Vom Unsinn permanenter Schießprüfung - eine Polemik

In Mecklenburg-Vorpommern scheiterte die Absicht, für die Verlängerung des Jagscheins die Teilnahme am jagdlichen Schießen festzuschreiben. Offenbar meint nicht nur die Behörde, sondern auch einzelne Jäger - jedenfalls die geschätzte Deutsche Jagdzeitung in ihrer Dezemberausgabe (www.djz.de) sinngemäß, dies sei nicht so schlimm, diene der Unfallverhütung und sei in anderen Ländern auch üblich. Wir betrachten jedoch permanente Schießprüfungen schlicht als sinnlos. Warum?


  • Selbst ein Schießnachweis im Sinne einer Mindestleistung auf die 100 m Scheibe oder auch den laufenden Keiler sagt wirklich gar nichts über die mögliche Unfallgefährdung durch einen Schützen auf der Jagd. Gefährlich ist in den seltensten Fällen die mangelhafte oder fehlende Fähigkeit auf 100 m ein gut stehendes Stück zu treffen, sondern z.B. die Sorglosigkeit auf einen angemessenen Kugelfang zu achten oder innerhalb der eigenen Grenzen zu schießen und den Stand nicht zu verlassen (Drückjagd) oder schlechtes oder fehlendes Ansprechen oder Schuß trotz schlechter Sicht oder oder ...
  • Gut, es drehte sich nur um ein Pflichtschießen ohne Leistungsbewertung, aber sehen auch wir Jäger nicht in jeder Waffenrechtsnovelle eine und noch eine und noch eine Änderung, die in der Summe im Ergebnis nichts anderes tun, als auch die Jagd zu erschweren und potentiell irgendwann zu verunmöglichen? Heute mag es um einen Schießnachweis gehen, morgen wird es um einen Treffernachweis gehen (ist der dann genau so wirklichkeitsfremd wie viele Schießaufgaben in Jägerprüfungen?) und übermorgen wird es weitere Restriktionen geben. Am Ende, da sind wir sicher, werden Erschwerungen der Jagd stehen. Und im Ausland mag es so sein, daß man bei bestimmten Jagdarten oder bei der Verlängerung des Jagscheines einen Schießnachweis braucht, aber wie ist dort sonst das Waffengesetz geregelt? Ja, es ist in den allermeisten Fällen mit unserer deutschen Strenge nicht zu vergleichen.
  • Und schließlich: Wer hebt die Anforderungen an Schießstände so an, daß sie immer weniger und weniger in der Fläche zur Verfügung stehen (Stichwort Umwelt- und Lärmschutz durch das "schreckliche" Schießen - wobei eine Schalldämpfung der Waffe natürlich auch so gut wie unmöglich ist)? Wer trägt durch individuelle Auflagen dazu bei, daß es immer schwieriger wird, angemessenes Schießtraining zu bekommen? Wer fördert im Ergebnis eine Kultur der Waffenfeindlichkeit ("Bitte überlegen Sie, ob Sie Ihre Waffen noch brauchen" ...) ? Ein Schelm, wer Schlechtes dabei denkt, daß jetzt auch die Anforderung an die Jagdausübung angehoben werden sollen. Der Jagdschein wird einem ja geradezu hinterhergeworfen ...
Wir lehnen jede weitere Einschränkung jagdlichen Tuns ab: die anlaßlose Betretungsmöglichkeit der Wohnung ("Ist ja nicht so schlimm, ich habe nichts zu verbergen"), die Gebühren, die man für seine eigene Waffenkontrolle zahlen darf ("Ist ja nicht so viel Geld"), die Minijobber, die einen zu Hause aufsuchen sollten* ("Man muß ja irgendwie die Personalknappheit lösen"), das Pflichtschießen ("Dient der Sicherheit, gibt es in Norwegen auch"), die biometrischen Schlösser ("Die 200 Euro pro Waffe muß man schon investieren können") und und und. Alles kein Problem. Auch die zentrale Lagerung von Waffen und Munition gab es schon (z.B. in der DDR), das Vergiften von Wildtieren statt ihrer Erlegung gibt es ebenfalls irgendwo (z.B. in den Niederlanden). Schaffen wir einfach die Repetier- oder Selbstladebüchsen ab. Ach nein, Vorderlader- und Bogenjagd ist ja auch schon verboten, das eine in einigen Landesjagdgesetzen, das andere überall in Deutschland. Kalte Waffen werden auch nicht so gerne gesehen, weil "irgendwie brutal". Schaffen wir doch die Jagd überhaupt ab und sparen uns die vielen kleinen Gemeinheiten, die sie bloß erschweren, das wäre ehrlicher oder?
*Inzwischen aufgegebenes Vorhaben