteme, wirbt sogar offen für den Hersteller, der quasi das Monopol auf diese Technologie hat“. Das Aktionsbündnis, das sich zu allen möglichen Schusswaffenverbrechen äußert, die annähernd zu den eigenen Forderungen passen (wohlgemerkt nicht zu den signifikant häufigeren Taten mit illegalen Schusswaffen), schwieg gegenüber dem Tagesspiegel zu diesen Vorwürfen. Diese Intransparenz im Zusammenhang mit Kritik ist kein Einzelfall.
                    
Richtig ist zwar, dass diese Zusammenhänge bereits seit längerem in Foren und Blogs aus Schützenkreisen diskutiert wurden. Mit dem genannten Zeitungsartikel hat aber erstmals die breite Öffentlichkeit Einblicke in diesen Hintergrund des Aktionsbündnisses genommen. Nicht nur durch diese Offenlegung, sondern auch durch einseitiges, übertriebenes und zu häufiges Zu-Wort-Melden mit Pauschalurteilen (Großkaliberwaffen haben im Schießsport nichts zu suchen – Warum eigentlich nicht? Wer hat das festzulegen?) oder eine erhebliche Falschmeldung (angebliche, aber widerlegte Anzahl der im Rahmen einer Aktion abgegebenen „Killerspiele“) scheint die Glaubwürdigkeit dieses Aktionsbündnisses erheblich gelitten zu haben. Da die Tätigkeit des Aktionsbündnisses nicht auf der Fachkenntnis von Waffen und Waffenrecht oder anderen Aspekten Inneren Sicherheit beruht, sondern auf der Rolle als Opferangehöriger, also einer moralischen Autorität, kann das das endgültige Aus bedeuten. Eine freiwillige Selbstauflösung dieser Organisation und eine neutrale Aufarbeitung ihrer Aktivitäten wäre unserer Meinung nach ein achtenswerter Schritt.

Verweis
Fiasko Winnenden-Aufarbeitung
Zentrale Waffenlagerung Unsinn