Abschaffung der Jagd?

Dieses Jahr in der Hubertusmesse stimmte das meiste: Es wurde auch über Hubertus gesprochen, es gab Jagdhörner und viel Loden im Gottesdienst und nach Ende des Gottesdienstes fand ein Platzkonzert mit jagdlicher Musik statt. Die rollende Waldschule war da, die Kinder haben auf dem Vorplatz getobt, wir haben uns nett unterhalten und alle haben sich amüsiert. Aber eine Sache fehlte. Ich wußte nicht so recht was. Aber als wir gingen hörte ich wie eine vor uns gehende Frau zu einer anderen sagte „Es waren gar keine Demonstranten da“. „Wie viele waren es denn letztes Jahr?“ fragte die andere. „Ich glaube noch zwei“, antwortete die erste wieder. Das war es: Es waren gar keine Jagdgegner gekommen.
Doch, doch, ich nehme das Anliegen dieser Leute ernst. Ich denke, jeder sollte das Recht haben, seine Meinung zu äußern und zu demonstrieren. Den Gottesdienst stören oder andere Leute behindern oder nötigen geht natürlich nicht. Und während eines Konzertes zu pfeifen halte ich schlicht für ungezogen. Aber mit einem Plakat einfach dastehen und sich für eine allfällige Diskussion bereit halten oder diese suchen ist sicher in Ordnung. „Was wollen die?“, haben beim letzten Mal die Kinder gefragt. „Die mögen keine Jagd“, antwortete ich. „Warum nicht“, fragte meine Tochter. „Die denken, wir töten gerne“, sagte ich, denn das stand auf einem der Transparente. „Ist doch Unsinn“, beendete das Kind das Thema. Der Kleine hatte schon lange nicht mehr zugehört. Ich habe den beiden aber dann erklärt, daß man in unserer Gesellschaft sagen kann und muß, wenn man mit etwas nicht einverstanden ist.
Ich finde es wirklich nicht nur legitim, sondern auch begrüßenswert, wenn man für seine Rechte an einem kalten Novembermorgen im Nebel steht und friert. Ich würde das auch tun (nur natürlich für andere Ziele). Und ich finde es auch achtenswert, wenn jemand folgerichtig sagt: Ich bin gegen Jagd und ich esse deshalb auch kein Fleisch. Das ist nicht meine Sache, aber ich lehne das nicht ab.

Es gibt aber Protestformen, die sind nicht ansatzweise diskutabel. Dazu gehört zum Beispiel das Zerstören oder Beschädigen von jagdlichen Einrichtungen. Das ist schlichtweg eine als Protestaktion verkleidete kriminelle Handlung. Ich habe jetzt mehrfach gelesen, daß nicht nur Einrichtungen einfach beschädigt wurden, sondern geradezu Fallen aufgebaut wurden. Beispielsweise wurden Leitersprossen so angesägt, daß man dies nicht erkennen konnte beim Hinaufsteigen. Damit wurde die Verletzung von Menschen zumindest billigend in Kauf genommen.

Obwohl man gelegentlich liest, das Zerstören oder Beschädigen von Hochsitzen sei eine Erfindung von Jägern, findet man im Internet (z.B. mit den Suchwörtern „Hochsitz ansägen“) leicht Inhalte, in denen dazu aufgerufen wird oder in denen es gezeigt oder diskutiert wird.
Bei Tierbefreiung (www.tierbefreier.de/pm.html) heißt es unter der Überschrift „Alle Tage Jagdsabotage“: „Die vielleicht in Deutschland am häufigsten angewandte Aktionsformen des Autonomen Tierschutzes war über Jahre gesehen das Umsägen von Hochsitzen.“ Weiter heißt es „Anfang der 90er Jahre häuften sich in Deutschland Sabotageaktionen in noch direkterer Form. Dabei wurde ganz konkret die Konfrontation mit den JägerInnen während der Jagd gesucht“. Weiter wird von Messe-Störungen mit Hilfe von Theaterblut berichtet.
Es gibt auch Kommunikationsformen, die sind zwar legitim, aber die halte ich dennoch nicht für fair oder akzeptabel. Wenn man zum Beispiel bei der Initiative zur Abschaffung der Jagd (www.abschaffung-der-jagd.de) einen Anhänger mit gestrecktem Schwarzwild abbildet und dann darunter nur schreibt „...aus Lust am Töten...“ Oder wenn man fordert: „Aufruf an Politiker: Verbot der Hobbyjagd jetzt“ mit der Ergänzung „Wie schon in den Jahren zuvor überschlagen sich auch 2009 Meldungen über Vorfälle, bei denen Menschen von Jägern bedroht, gefährdet, verletzt oder gar getötet wurden“. Ich halte es bestenfalls für abwegig und äußerst unpassend,
  • Familientragödien
  • oder gar Bergunfälle (u.a. Belgier stürzte in Österreich ab, Schweizer stürzt in der Schweiz ab)
  • oder den tödlichen Absturz eines 71-jährigen von einem Hochsitz
als Anlaß zu nehmen, die Forderung nach dem Verbot der Jagd in Deutschland zu erheben. Ganz gut scheint es zur Forderung nach Abschaffung der Jagd zu passen, auch Jägern alle Legalwaffen zu verbieten, weil es ein Schulmassakern gegeben hat. Und das Flugblatt mit der Überschrift „Jagd ist eine Form der Geisteskrankheit“ kann man sich sogar runterladen.
Das Problem mit der einen Sorte von Jagdgegnern, nämlich den Leuten, die da sonst immer bei der Messe standen, und der anderen Sorte, die ich danach beschrieben habe, ist, daß sich die, die in Ordnung sind, oft nicht von denen distanzieren, die nicht in Ordnung sind. Das habe ich schon in Diskussionen erlebt. Etwas ausweichend heißt es dann so ungefähr, „die schießen eben etwas über das Ziel hinaus“. Das kann ich nicht akzeptieren.



