Top 10 Waffenbücher

Die folgenden 10 Bücher sind für den Verfasser absolute "must haves" in der Waffenliteratur. Zwar sind sie aus der Perspektive des Jägers ausgesucht, aber es sind keineswegs alles Jagdbücher. Sie behandeln vielmehr Flinten, Büchsen, Patronen, Schießen und Scharfschützen. Und sie haben einige Gemeinsamkeiten: Man kann sie wieder und wieder zur Hand nehmen, sie machen Freude zu lesen und sie machen uns zu besseren Schützen und Jägern.
Die folgende Liste bedeutet keine Reihenfolge. Jedes dieser Bücher wird unbedingt empfohlen:
     
1) Stefan Strasser: Sniper. Militärisches und polizeiliches Scharfschützenwissen kompakt. Ares Verlag. Graz 2009.
Stefan Strasser ist ein ehemaliger Präzisionsschütze der Polizei und verfügt auch über eine militärische Ausbildung. Sein Buch ist das wertvollste, aussagekräftigste und praxisnaheste Buch über Scharfschützenwesen und den präzisen Einzelschuss, das es gibt.  An dieser Stelle könnte man die Kurzrezension einfach abbrechen, denn etwas Besseres kann man zu einem Buch über die Thematik nicht sagen.
Das Werk ist unglaublich. Es wird alles Wesentliche behandelt. Beispiele? Kapitel "Hinter Waffe und Optik": Grundlagen der Schiessausbildung, Anschlagsarten, Das Zielen, Das Ermitteln der Entfernung, Von Winkelminuten zu MilDots, Der Faktor Wind, Schießen auf bewegliche Ziele, Schießen bei Nacht, Schießen mit Schalldämpfern usw. Jedes dieser Kapitel hat wieder Unterkapitel und es steht alles drin. Wirklich alles. Ich habe es auf einem Flug in das südliche Afrika in einer Nacht gelesen. Schön dumm, dass ich auf den Schlaf verzichtet habe? Mitnichten.
             

Verlag: nahezu unbekannt, Titelbild: mies, Inhalt: Pures Gold
        

2) Gregor Woods: Rifles for Africa. Safari Press Verlag. Long Beach 2002.
Irgendwann in Afrika war ich mit der Jagd durch und stand in einer Lodge und suchte den einzigen Bücherschrank im Anwesen durch. Und da fiel mir ein zerlesenes Exemplar von "Rifles for Africa" in die Hände. Was bedeutete fortan die Beratung im Waffengeschäft, was das Suchen im Internet?
Nichts. Woods, ein Mann aus der Praxis, der als Jäger in Südwestafrika und Südafrika aufwuchs und lebte und lange für das legendäre und von mir heiß geliebte südafrikanische Jagd- und Waffenmagazin "Magnum" geschrieben hat, betrachtete Jagdwaffen wie Werkzeuge in einem Werkzeugkasten und sah für jede der vielfältigen jagdlichen Aufgaben des schwarzen Kontinentes ein anderes Werkzeug vor.
Selten war ich mir trotz solider Waffen- und Schießausbildung dümmer vorgekommen, als nach dem Lesen des Buches dieses legendären Jägers. "The killing power controversy has been with us for well over a century and is as lively today as ever. After smokeless powder brought smaller calibres, two opposing factions enterchned themselves. One advocated the use of lightweight bullets and high velocity; the other, heavy bullets at moderate velocity. When any single issue sustains controvery for so long, it indicates that there is a degree of merit in both aguments." 
Woods ist ein Philosoph trotz beinharter Ballistik.

      
Jagdwaffen für Afrika!
        
