Südafrikas Kriege: Gegen ANC und SWAPO

Südafrika war bereits von 1899 bis 1902 Schauplatz eines Krieges zwischen Großbritannien und den Burenrepubliken Transvaal und Oranje Free State, die nach einem ersten Waffengang gegen die Briten in den 1840er Jahren entstanden waren, als die Buren Natal und die Kapkolonie räumen mussten und mehrfach Schauplatz von Annektionsversuchen und Burenrevolten wurden.
Nach einigen schweren Niederlagen der kampferprobten britischen Berufsarmee in Ladysmith, Mafeking und Kimberley sowie in der so genannten „schwarzen Woche“ von Oktober bis Dezember 1899 in Colenso und Magersfontein musste die Hauptstreitmacht der Buren im Februar 1900 in Paardeburg kapitulieren. Im März und Juni 1900 fielen die beiden Hauptstädte Bloemfontein und Pretoria, aber der Konflikt wurde trotz der zeitweiligen Präsenz von bis zu 450.000 britischen Soldaten unter ihrem Kommandeur Lord Roberts und seinem Chef des Stabes Lord Kitchener, denen nur rund 30.000 Aufständische gegenüberstanden, bis 1902 als Guerillakrieg fortgeführt.
Burenführer wie Koos De La Rey („Oom Koos“), Christiaan De Wet, Jan Smuts und Louis Botha befehligten hochbewegliche Truppenteile, die u.a. mit modernen Mausergewehren ausgerüstet waren und sich als erfahrene Jäger im vertrauten Gelände trotz ihrer geringen Zahl als gefährliche Gegner zeigten.
                                              
Burenkommando
                   
Die Briten reagierten im Burenkrieg u.a. mit der Errichtung von befestigten Stützpunkten, der Aufstellung ebenfalls beweglicher Kavallerieverbände, der Vernichtung der Landwirtschaft und der Gefangennahme von Zivilisten in Konzentrationslagern. Am Ende dieses Konfliktes waren rund 22.000 Briten und 7.000 Soldaten sowie zwischen 18.000 und 28.000 Zivilisten der Buren getötet worden.
De La Rey war später einer der entschiedendsten Gegner des Kriegseintritts Südafrikas an der Seite der Briten gegen Deutschland und wurde 1914 von der Polizei auf dem Weg zu einer Protestkundgebung erschossen. Sein Gefährte De Wet wurde 1914 für ein Jahr inhaftiert. Nach dem umstrittenen Kriegseintritt gegen Deutschland besetzten zahlenmäßig weit überlegene südafrikanische Truppen ab 1914 Deutsch-Südwestafrika. Nach der Kapitulation der rund 5.000 Schutztruppen- und schwarzen Soldaten sowie Reservisten angesichts der rund 60.000 Südafrikaner am 9.7.1915 verwaltete Südafrika das Gebiet – ab 1920 mit Mandat des Völkerbundes.
                     
Boer auf Vorposten
                                   
1946 verweigerten die Vereinten Nationen Südafrika die dauerhafte Eingliederung des Landes und verfolgten trotz des Widerstandes Südafrikas das Ziel der Unabhängigkeit. 1966 zog die UNO formell das Mandat zurück und benannte das Land 1968 in Namibia um.
                                     
Südafrika hat von 1966 bis 1984 militärisch und polizeilich erfolgreiche Konflikte gegen mehrere militante schwarze Organisationen geführt – darunter der African National Congress (ANC) und sein bewaffneter Arm sowie die South West Africa People’s Organisation (SWAPO). Diese Organisationen wurden durch den ehemaligen Ostblock und weitere kommunistische Länder massiv unterstützt und der Gesamtkonflikt wurde weltweit sehr aktiv politisch begleitet – bis hin zum wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Boykott Südafrikas und seiner Befürworter.
                         
