Die Druckqualität des Buches ist nicht besonders und die Fotoqualität der Zeit entsprechend. Der Text ist ebenfalls zeittypisch und der Untertitel klingt antiquiert "Dornen, Durst und Tsetsefliegen". Aber Anno Hecker ist trotzdem ein "Strong Buy", eine unbedingte Kaufempfehlung. Aus den Buchseiten spricht unverfälschtes Afrika wie es ein Ausnahmejäger so umfangreich erlebt hat wie kaum jemand sonst.
Hecker geht als junger Mann nach Tansania und wird dort nach einigen Umwegen "Field Officer Tsetse" und bei der Bekämpfung dieser Seuche eingesetzt. Dann wird er Elefantenkontrolleur und leitet schließlich das College of African Wildlife Management in Mweka. Auch nach seiner Rückkehr bereist er bis 2002 Afrika. Hecker, der eigentlich von der Ausbildung in Deutschland her Förster war, führt nicht nur Problem Animal Control- (PAC) Einsätze, sondern auch Anti-Wilderer-Patroullien. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass Hecker einer der Wegbereiter modernen Wildlife-Managements in Tansania ist.
Hecker ist einer jener legendären Jäger, jener "White Hunters", die heute aus Afrika verschwunden sind. Bemerkenswerter Weise ist er jedoch nie Berufsjäger gewesen, sondern arbeitete stets im Behördenauftrag. Vermutlich weiß Hecker selbst nicht, dass er auch als Schriftsteller gewaltiges leistet:
"Plötzlich sinkt der nur mit einem Lendenschurz bekleidete Schwarze in die Knie. Es ist so still, dass ich das Hämmern des Herzens und das Rauschen des Blutes in den Ohren höre. Und ehe ich begriffen habe, hebt sich ein dunkler Schatten aus dem Gewirr der Zweige, wächst in die Höhe, und wird größer - mein Gott, so groß kann doch gar kein Büffel sein! Ein schiefergraues Horn hinter dem Röhricht, ein nach vorn zuckender, ausgefranzter Lauscher, und schon ist alles mit einem kurzen explosionsartigen Schnauben, brechenden Ästen und wirbelndem Staub vorbei."
Hemingway hätte es nicht besser beschreiben können. Vermutlich hätte Hemingway aber nicht in so lakonischer Art über allerhand Erschwernisse im Tansania der 50er Jahre berichtet. Und vor allem waren diese Lebensumstände für Hecker jahrelang und nicht wochenlang Alltag. Wie aber sieht es beim Einsatz gegen Problem Animals - hier Schadelefanten - aus? Hecker beschreibt:
"... Umstände, welche die Kontrolljagd zu einem verdammt harten Job werden lassen. Die notwendigen Abschüsse erfolgten, wenn die Dickhäuter auf den Mais und Hirsefeldern oder in den Bananenpflanzungen zu Schaden gingen, und das war in der Regenzeit oder kurz danach im oft übermannshohen Gras. Viele Straßen und Wege sind dann, wenn überhaupt, schwer passierbar; kleinere Holzbrücken, wenn überhaupt, weggeschwemmt und manche Talböden mit dem berüchtigten 'Black Cotton Soil' auch für Geländewagen recht tückisch. Oft ist das Operationsgebiet nur mit Trägern zu erreichen, die dann ja auch für sich Zelte und Nahrung schleppen müssen."
Anno Hecker: Das ist Afrika. Melsungen, 2. Auflage, 2009.