  
3) Craig Boddington: Safari Rifles II. Safari Press Verlag. Long Beach 2009.
Bereits Boddingtons erstes Buch "Safari Rifles" war legendär. So legendär wie der ganze Mann. Manchmal denke ich, es gibt gar nicht einen einzigen Boddington, sondern es sind mindestens Drillinge, denn dieser 1953 in Texas geborene und 1978 aus dem aktiven Dienst bei den US Marines ausgeschiedenen Reserveoffizier (Kriegsteilnahme bei Desert Storm 1991 und in Kuwait 2001) und Jagd- und Waffenschriftsteller hat nicht nur unzählige Jagdabenteuer erlebt und publiziert, sondern auch alle Arten von jagdlichen und Waffenhandbüchern - teils in mehreren Auflagen - veröffentlicht.
Dazu zählen Werke wie "From Mt. Kenya To The Cape - Ten Years Of African Hunting" (1987), "Make It Accurate" (1999), "The Perfect Shot" (2002) oder natürlich "Buffalo!" (2005). Ich liebe seine Bücher. Jedes ist ein Strong Buy. Boddington ist auch der Mann, der meine Geringschätzung für Jagdvideos kuriert hat: Seine DVDs über die Jagd auf den Leoparden oder den Kapbüffel sind selbst für den erfahrenen Jäger lehrreich und informativ. In "Safari Rifles" behandelt Boddington umfassend, aktuell und abschließend eben das, was er im Titel sagt: Waffen für die Safari in Afrika. Es ist das Buch darüber.
    
Craig Boddington: Marine, Jäger, Schriftsteller
               

4) Peter Schäfer: Flintenschießen leicht gemacht. BLV Verlag. München 1993.
Peter Schäfer war und ist einer der legendären Schießlehrer in Deutschland und nicht, weil er auch mich vor vielen Jahren unterrichtet hat, gehört eines seiner Bücher in diese Liste. Schäfer lehrt anderes Flintenschießen als die meisten herkömmlichen Schießlehrer, nämlich so wie der große Brite Robert Churchill.
Dessen Buch (Deutsch: "Das Flintenschießen. Eine prakische Schießschule") gehört auch unter die Top 10, keine Frage. Es ist aber nicht mehr erhältlich. Schäfers Buch ist auch vergriffen, man bekommt es aber noch. Nur ein Zitat zeigt, wo andere irren und die Schiene anstarren anstatt das Ziel: "Sie werden trotz langem Suchen keine zielgerichtete Tätigkeit finden, wo der Mensch auf's Werkzeug statt auf's Ziel schaut. Der Blickpunkt ist immer das Ziel! Fast alle Fehlschüsse, zumindest die der Anfänger, haben den kurzen Blick zur Waffe (Schiene) als Ursache." Mir fällt noch ein anderer Vergleich ein, über den Schäfer gewiß herzlich lachen würde: Wer schaut schon beim Autofahren auf das Steuer und nicht durch die Windschutzscheibe? Eben.
Schäfer hat auch "Schießen mit der Büchse" (2001) verfaßt. Lesenswert, aber heute etwas veraltet.
   
5) John L. Plaster: The Ultimate Sniper. Updated and expanded edition. Paladin Press Verlag. Boulder 2006.
John Plaster ist bereits vorgestellt und rezensiert worden. Natürlich fokussiert Plaster, der ehemalige US-Army Sniper und Special Forces Soldat im Vietnam-Einsatz, sich auf den militärischen Einsatz, die Ausbildung und Ausrüstung von Scharfschützen. Aber er hat damit gleichzeitig eine Enzyklopädie des Schießens vorgelegt, die wenig ihres Gleichen hat. Wer auch immer pirscht, lange draußen ist und sich bewegt und dann wieder stundenlang verharrt und ansitzt, bei Wind, Regen und Hitze schießt oder schlicht ballistische Kenntnisse braucht, der ist mit John Plasters epochalem Werk mehr als gut bedient. Am besten, man liest das Buch mehrfach. Kein Problem, weil es einfach Spaß macht. Weil es Plaster ist, sehe ich mir sogar auf Youtube freiwillig und ohne Meckern seinen Lehrfilm über Scharfschützen an: in viele Teile zerteilt, schlecht vertont und verwackelt. Plaster hat auch das sehr lesenswerte "Sharpshooting in the Civil War" (2009) verfaßt, ein exzellentes Werk über Scharfschützen im Sezessionskrieg. Ebenfalls ein Meisterwerk.
              