PW Botha, Staatspräsident 1984-89
                            
Opposition und Gegner in Südafrika
Der African National Congress (ANC) war ursprünglich 1912 als South African Native Congress gegründet worden und setzte bis in die 50er Jahre gewaltlose Protestformen gegen die Apartheid ein, wie den zivilen Ungehorsam, bevor er 1960 nach dem ANC-Verbot in Folge der Gewalttätigkeiten im Zuge einer Demonstration in Sharpesville gemeinsam mit der kommunistischen Partei, der South African Communist Party (SACP), einen bewaffneten Arm, die Umkhonto we Sizwe (übersetzt „Speer der Nation“) gründete. Geführt und mitgegründet wurde diese Untergrundorganisation von Nelson Mandela, kampfbereit gemacht, wie das Schwarzbuch des KGB enthüllt, mit sowjetischen Waffen, Ausbildungsunterstützung und Finanzmitteln. Diese Organisation führte ihre ersten Bombenattentate unter Inkaufnahme ziviler Opfer 1961 durch und war im Gegensatz zum ANC multiethnisch und deshalb auch für die mehrheitlich nicht schwarzen Kommunisten zugänglich.
In den Jahren 1961 bis 1964 gelang es den südafrikanischen Behörden, den ANC und den radikaleren Pan-Africanist Congress (PAC) so erfolgreich zu bekämpfen, dass die Reste dieser Bewegungen zunächst das Land verließen und für weitere Aktivitäten ausländische Basen im benachbarten Rhodesien (heute Simbabwe) und in den damals portugiesischen Kolonien Angola und Mosambik nutzen.
Ab 1969 nahm der ANC auch nicht-schwarze Angehörige auf und erhielt im Gegenzug weitere finanzielle Zuwendungen: Das Schwarzbuch des KGB gibt z.B. für 1963 Geldsendungen an den ANC in Höhe von 300.000 US Dollar und für die SACP in Höhe von 56.000 Dollar an. Der Erfolg der Umkhonto war jedoch begrenzt und bald wurden Teile der Führungsorganisation, darunter Mandela, verhaftet (er war bis 1990 inhaftiert).
ANC und SWAPO-Funktionäre wurden von der Staatssicherheit der DDR nicht nur in nachrichtendienstlicher und Agententätigkeit ausgebildet, sondern auch in Sabotage- und Terrortechniken. So sind z.B. für 1981 94 ANC-Kader in Ausbildungseinrichtungen der Staatssicherheit nachweisbar.
Innerhalb der Umkhonto gab es eine Sabotageeinheit unter der Führung von Joe Slovo, die durch äußerst erfolgreiche Brandanschläge gegen Raffinerien bekannt wurde und von in der Sowjetunion intensiv ausgebildeten Kämpfern geführt wurde. Im Rahmen aktiver geheimdienstlicher Maßnahmen versuchte der KGB darüber hinaus den Eindruck zu vermitteln, dass der Westen, darunter die USA und die Bundesrepublik, trotz des Waffenembargos Südafrika ihrerseits mit Waffen belieferten. Der KGB verwendete dazu an die Medien im Westen und in Afrika lancierte gefälschte Briefe und andere Dokumente. Interessanterweise unterhielt aber Moskau selbst wegen der Weltmarktpreise für Gold, Diamanten, Platin und Edelsteine permanent streng geheime Kontakte zu Pretoria. Die Intention war, die Preise hoch zu halten, während man andererseits den Westen eben wegen seiner Handelskontakte zu Südafrika öffentlich verurteilte.
Die Organisation konnte erst nach der Unabhängigkeit Mosambiks von Portugal 1975 Südafrika wieder erfolgreich in größerem Umfang infiltrieren. Südafrikanische Polizei (South African Police, SAP) und Militär waren deshalb in Rhodesien stationiert und versuchten, Infiltrationen Südafrikas zu verhindern und diese Organisationen zu bekämpfen.
                  
Opposition und Gegner in Südwestafrika
Im südafrikanisch verwalteten Südwestafrika, das südlich an Angola grenzt, und in Angola selbst, kämpften südafrikanische Einheiten gegen die marxistisch orientierte South West African People’s Organisation (SWAPO), die genau so wie ihr militärischer Arm, die People Liberation Army of Namibia (PLAN), trotz ihrer oft undifferenzierten Verklärung im Westen eine Guerilla- und Terrororganisation war, die auch vor Zwangsmaßnahmen und Brutalität gegenüber Unbeteiligten nicht zurückschreckte. So schreibt der Spiegel in seiner Ausgabe 28/1989: „Die Befreiungsbewegung Swapo, von der Uno als einzige legitime Vertretung Namibias anerkannt, hat Hunderte ihrer Mitglieder unter vagen Verdächtigungen jahrelang in Dschungel-Lagern misshandelt und gefoltert. Letzte Woche kamen aufgrund des Friedensabkommens zwischen Südafrika, Angola und Kuba die ersten 153 Häftlinge frei, darunter auch 18 Kinder.“ Die offenen Kampfhandlungen begannen 1966 und dauerten bis 1990 an, als die SWAPO die erste Regierung nach Erlangung der Unabhängigkeit am 21.3.1990 stellte.
                            
