Bekleidung
Nässe und Wind sind bei uns wie auch in weiten Teilen ganz Europas gefährlicher als die trockene Kälte der Arktis. Der menschliche Körper erwärmt die Luft unmittelbar über sich, so daß diese eine Art „Wärmemantel“ bildet. Der Wind zerstört diesen Wärmemantel. Wenn eine Temperatur von 0 Grad Celsius herrscht und der Wind nur mit einer Geschwindigkeit von 18 Km/h weht, empfindet der diesem Wind ausgesetzte Mensch bereits eine Temperatur von – 8 Grad. Die empfundene Temperatur wird naturgemäß geringer, je schneller der Wind weht oder je kälter es tatsächlich ist. Steigt die Windgeschwindigkeit z.B. auf 36 Km/h, empfindet der Mensch bereits eine Temperatur von – 15 Grad. Bleibt die Windgeschwindigkeit gleich (18 Km/h), aber sinkt die tatsächliche Temperatur z.B. von 0 Grad auf – 10 Grad, empfindet der Mensch – 21 Grad.
Die Gefahr der Nässe liegt darin, daß verdunstende Flüssigkeit Verdunstungskälte erzeugt. Sind die Kleider also naß wegen des Regens bzw. Schnees oder weil man geschwitzt hat, ziehen sie dem Menschen Körperwärme ab.
Aus dieser Gefahr durch Nässe und Kälte folgern einige Hinweise für die Bekleidung: Am wichtigsten ist es, sich nach dem „Zwiebelschalenprinzip“ zu kleiden, also mehrere Kleidungsschichten anzuziehen, zwischen denen Luft zirkulieren kann (die Kleidung darf also nicht zu eng gewählt werden), z.B. Funktionsunterwäsche (transportiert den Schweiß vom Körper weg) > Pullover > wärmende, winddichte Innenjacke > wasserdichte Außenjacke (wasserdicht darf sie nur für Tropfen von außen nach innen sein, von innen nach außen muß sie wasserdampfdurchlässig sein, um den Schweiß abtransportieren zu können).
Zu den Materialien:
- Außenjacke: Das bekannte Goretex ist nur ein Markenname für eine Membran (eine Art Folie, die auf den Oberstoff durch Wärmebehandlung aufgebracht wird), daneben gibt es andere atmungsaktive Membranen oder auch Beschichtungen (auf den Oberstoff „aufgepinselt“), wobei Membranen – insbesondere dreilagige – belastbarer sind (Rucksack, Riemen der Waffe etc.).
- Innenjacke: Hinsichtlich der wärmenden Schicht ist Fleece (unterschieden nach Gewicht pro Quadratmeter, wobei die niedrigere Zahl, also z.B. 100, weniger wärmt als die höhere, z.B. 300) deshalb in vielen Fällen natürlichen Stoffen vorzuziehen, weil diese wesentlich langsamer trocknen. Dieses Problem ist auch von Schlafsäcken und Ansitzsäcken bekannt (Daune oder Loden gegenüber Kunstfaser).
- Unterwäsche bzw. Hemd/Bluse: Hierfür sind Funktionsfasern wie Polyester oder Nylon mit ihrem geringen Gewicht und ihrer schnellen Trocknung am besten geeignet. Bereits ein gutes Funktionsunterhemd, das zuverlässig und permanent den Schweiß abtransportiert, ist häufig schon ausreichend, um sich in einer Situation von abwechselnd Anstrengung und Ruhe „trocken“ zu fühlen.
Schuhe, die in dieser Jahreszeit getragen werden, sollten groß genug gewählt worden sein, um eine Einlegesohle zu tragen und zusätzlich dicke Socken. Gute Schuhpflege mit einem passenden Lederfett ist bei Lederschuhen im Winter ebenfalls unabdingbar, um das Eindringen von Nässe durch den Schuh so lange wie möglich zu vermeiden. Die heute oft belächelten Gamaschen tragen dazu bei, das Eindringen von Schnee und Nässe von oben in den Stiefel zu verhindern.
Waffen
Waffen vereisen und beschlagen, wenn sie einem schnellen Temperaturwechsel ausgesetzt sind, und bilden schneller Rost. Es ist deshalb sinnvoll, sie unter der Temperatur aufzuheben, unter der sie auch eingesetzt werden (unter Berücksichtigung der gesetzlichen Bestimmungen versteht sich). Sie sollten aber in jedem Fall vor direkten Witterungseinflüssen (insbesondere Regen und Schnee) geschützt werden.
Festgefrorene Teile der Waffe dürfen, um Beschädigungen und Gefährdungen für den Schützen zu vermeiden, nicht gewaltsam bewegt werden. Es ist besser, sie mit einem angewärmten Korrosionsschutzmittel wieder beweglich zu machen. Vor dem Einsatz der Waffe im Winter empfiehlt sich insbesondere bei längerer Aufbewahrung in der Kälte, eine Prüfung auf Beweglichkeit.
