Rezension: Armed America

Das paradoxe an dem Buch "Armed America" ist, dass es von Waffenkritikern als Kritik am legalen Waffenbesitz insbesondere in den USA interpretiert wird. Das Gegenteil ist richtig. Der Photograph Kyle Cassidy ist durch die USA gereist und hat Waffenbesitzer in ihrer Wohnung oder ihrem Haus mit einem Teil oder allen ihren Waffen photographiert. Jeder der photographierten sollte zusätzlich die Frage beantworten, warum er Waffen besitzt. Deshalb der Untertitel des Buches "Portraits of Gun Owners in Their Homes".
Natürlich sieht man Amerikaner mit zahlreichen Repetiergewehren an der Wand oder die Familie auf dem Titelbild, wo die Frau im Abendkleid einen schwarzen Vorderschaftrepetierer in den Händen hält und der Mann im Anzug einen AK-47 Klon. Der Sohn der beiden steht steht winkend in einem Superman-Kostum dabei. Typisch amerikanisch, nicht wahr?


Und was da für Leute dabei sind. Richtige Freaks mit Punker-Frisuren, Hausfrauen, ältere Männer, Familien mit kleinen Kindern. Viele sind Jäger und Sportschützen, ein paar Sammler sind dabei und viele Waffenbesitzer erklären legitimerweise ihren Waffenbesitz mit Selbstverteidigung. Aber genau das, was in Deutschland von einigen Politikern als "Waffenfetischismus" oder das Tun von "Waffennarren" betrachtet wird, ist in den Vereinigten Staaten, einem der Mutterländer der modernen Demokratie eben normal. Genau das illustrieren die Bilder und die Zitate. Wie Jerry aus New Jersey richtig sagt: "I haven't seen a compelling argument from the anti's [Waffengegner] as to why law abiding citizens shouldn't have guns. I think we all agree that criminals shouldn't have them; but what's the advantage of taking guns from good people?".
Gwen aus Pensylvania, eine mittelalte, blasse Frau, erklärt: "I find shooting enjoyable, but I also own guns for self-defense, against criminals of all sorts, including those who single out minorities. Being a survivor of sexual assault, I find comfort in being able to take back the strenght that was stolen from me by force". Wer möchte ihr das moralische Recht absprechen, so zu denken.
Kenyatta, ein kräftiger Schwarzer mit Brille, erklärt: "I enjoy the camaraderie of shooting at the range. I enjoy the history of guns and gunmakers. And of course the sense of security that comes with owning and knowing how to properly use a firearm. It's a privilege and responsibility that I take very seriously."
Und schließlich ist da James mit seinem Hund Nicky, ein dünner älterer Mann. Er sagt: "When I was diagnosed with cancer I found myself and my family in need of protection. I was too old to fight, too sick to run; and since cancer tok my vocal cords, I couldn't yell for help. I purchased my first firearm". Das paßt den deutschen Kritikern so gar nicht ins Bild, nicht?
Kyle Cassidy: Armed America. Portraits of Gun Owners in Their Homes. 2007.
www.armedamerica.org/