Zunächst firmierte die SWAPO ab 1957 als Ovamboland People’s Congress und war nach dem Volk der Ovambo benannt, der rund 50 Prozent der Bevölkerung des heutigen Namibia ausmacht. Die SWAPO wurde auch weiterhin ethnisch wesentlich von Ovambos geprägt und hatte eine frühe ähnliche, aber zahlenmäßig weit schwächere Organisation der Herero (South West African National Union, SWANU) verdrängt. Größere Teile der schwarzen Bevölkerung im Grenzgebiet zu Angola, so z.B. das Himba- oder Kavango-Volk, standen in Gegnerschaft zur SWAPO und lieferten dem südafrikanischen Militär – auch aufgrund der SWAPO-Übergriffe auf zivile Angehörige dieser Völker, wertvolle Informationen.
Dieses ethnische Element zieht sich wie ein roter Faden durch viele Aufstandsbewegungen des südlichen Afrika und das nicht erst nach 1945. So griffen 1904 die Nama auch erst dann die Deutschen in Südwestafrika an, als im Oktober die Herero faktisch geschlagen worden waren und der Konflikt in Rhodesien dauerte auch deshalb so lange, weil die im Wesentlichen ethnisch differenzierten schwarzen Unabhängigkeitsbewegungen ZANU und ZAPU einander feindselig gegenüber standen.
Ähnlich wie der ANC wurde die SWAPO gemäß Schwarzbuch des KGB massiv von Moskau unterstützt und tauschte sich mit dem KGB eng aus, so sind für den SWAPO-Führer und späteren ersten Ministerpräsidenten Sam Nujoma mehrere Besuche in Moskau aktenkundig, darunter auch ein Besuch des Parteitages der KPdSU 1981, sowie Besuche in Kuba. Die SWAPO unterhielt in Havanna eine Residentur und konnte an militärischer Ausbildung teilnehmen. Noch kritischer ist hingegen, dass seit 1976 SWAPO-Mitglieder auf Geheiß Nujomas und anderer „Säuberungsaktionen“ zum Opfer fielen.
                  
Südafrikanische Streitkräfte
Südafrika verfügte über eine Armee (South African Defence Force, SADF) von rund 18.000 aktiven Heeresangehörigen und 29.000 Reservisten des Heeres, 10.000 Angehörigen der Luftwaffe und rund 5.000 Angehörige der Marine.
Zu den legendären südafrikanischen Einheiten gehören:
        
Die Fallschirmjäger, die ihren Anfang 1961 als Parachute Bataillon nahmen und später die 44 Parachute Brigade bildeten, die 1989 aufgelöst wurde. Diese Einheit geht im Wesentlichen auf eine Delegation von Südafrikanern bei den britischen Paras im Jahr 1960 zurück, die den Nukleus des am 1.4.1961 aufgestellten Bataillons bildeten. Zu den Fallschirmjägern, in Südafrika „Parabats“ genannt, gehörten die Pathfinder und die Hunter Group.
Die Pathfinder Group wurde zunächst 1980 aus Angehörigen der Rhodesian Army gebildet und bereitete durch Fernaufklärung z.B. Operationen von 32 Bataillon oder des Parachute Bataillon vor. 1981 wurden Mobile Strike Forces aus den Pathfinder Groups gebildet, die SWAPO-Verbindungswege stören und zerstören sollten und dazu mit Toyota Land Cruisern, Land Rovern und Mercedes Unimogs ausgestattet wurden (u.a. mit 20 mm Flugabwehrkanonen und .50er MGs bewaffnet). Die Pathfinder nahmen 1981 erfolgreich an der Operation Protea teil. 1982 wurden sie aufgelöst.
Die Hunter Group bestand ab Mai 1968 als spezielle Counter Insurgency-Einheit. Sie wurde mit südafrikanischen R1-Sturmgewehren (Kaliber .308) ausgestattet, erhielt ein spezielles Infanterietraining, eine spezielle Waffen- und Schießausbildung und eine spezielle – oft individuell ausgesuchte und beschaffte Ausrüstung, darunter die zur damaligen Zeit einzige Camouflage-Uniform Südafrikas. Die Hunter Group ging später in den Recce-Verbänden auf.
                                  