http://www.anti-jagdgegner.de/



Nachtrag, Januar 2010: Zu der Kategorie Jagdgegner, die ich nicht akzeptiere, gehören Leute, die in der Anonymität eines (angeblichen?) Veganer-Forums Beschimpfungen und Gewalt-/Kriminalitätsphantasien veröffentlichen. Ich empfehle einen Rundblick in die Rubrik Jagd des sogenannten Veganer Forums. Einige der Beiträge gegen Jäger empfinde ich als regelrecht haßerfüllt. Und vor allem: Diese Leute scheinen einen unguten Aktionismus zur Erlangung ihrer Ziele zu verfolgen. Zitate aus http://vegan-central.de/foren/viewforum.php?id=2:
  • "Diese Jägerpisser sollten aufpassen, das nicht eines Tages ein paar gewaltbereite Tierfreunde das Ruder in die Hand nehmen werden! Hass, Wut und Trauer kann sehr schnell zu einer hochexplosiven Mischung werden!"
  • "Sollte mir das passieren, dann fällt das "wahrscheinlich" weg. Dann erwischen sie mich entweder, weil ich bei der Durchführung der Vollstreckung einen Fehler gemacht habe, oder sie erwischen mich nicht. Ich würde vielleicht jedem dieser Drecklumpen eine selbstgebaute Handgranate ins A....[im Original Fäkalausdruck] rammen und den Zünder vom jeweils noch lebenden betätigen lassen. Den letzten würde ich ganz langsam in einer Jauchegrube ersäufen. denn genau da gehören die hin. Ja, ich denke, mir würde etwas passendes einfallen, auch wenn die Hündin dadurch nicht wieder lebendig werden würde. Diesem Nazidreck im Lodenmantel muss endlich Einhalt geboten werden!"
Eigentlich hatte ich von Veganern bisher keine schlechte Meinung. Gut, ich teile deren Meinung nicht, aber aus dem persönlichen Erleben ist mir keiner als besonders unangenehm, gewalttätig oder kriminell aufgefallen. Insbesondere der bereits auf der Startseite veröffentlichte folgende Vergleich ist perfide: "In jeder Stunde werden ihres Fleisches wegen allein in Europa ebensoviele Tiere abgeschlachtet, wie Menschen zwischen 1938 und 1945 in Vernichtungslagern ermordet wurden."
Links führen u.a. zur Animal Liberation Front (mit den obligatorischen vermummten Aktivisten) und zur Gruppe Anti-Jagd-Offensive (glänzt auf seiner Internetseite durch Zitate wie "Lusttöter", "Jagderfolg: Jäger erlegen sich gegenseitig" oder "Jäger lügen immer dreister"). Diktion, Symbolik und Inhalt empfinde ich als bedauerlich und alarmierend. Bilden Sie sich selbst eine Meinung: http://www.antijagd-offensive.de/
Zweiter Nachtrag, Februar 2010: Das Weblog Hunsrückwilderer http://www.hunsrueckwilderer.de/ berichtet über die Entlarvung eines gefälschten Jagd-Skandals von Jagdgegnern. Exzellent.