Gefährlich ist es, wenn erhitzte Teile wie z.B. der Lauf mit Schnee in Berührung kommen, da sie sich sonst verziehen können und beim Lauf die Gefahr der Reißens und der Gefährdung des Schützen besteht. Eis, Schnee oder Wasser im Rohr können ebenfalls eine Aufbauchung bzw. Sprengung des Rohrs bewirken. Wenn z.B. Kondenswasser im Lauf ist, kann das zum sogenannten „Morgentau-Effekt“ führen. Das bedeutet, das Pulver der Patrone verbrennt nicht vollständig, sondern setzt sich am Rand des Rohres fest und trocknet an. Es kann dann zu einem schlagartigen Verbrennen dieses Pulvers kommen, das ebenfalls den Lauf sprengen kann. Eine regelmäßige Kontrolle und notwendige Reinigung der Waffe ist deshalb keine Pingeligkeit, sondern speziell im Winter Kennzeichen eines gut ausgebildeten Jägers.
Ernährung
Bewegung in der Kälte, die Wärme erzeugt, bedarf der Zuführung von ausreichender Nahrung und zwar warmer. Kalte Nahrung entzieht dem Körper zusätzlich Wärme und ohne oder mit zu wenig Nahrung (wie mit zu wenig Schlaf), friert man leichter. Aber in großer Kälte sollte auch ausreichend getrunken werden. Allerdings sollte man dabei Alkohol vermeiden, denn er erweitert die Blutgefäße, so daß die Wärmeabgabe gesteigert wird.
Aufwärmen
Der Mensch selbst kann sich nicht dadurch aufwärmen, daß er dicke Bekleidung anzieht. Damit kann er nur seine eigene Körperwärme halten. Wärme erzeugen kann man nur durch Bewegung (Bekleidung anpassen), durch das Zuführen heißer Getränke und heißer Nahrung, durch Wärmequellen wie Feuer, Kerzen, Kocher, Taschenöfen etc. oder durch Aufenthalt in warmen Räumen, Fahrzeugen etc.
Der Mensch kann allerdings durch seine Platzwahl dazu beitragen, weniger auszukühlen, denn er kann nicht nur vermeiden, sich dem Wind auszusetzen (Wald hält den Wind wirkungsvoll ab), sondern auch in sogenannte „Kälteseen“ zu geraten. Kalte Luft ist nämlich schwerer als warme Luft und fließt deshalb von den Bergen oder Hügeln abwärts. Dadurch bilden sich in Tälern und Becken die sogenannten Kälteseen, die durchaus einige entscheidende Grad Temperaturunterschied zu den wärmeren Bereichen der Landschaft aufweisen können.
Es ist auf der Jagd in Deutschland nicht ohne Weiteres denkbar, sollte jedoch trotzdem erwähnt werden: Ein längerer, kräftezehrender Aufenthalt in der Kälte – sagen wir z.B. bei Jagden in der Arktis, in Kanada oder im Gebirge – kann insbesondere wegen konditioneller Schwächen, besonderer Witterungsbedingungen oder falscher oder verloren gegangener Ausrüstung – dazu führen, daß man in einer Gruppe auf einander acht geben und Kälteschäden beim Jagdkameraden oder sich selbst erkennen muß – etwa Teilnahmslosigkeit, anhaltende Schwäche, sich nicht mehr Aufwärmen können. In diesem Moment haben wir es mit einem medizinischen Notfall zu tun, der mit „Bordmitteln“ schwer zu behandeln ist. Es lohnt sich deshalb, gelegentlich einen Blick in ein Erste Hilfe-Handbuch zu werfen und nicht nur über Erfrierungen, sondern auch über Unterkühlung nachzulesen, um Anfängerfehler, wie den sogenannten Rettungstod aufgrund zu schnellen Aufwärmens zu vermeiden. Der Verfasser dieses Beitrages hatte in einer solchen Situation das Glück, von einem Kettenfahrzeug mit erprobten Sanitätern abtransportiert zu werden, nachdem er wegen Unterkühlung aufgrund plötzlichen Schneefalls (der nur Kälte, wegen seiner geringen Höhe aber nicht die Möglichkeit zur Anlage von Behelfsbauten wie Iglus bot) nicht mehr handlungsfähig war. Natürlich haben mir die Sanitäter geholfen. Genau so wichtig war aber derjenige, der bei mir den besagten Zustand festgestellt und gehandelt hat.
Filmbeitrag Hypothermie (Unterkühlung) & Wärmeverlust von Outdoor-TV: http://www.odoo.tv/Hypothermie-Waermeverlust.420.0.html