Getarnter Recce Operator in den 80er Jahren

Das 32 Bataillon ("Buffalo Soldiers"), dessen Vorläufer aus ehemaligen Angehörigen der angolanischen FNLA gebildet und durch Angehörige des Buschmann-Volkes aus Namibia (Bravo Group) bzw. des Zulu-Volkes (Alpha Group) verstärkt wurde, die südafrikanische Uniformen und erbeutete Waffen (meist sowjetische oder chinesischen AK-47) aus dem Ostblock erhielten und in der Bekämpfung von Guerillas ausgebildet wurden. Die beiden Gruppen gingen in das 32 Bataillon über, das später aus Angehörigen sieben unterschiedlicher schwarzer Völker und weißen Offizieren und Unteroffizieren bestand, die sich auf ein Jahr verpflichteten, von denen sie elf Monate im Busch verbrachten.
                
Oberst Jan Breytenbach, Gründer und Kommandeur 32 Bataillon,
Kommandeur 44 Parachute Brigade
                          
Selbst in dieser besonderen Truppe gab es in Form des Recce Wings, des Aufklärungselements, einen weiteren Ausleseprozess. Diese bis zu 70 Mann starke Einheit mit einer hohen Anzahl schwarzer Unteroffiziere, operierte weitgehend unabhängig und unternahm z.B. Fernaufklärungsoperationen tief in Angola – oft um größere Offensivoperationen von 32 Bataillon erst zu ermöglichen. Diese oftmals als Söldner abqualifizierten weit überwiegend schwarzen, jedoch multiethnischen Angehörigen der südafrikanischen Streitkräfte sind einer der Gründe, warum das einfache westliche Schwarz-Weiß-Bild für Südafrikas Kriege unzutreffend ist.
                     
Buffalo weya a Cubano ukatile (Die Büffel kamen, die Kubaner liefen fort)
Buffalo weya ove a Russa ukatile (Die Büffel kamen, die Russen liefen fort)
Da watila ai, we (Wenn Du fort läufst, ah, eh)
Wabata o tungo aiwe. (Bist Du der Verlierer)
Lied “Buffalo Weya” des 32 Bataillon
                    
Die Reconnaissance (Aufklärungs-) Regimenter (1 bis 6 Recce), die ab 1972 ebenfalls Fernaufklärungsoperationen unternahmen, sowie weitere Spezialoperationen. Zwei der 6 Regimenter bestanden nur kurz und wurden nach dem Fall Rhodesiens aus ehemaligen rhodesischen Spezialkräften rekrutiert. Die Recce Teams infiltrierten gegnerisches Territorium weiter als jede andere Einheit, wie der „Cabinda Incident“ zeigte, als 1985 ein Team 2.000 km tief in Angola gestellt wurde, das dort ANC- und SWAPO-Einrichtungen aufklären sollte.
                  
