Rezension: Jagdliche Nachtzielhilfen

Martin Erbinger, mit Geburtsjahrgang 1965 ein erfreulich "junger" Experte, ist inzwischen ein anerkannter Sachverständiger für Schalldämpfer und Publizist zweier waffentechnischer Bücher. Auch das vorliegende schmale Buch "Jagdliche Nachtzielhilfen" ist äußerst kompakt und inhaltlich gelungen. Was Erbinger weniger gut kann, ist Überschriften für seine Werke formulieren. Ich hatte mir das vorliegende Buch lange nicht gekauft, weil der Untertitel "Erlaubtes, Verbotenes, Wirksames" etwas nach Empfehlung von halbseidenen, sprich illegalen Optiken klingt. Weit gefehlt.

Im Gegenteil stellt Erbinger nicht nur die technischen Zusammenhänge dar, sondern verweist auch auf die Legalität oder Illegalität von optischen Ausrüstungen in Deutschland - und zwar ausdrücklich und erklärtermaßen nicht, damit diese umgangen werden können. Das Buch ist, in einem Satz gesagt, grundseriös und arbeitet das Thema gut und überschaubar auf. Er behandelt u.a. passive und aktive Leuchtsubstanzen (die allein schon Wunder wirken können), Leuchtabsehen, waffenmontierte Scheinwerfer, Infrarotlichtquellen, Restlichtverstärker und spezielle Optiken verschiedener Hersteller.
Inhaltlich wichtig ist nicht nur die klare Position des Autors für sinnvolle (und legale) technische Errungenschaften ("Grundsätzlich soll man sich an negativen Kommentaren zur eigenen High-Tech-Ausrüstung nicht stören. Echte Waidgerechtigkeit besthet auch darin, dem bejkagden Wild einen schnellen, schmerzfreien Tod zu bereiten."), sondern auch die explizite Warnung vor nicht nur illegalen, sondern oft auch minderwertigen und unbrauchbaren "Nachtsichtlösungen für die Auslandsjagd" und den Geschätspraktiken einiger solcher Händler, die grundsätzlich Vorkasse oder Nachnahme verlangen. Das Buch wäre hier und da angenehmer zu lesen, wenn Erbinger nicht so sehr den Experten "heraushängen" ließe. Zumindest eine Institution gibt es, die vielen jungen Männern (und inzwische auch Frauen) etwas über Nachtsichttechnik beigebracht hat: das Militär. Wer damit im Dunkeln fliegen, fahren und schießen kann - und das sind wohl inzwischen eine ganze Menge Leute, hat auch Nachtsichttechnik schon praktisch erprobt. Und das Eotech oder das Leupold CQ/T sind auch keine Technologien mehr, die keiner kennt. Dafür sorgen schon die zumindest drei sehr rührigen Waffenfachzeitschriften. Damit wir uns nicht mißverstehen: Das kleine Buch wird ausdrücklich als sehr gute Zusammenfassung des Themas Nachtzielhilfen empfohlen und besonders für den kleinen Preis (12,80 Euro).
Martin Erbinger: Jagdliche Nachtzielhilfen. Erlaubtes, Verbotenes, Wirksames. Herne 2005.