John Plaster - Ultimate Sniper
           

6) Manfred R. Rosenberger: Jagdpatronen. Motorbuch Verlag. Stuttgart 2005.
Auch die Bücher von Manfred Rosenberger sind an anderer Stelle rezensiert worden. Der Wiederladelehrer des Verfasser hatte Rosenberger während des Kurses empfohlen. Seit dem sind beide Bücher nicht nur gelesen, sondern immer wieder hervorgenommen worden. Einmal als Nachschlagewerke, aber auch, weil es einfach Spaß macht, sie zu lesen, durchzublättern, über eine neue Patrone oder ein neues Kaliber nachzudenken oder vor einer Kaufentscheidung Rat einzuholen. Rosenbergers Ironie ist zudem sagenhaft und seine Kritik an Marketing-Gags im Munitionsbereich knallhart.
Genau so muß es sein. Ich wollte, Rosenberger würde bei der derzeitigen "bleifrei"-Diskussion auftreten und die Jagdfeinde und "Kriegsgewinnler", die vor dem Hintergrund gezielter Jagdverhinderungspolitik und Profitsteigerung mittels Propagierung von Munition zum Vielfachen des normalen Preises agitieren, vereinfachen und verdrehen, auf ihre Plätze verweisen.
     

Meisterwerke über Munition
    

7) Norbert Klups: Wiederladen für Jäger. Neumann-Neudamm Verlag. Melsungen 2009.
Keine Frage, Norbert Klups ist einer unserer modernen großen deutschen Jäger und hat hunderte von uns (so auch mich) auf Trainingskursen und mit seinen Artikeln geprägt. Klups wäre auch ohne sein Tweed Jacket ein Gentleman und sein Wissen dürfte noch erheblich weiter reichen als die zahlreichen Bücher, die er schon geschrieben hat oder noch schreiben wird. Sein Wiederladebuch unterscheidet sich aus zwei Gründen von den meisten anderen: Erstens ist es nur und ausschließlich für den Jäger geschrieben, der Hoch- und Großwild damit jagen möchte und basiert eben darauf: auf der Erfahrung mit selbstgeladenen Patronen auf der Jagd. Zweitens hat Klups ähnlich wie Rosenberg gleichzeitig eine kleine Kaliberenzyklopädie vorgelegt, die man immer wieder hervornimmt. Und schließlich behandelt er auch unmoderne Patronen, die noch im Einsatz in Afrika stehen wie die Nitro-Express Kaliber. Aber das Buch ist weit davon entfernt, nicht allatagstauglich zu sein. "Der Leitspruch des Benrestschützen lautet: 'Nur eine präzise Waffe ist interessant'. Für den Jäger reicht das nicht, er braucht neben Präzision auch noch die bestmögliche Zielwirkung, um dem Wild unnötige Leiden zu ersparen und dem Jäger den Jagderfolg zu sichern."
Ebenfalls empfehlenswert ist "Großwildbüchsen" (2. Auflage 2008), auch wenn das Thema sehr eng gewählt ist und das Buch nicht die Tiefe der hier genannten englischsprachigen Werke hat.
    