Koevoet
                                 
 Die South West African Police Counterinsurgency Unit (SWAPOL-TIN abgekürzt oder “Koevoet” genannt). Diese paramilitärische, mehrheitlich schwarze Einheit bewirkte 1978 bis 1988 im Grenzkrieg zu Angola alleine rund ein Drittel der SWAPO-Verluste. Notwendig war die Aufstellung von Koevoet nachdem die SWAPO nach der Räumung Angolas durch die Portugiesen ihre Operationen ausdehnte und weniger kleinere Terrorakte, als vielmehr größere militärische Operationen gegen südwestafrikanisches Gebiet durchführte. Formell gehörte Koevoet zur Polizei und stützte sich überwiegend auf Angehörige der Ovambo ab, die auch bei der SWAPO die weit überwiegende Mehrheit bildeten, weniger auf Kavango-Angehörige. Ein erster großer Erfolg von Koevoet wurde 1979 erzielt, nachdem 12 Terroristen nahe der Etosha Game Reserve weiße und schwarze Zivilisten, darunter auch Kinder, getötet hatten. Nachdem reguläre Soldaten die Spuren der Täter nicht mehr feststellen konnten, gelang es einem Trupp Ovambo- und einem weißen Koevoet-Soldaten, die Spuren zu verfolgen und nach sieben Tagen die Täter zu stellen und zu schlagen. Nach diesem Erfolg wurde die zunächst schlechte Ausstattung der Koevoet verbessert und sie wurde durch Hippo- später Casspir-Fahrzeuge mobiler gemacht und erhielten u.a. südafrikanische R4 und R5-Sturmgewehre (.223 Remington) zu ihren AK-47 und FN MAGs (leichte belgische Maschinengewehre, .308 Kaliber) sowie Granatwerfer aus US-Produktion, 60 mm Mörser und schwere Maschinengewehre für ihre Fahrzeuge (.30 und .50 Kaliber).
In den Reihen von Koevoet kämpften Männer wie Frans „Smiley“ Conradie, ein ehemaliger Recce-Mann, der 140 Gefechte unverwundet überlebte und legendäre Fähigkeiten in der Spurensuche aufwies – mit seiner Koevoet-Einheit oder auf sich alleine gestellt. 1983 soll er drei SWAPO-Kämpfer drei Tage lang verfolgt haben, bis sich ihre Spur teilte. Er verfolgte und stellte erst den ersten, dann den zweiten und schließlich den dritten. Er starb 1983 bei einem Unfall.
Koevoet wurde 1988 aufgelöst. Auch Koevoet passt nicht ins Bild der üblichen Südafrika-Kritik. Die Art und Weise, wie Männer, Unteroffiziere und Offiziere im Busch zusammenlebten, widerspricht dem gängigen Bild südafrikanischen Rassismus. Noch mehr Unverständnis dürfte die Tatsache auslösen, dass nach dem Zusammenbruch des weißen südafrikanischen Staates ehemalige weiße und schwarze Angehörige der südafrikanischen Streitkräfte gemeinsam und freiwillig als Söldner an Operationen in weiteren afrikanischen Ländern teilnahmen – etwa als Angehörige der heute nicht mehr existierenden südafrikanischen Firma Executive Outcomes (EO). Der Gründer von EO, Eeben Barlow, bezeugt, dass in den Reihen von EO selbst ehemalige SWAPO- und ANC-Kämpfer Dienst taten und vorbehaltlos akzeptiert wurden.
                            
Kampfhandlungen in Südwestafrika
Als die Portugiesen sich 1974-75 aus Angola zurückzogen, konnte die SWAPO von dort aus nach Südwestafrika einwirken und einsickern und war nicht mehr auf Basen in Tansania und Sambia sowie den schmalen Caprivi-Streifen als Zugang nach Südwestafrika angewiesen.
Bereits gegen Ende der portugiesischen Herrschaft hatten sich in Angola drei Guerillagruppen bekämpft: die von Südafrika zeitweilig unterstützte UNITA, die vom Ostblock unterstützten Marxisten der MPLA und die Nationalisten der FNLA.
Gegen Ende der 70er Jahre verfügte die SWAPO über rund 10.000 Kämpfer, die von der damaligen Sowjetunion, der DDR und Kuba ausgerüstet und ausgebildet worden waren. Politisch erhielt sie ab 1976 die Unterstützung der Vereinten Nationen (UNO), die Südafrika der illegalen Besetzung Südwestafrikas beschuldigte. Südafrika hatte zu Spitzenzeiten rund 40.000 Mann in Südwest stationiert, von denen Teile den lokalen Völkern, den San, Ovambo, Okavango u.a. angehörten.
                             
Südafrika war militärisch nicht nur erfolgreich in der Sperrung der Grenze Angola-Südwestafrika mit Zäunen, Minenfeldern, Checkpoints und stationierten Truppen, sondern auch mit Operationen tief auf dem Staatsgebiet Angolas, Botswanas und Sambias. Dazu zählt z.B. die Operation Protea, die 1981 fast 100 km tief auf angolanischem Gebiet stattfand und in deren Verlauf geschätzte 1.000 kubanische, angolanische und SWAPO-Kämpfer getötet wurden. Die Kubaner waren in Spitzenzeiten mit bis zu 50.000 Mann in Angola präsent, die mit Hilfe der sowjetischen Luftwaffe transportiert wurden. Sie verfügten u.a. über sowjetische T-34-Panzer und MiG 21-Jagdflugzeuge sowie gepanzerte Transportfahrzeuge.
                        
Ähnliche Operationen führte Südafrika im Mai 1978 und Dezember 1983 durch. Die südafrikanische Operation des Jahres 1978, genannte Reindeer, eine der größten Luftlandeoperationen nach 1945, wurde als Cassinga Day berühmt und stellt ein Musterbeispiel für einen militärischen Sieg dar, der durch wohlüberlegte Kommunikationsmaßnahmen des unterlegenen Gegners gegenüber westlichen Öffentlichkeiten zum Desaster wird. Cassinga war eine rund 250 km tief in Angola liegende Ortschaft, in deren Nähe die SWAPO und die Kubaner ein Trainingslager, eine militärische Anlage und ein Hauptquartier mit wichtigen Führungselementen errichtet hatten, in der rund 1.800 bewaffnete Kämpfer lebten und trainierten und die durch Befestigungen und sowjetische Flugabwehrgeschütze gesichert war. Weiterhin lebten in dem Lager Familienangehörige der Kämpfer und politische Funktionäre der SWAPO, Händler, Prostituierte, Gefangene und Verschleppte der SWAPO und ortsansässige Schwarze.
Reindeer begann frühmorgens am 4.5.1978 mit einem Luftangriff südafrikanischer Buccaneer-, Canberra- und Mirage-Flugzeuge, gefolgt von der Luftlandung südafrikanischer Fallschirmjäger (mit Masse 1. Parachute Bataillon) mittels Transall- und Hercules-Maschinen. Zuvor hatten sich die Parabats ihre Feuertaufe 1966 im Rahmen der Operation Blouwildebeest in Südwestafrika gegen die SWAPO erlebt und sich u.a. 1974 bei einer Offensivoperation nach einer Luftlandung im Caprivistreifen sowie 1975/76 bei der Operation Savanna ausgezeichnet. Kurz vor Reindeer waren sie mit anderen Elementen zur 44 Parachute Brigade verschmolzen worden.
Den Fallschirmjägern schlug heftiges Abwehrfeuer von SWAPO- und kubanischen MGs und zum Teil heftige Gegenwehr von SWAPO-Kämpfern am Boden entgegen. Deswegen und aufgrund falscher Landungszonen gelang größeren SWAPO-Teilen die Flucht, darunter Dimo Hamaabo, Kommandeur der bewaffneten SWAPO-Kräfte und später erster Verteidigungsminister Namibias. Gegen Mittag war allerdings jeder SWAPO-Widerstand niedergekämpft, so dass mit der Zerstörung militärischen Geräts, dem Sammeln von Dokumenten und dem Ausfliegen von Gefangenen begonnen werden konnte. Um 13 Uhr erfolgte ein kubanischer Gegenstoß aus einem in der Nähe gelegenen Lager, der von Panzerabwehrelementen der Fallschirmjäger und südafrikanischer Luftwaffe aufgehalten werden konnte, bis die Südafrikaner mit Puma-Hubschraubern nebst Gefangenen und erbeutetem Material ausgeflogen waren. Auf Seiten der Südafrikaner gab es vier Tote und weniger als 20 Verletzte. Die Verluste der SWAPO und Kubaner wurden nie offiziell bestätigt. Schätzungen aus Südafrika gehen von über 1.000 getöteten Kämpfern aus.
                        