8) Bruno Hespeler: Vor und nach dem Schuß. Kaliber, Abkommen, Schußzeichen, Nachsuche. BLV Verlag. München, 4. Auflage, 2012.
Der ehemalige Berufsjäger Bruno Hespeler schreibt über das, was uns Jäger am Schießen wirklich interessiert: "Kaliber, Abkommen, Schusszeichen, Nachsuche" und unterteilt seinen Text in "Vor dem Schuß" und "nach dem Schuß". Wie schön wäre es zum Beispiel, wenn Folgendes beherzigt werden würde: "Die Aufmerksamkeit und Konzentration des Jägers vor Abgabe eines Schusses hilft schlechte Schüsse zu vermeiden. Im Falle einer Nachsuche muss der Jäger aber auch auf die Situation vor dem Schuß zurückgreifen können, will er die Situation richtig bewerten".
Welcher Nachsucheführer kennt nicht die Situation, dass er alles mögliche zu hören bekommt, aber keine wirklich präzise Antwort darauf, wie der Schütze abgekommen ist und wie das Wild gezeichnet hat. Ausgezeichnet auf Grafiken mit Tierkörpern und Daumenregeln wie "Tödliche Schüsse, aber meist langwierige Nachsuchen" oder "Reine Krell- und Streifschüsse. Sie sind nur im Sommer lebensbedrohlich. Meist sehr schwierige Nachsuchen". Hespeler hat u.a. auch das legendäre "Rehwild heute" verfaßt, ein erstaunliches Buch, das zum ersten Mal 1988 erschienen ist, zahlreichen Widerspruch ausgelöst hat und für das Verstehen dieser von mir besonders geliebten Wildart außerordentlich wichtig war.
    
9) Jeff Cooper: The Art of the Rifle. Verlag Paladin Press. Boulder 1997.
Jeff Coopers Buch ist hier schon besprochen worden und verdient dennoch eine erneute Erwähnung - nicht zuletzt, um dazu anzuregen, sich mit Cooper und seinen Prinzipien des Schießens und der Selbstverteidigung auseinanderzusetzen. Auch seine Gedanken zu Waffengegnern sind heute zeitgemäßer denn je. Demnach sind Waffen nichts anderes als Sägen, Messer, Beile und Äxte, Spitzhacken und Spaten - Werkzeuge, die erst durch ihren Benutzer "gut" oder "böse" werden. Hoplophobe sehen das anders. das sind Leute, die sagen wir unter einer Art Beeinträchtigung leiden, die Jeff Cooper so beschreibt "the idea that instruments possess a will of their own, apart from that of their user". 

          
Jeff Cooper - The Gunner's Guru
          

10) Mel Tappan: Survival Guns. Verlag Paladin Press. Boulder 1979.
Mel Tappan (1933-1980) war einer der bekanntesten Experten und Autoren der Preparation- oder Survivalist-Bewegung in den USA. Er verfaßte das Buch "Survival Guns", das auch über 30 Jahre nach seinem ersten Erscheinungstag noch in Neuauflage verkauft wird. Die Welt und die Waffen haben sich seit 1979 verändert. Mel Tappans Kerngedanken sind aber zeitlos. Tappan gibt Anleitung für die Auswahl von Schußwaffen zur Vorbereitung auf "The End of The Wold As We Know it" (laut James Wesley, Rawles eine Kettenreaktion aus: Zusammenbruch der Energieversorgung und Zusammenbruch der örtlichen Wasserversorgung, gefolgt von Unterbrechung der Nahrungsmittelversorgung, gefolgt vom Kollaps von Recht und Gesetz, gefolgt von Feuer und Brandstiftung sowie umfangreichen Plünderungen gefolgt von umherstreifenden Haufen Krimineller aus den großen Städten). Tappan unterscheidet in Working und Defense Waffen, also in solche für Jagd im weitesten Sinne (also z.B. auch Schutz landwirtschaftlicher Flächen vor Schädlingen) und Selbstverteidigung (u.a. gegen größere Gruppen paramilitärisch bewaffneter und vorgehender Plünderer und anderer Krimineller). Dazu beschreibt er sinnvolle Lösungen für Lang-, Kurz- und Sonderwaffen. Inbegriffen sind darin auch Flinten und Kleinkaliberwaffen.


Waffen outdated, Konzept brandaktuell