Parabats besteigen Puma-Hubschrauber
                      
Anders als erwartet, gelang es der SWAPO dennoch, Cassinga in einen, wenn auch teuer erkauften Sieg umzumünzen: In der Folge wurden die kubanischen und sowjetischen Bemühungen weiter verstärkt, um den enormen Ausfall von Logistik und Ausbildungskapazitäten für die Guerillas zu kompensieren. Schwerwiegender war jedoch, dass es der SWAPO gelang, das Militärcamp als Flüchtlingslager zu positionieren und ein Massaker an 600 Zivilisten weitgehend zu erfinden. Schwerer als eine Verurteilung Südafrikas in dieser Sache durch die UNO wirkte der zähe Widerstand des Westens, der sich zu einem umfassenden Boykott Südafrikas auswuchs, der selbst die Maßnahmen gegen erwiesene „Schurkenstaaten“ bis heute in den Schatten stellt. So schreibt die ehemalige SED-Parteizeitung noch 2008 vom Massaker von Cassinga, dem nur wenige Kämpfer, in der Hauptsache aber Kindergärten, Schulen, Klinik und Werkstätten zum Opfer gefallen wären. Medienwirksam wurden – wie von Saddam Husseins Propagandisten – ausgewählten Medien Massengräber und zerstörte zivile Einrichtungen präsentiert und die DDR nahm Waisenkinder aus Namibia auf – natürlich auch damals mit publizistischem Feuerwerk des Neuen Deutschland und ähnlicher Medien. Auch in Namibia gehört Cassinga nicht zuletzt aufgrund ehemaliger SWAPO-Angehöriger in einflussreichen Positionen bis heute zum Gründungsmythos des Staates.
Offenbar konnte die SWAPO aber zuletzt ihren lange gepflegten Opfermythos nicht mehr aufrechterhalten. So schreibt der Spiegel in seiner Ausgabe 41/1989 kurz vor den Wahlen in Südwestafrika und dem bereits zu erwartenden Wahlsieg der SWAPO: „Die Freude auf den nahen Sieg ist jedoch getrübt: Der brutale Umgang mit Dissidenten aus den eigenen Reihen hat die Swapo in Namibia und im Ausland viele Sympathien gekostet. Tausende wurden in den Exilcamps in Angola per Folter ‚umerzogen’ und als angebliche ‚Verräter’ in Erdlöchern gefangen gehalten.“ Auch international gab es, wenn auch verhaltene Kritik an der SWAPO und verantwortlichen Funktionären. So wurde die Ernennung des ehemaligen SWAPO-Geheimdienst-Chefs Salomon „Jesus“ Hawala (dem „Schlächter von Lubango“) zum Oberbefehlshaber des neuen namibischen Heeres von Menschenrechtsorganisationen kritisiert, da Hawala „einer der Hauptverantwortlichen für Folterungen zahlreicher Gefangener in Lagern der Befreiungsorganisation in Angola“ sei und „bei den Misshandlungen auch schon mal persönlich anwesend war“.
                            
Kampfhandlungen in Südafrika
Nach dem Friedensschluss in Südwestafrika wurde südafrikanisches Militär verstärkt nun auch im Inneren eingesetzt, z.B. in der Grenzsicherung gegen illegale Einwanderung aus Simbabwe, Botswana und Angola/Südwestafrika (selbst kurz vor der Fußballweltmeisterschaft 2010 kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen autochthoner südafrikanischer Schwarzer gegen eingewanderte Angolaner und Simbabwer), gegen Unruhen in den Townships und in der Übergangszeit im Rahmen des Kampfes der Zulu-Bewegung gegen den ANC.
Nicht nur Elitetruppen wie die 44 Parachute Brigade übernahmen diese Aufgabe, sondern unpassenderweise auch bis dahin meist aufgabenbedingt unter Geheimhaltung operierende Verbände wie 32 Bataillon. Nicht nur stimmte das Fähigkeitenprofil dieser kampferprobten Counter Insurgency-Experten nicht mit den Anforderungen eher polizeilicher Aufgaben unter Anwendung auch von less lethal Wirkmitteln überein. Auch politisch war ihr Einsatz unklug, konnte er doch zu der Fehlwahrnehmung führen, Südafrikas Regierung führte Krieg gegen die Bevölkerung. Diesen Fehler hatten schon die Briten in Nordirland mit dem turnusmäßigen Einsatz von Kampftruppen mit einem langwierigeren Friedensprozess bezahlt.
                   
Das Ende
Der andauernde Boykott und die internationale Ächtung sowie ein Generationswechsel weißer südafrikanischer Politiker führten um 1990 zur Verhandlungsbereitschaft der Regierung. Mit der politischen Weigerung und dem wirtschaftlichen Unvermögen Gorbatschows, den ANC und weitere Gruppen in Südafrika weiter zu unterstützen, wurde auch der ANC verhandlungsbereiter. In Folge dieser – auch durch die Persönlichkeiten der sich vertrauenden Politiker Nelson Mandela und Frederik Willem de Klerk begünstigten – Annäherung wurde das ANC-Verbot und Verbote weiterer Organisationen aufgehoben und die Symbolfigur Mandela aus der Haft entlassen.
Allerdings wurde der allgemeine Prozess der Annäherung von in der Regel gewalttätigen Machtkämpfen zwischen dem ANC und der Zulu-Partei Inkatha überschattet. Allein im Verlaufe dieser Auseinandersetzungen gab es geschätzte 30.000 Todesopfer.
Die ersten Wahlen nach dem vollständigen Ende der Apartheid 1994 gewann der ANC. Mandela wurde Präsident und verantwortet wesentlich eine auf Aussöhnung und Ausgleich ausgerichtete Innenpolitik („Wat verby is verby“), zu der sein Nachfolger 1999, Thabo Mbeki, nicht in der Lage und Willens war.
Die neuen südafrikanischen Streitkräfte wurden 1994 aus Teilen der alten Armee sowie der Guerilla- und Terrorgruppen Umkhonto we Sizwe (ANC), Azanian People's Liberation Army (PAC) und Inkatha Freedom Party gebildet. Erster Verteidigungsminister wurde der ehemalige Umkhoto-Chef Joe Modise.
Die gegenwärtige Innere Sicherheitslage Südafrikas ist weiter nicht nur durch eine u.a. durch die auch sozial begründete, explodierende Kriminalitätsrate gekennzeichnet, sondern es besteht auch Anlass, am weiteren Erfolg des Versöhnungsprozesses zu zweifeln – nicht zuletzt wenn Politiker wie der ANC-Jugendführer Julius Malema den Rassenhass mit Liedern wie „Tötet den Buren“ schürt, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibt, und Sympathien für die politischen „Lösungen“ Simbabwes äußert.
Auch in Namibia ist die Vergangenheit nicht tot. So reichten Menschenrechtsaktivisten 2007 gegen Sam Nujoma, Chef der Regierungspartei SWAPO, und ehemaliger Präsident des Landes, eine Klage wegen Kriegsverbrecher vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag ein, da sie ihn für interne Säuberungsaktionen mit bis zu 6000 Toten verantwortlich machen. Der Spiegel beschreib in seiner Ausgabe 43/2007 die Reaktion der namibischen Regierung: „Die Regierung reagierte mit Drohungen: ‚Jeder, der unsere Helden verunglimpft, soll das Land verlassen’, forderte Präsident Hifikepunye Pohamba; die Swapo-Jugend trommelt zu Massendemonstrationen gegen die Menschenrechtler. ...  Um die Berichterstattung über Swapo-Verbrechen zu behindern, soll die Pressefreiheit eingeschränkt werden - so zumindest sieht es ein Gesetzentwurf vor.“
Die Kriege Südafrikas sind dementsprechend weiter gegenwärtig.
                         
                                    
Lutar até oa fim (Fighting till the end)
Lutar até oa fim (Fighting till the end)
Lutaremos atè ao fim (We are going to fight until the end)
Combatente do Buffalo luta (Combatants of Buffalo)
Aus: Lutar até oa fim, Lied des 32 Bataillon
                          
Gastbeitrag von J.L. Marais

Literatur
• Christopher Andrew und Wassili Mitrochin: Das Schwarzbuch des KGB 2. Berlin 2005.
• Thomas Auerbach: Einsatzkommandos an der unsichtbaren Front. Berlin 1999.
• Eeben Barlow: Against all Odds. 3. Auflage. Alberton 2010.
• Ian F.W. Beckett: Encyclopedia of Guerilla Warfare. New York 2001.
• Jan Breytenbach: They lived by the Sword. 1990.
• Jan Breytenbach: The Buffalo Soldiers - Story of South Africa’s 32-Battalion: 1975-1993.
• Paul Els: We fear Naught but God. South African Special Forces. 2000.
• Peter Gödecke u.a.: Kriege im Frieden. Braunschweig 1983.
• Horst Gründer: Geschichte der deutschen Kolonien. 2. Auflage. Paderborn u.a. 1991.
• Magnus Malan: My Life with the SA Defence Forces.
• Piet Nortje: 32 Bataillon. Kapstadt 2007.
• Robert Pitta und Jeff Fannel: South African Special Forces. London 1993.
• Leopold Scholtz: The Namibian Border War. An Appraisal of the South African Strategy.
• Peter Stiff: The Silent War. South African Recce operations 1969 to 1994.
• Peter Stiff: The Covert War: Koevoet Operations in Namibia: 1979-1989.

Verweis: Rhodesiens Krieg 1965-80 und Südafrikas Innere Lage