"Alle Fakten sprechen für und nicht gegen die legalen Waffenbesitz" - Interview mit Michael Kuhn

Michael Kuhn ist vielen von uns durch sein engagiertes und pointiertes Blog "guntalk.de" bekannt, das in einer Zeit aktuell erneut drohender Gesetzesverschärfungen und passiver Verbände von nicht wenigen Legalwaffenbesitzern als kommunikative Speerspitze betrachtet wird. Diese Aufgabe ist von Versuchen überschattet, diese Stimme schweigen zu lassen oder als kontraproduktiv zu brandmarken. Grund genug, einen "Blick hinter die Kulissen" zu werfen. Wie auch in seinem Blog immer wieder durchscheint, geht es zwar vordergründig um Waffenrecht - darüber hinaus aber auch um die Freiheitsrechte mündiger Bürger.

JagdWaffenNetz: Sie sind auf dreierlei Weise bekannt: durch Ihre sportlichen Erfolge, ihren Beruf und Ihr Blog. Mancher kennt Sie aber nur in einer dieser Rollen. Können Sie zu den drei Bereichen ein paar Stichworte geben?
Michael Kuhn: "Seit 40 Jahren Sportschütze, stand ich alleine die letzten 15 Jahre fast 150 mal bei Deutschen Meisterschaften und Landesmeisterschaften auf dem "Treppchen". Bei verschiedenen Schießsportverbänden, sowohl in Gewehr- als auch in Pistolendisziplinen.
Mein liebstes Hobby, das Sportschießen, konnte ich 1996 mit Erwerb der Waffenhandelslizenz zum Beruf machen, seit 2004 bin ich als Vertriebsleiter für Europa bei der US-Firma Troy Corp., deren bekanntestes einschlägiges Produkt die beliebte Tetra-Gun Waffenpflegelinie ihrer Tochter FTI Inc. ist, beschäftigt.
Mein Blog http://GunTalk.de betreibe ich jetzt seit zweieinhalb Jahren mit Themen rund um den legalen Waffenbesitz, mittlerweile kann ich etwa 40.000 Zugriffe monatlich auf die über 200 Artikel verzeichnen, Tendenz steigend."
   
Das Engagement für den privaten Legalwaffenbesitz hat Ihnen schon einiges an Ausgrenzung und Diskriminierung eingebracht, z.B. beim sogenannten Reservistenverband uns selbst in sportlicher Hinsicht. Woher kommt diese unsinnige Selbstzerfleischung legaler Waffenbesitzer und ihres Umfeldes?
"Angst ist das Stichwort, der einzige Grund.
Auf Seiten der Funktionäre: Angst vor dem Verlust von Macht, Einfluß und Stellung, aber auch von den damit verbundenen materiellen und finanziellen Genüssen.
Auf Seiten der Hersteller und Händler: Angst vor Umsatzverlusten, Existenznöte.
Auf Seiten der Waffenbesitzer ist die Angst vor dem Verlust der mehr oder weniger teuren Waffen und dem Verlust des Hobbys sowie vor zusätzlichen Kosten zu erkennen.
Manche(r) Funktionär(in) macht mich als Gegner aus, weil ich deren Tun und Handeln kritisiere, aber auch weil ich unpopuläre Forderungen stelle, wie z.B. den Ausschluß des Baden-Württembergischen Ministerpräsidenten Wilfried Kretschmann aus seinem Heimat-Schützenverein. Hohe Funktionäre sonnen sich manchmal gerne im Licht der Politprominenz, da ist ein Schreihals gegen gewisse Politiker - wie der Kuhn- nur störend. Also versucht man ihn "kaltzustellen". Wenn alles nichts hilft, wird man als Nazi verschrieen (die Nazikeule hilft immer) und bekommt vom eigenen Verband Startverbot für die Deutschen Meisterschaften angedroht. Ein weiterer Schritt, der gegangen wurde, ist das Schlechtreden unserer Waffenpflegeprodukte, um mich auch wirtschaftlich zu treffen. Oder auch das Anprangern meiner Blog-Beiträge als hetzerisch, aggressiv und pöbelnd. Es ist wirklich nicht mehr lustig........
Dieselben Ängste wie beschrieben sind natürlich auch bei mir vorhanden, als Sportschütze und als Geschäftsmann. Dennoch komme ich nicht in Versuchung, aktionistisch die Schuld auf "die - jeweils - anderen" zu schieben, weil ich das Vorgehen der Waffengegner als subversionistischen Angriff erkannt habe, mit dem Ziel die unterschiedlichen Gruppen der Waffenbesitzer gegeneinander aufzuhetzen, zu entzweien und damit ein einheitliches Vorgehen zu verhindern. Diese Erkenntnis ist leider bei den Verbänden noch nicht angekommen, deswegen sind wir von einer Einheit und Einigkeit noch weit entfernt."
  
Sie sehen nach der nächsten Bundestagswahl das Ende von Teilen des Legalwaffenbesitzes gekommen. Was können wir jetzt noch tun - reicht die Mitgliedschaft in den konventionellen Organisationen?
"Keinesfalls.
Die Schützen- u. Jagdverbände haben die "politische Neutralität" in ihren Satzungen stehen, sie können, selbst wenn sie wollten, gar nicht gegen die Waffengegner aus der Politik vorgehen. Denn das einfachste wäre, Roß und Reiter zu nennen und eine eindeutige Wahlempfehlung auszusprechen.
Da dies nicht möglich ist, muß eine gemeinsame Organisation diesen Teil des Kampfes um unseren Sport, unser Hobby, übernehmen. Im eindeutigen und unzweifelhaften Auftrag der Verbände, sodaß auch die jeweiligen Mitglieder - und zwar alle - informiert sind, wer sie künftig über politische Neuigkeiten aufklärt und welche Aktionen geplant und durchgeführt werden. In meinen Augen wäre Pro-Legal die geeignete Organisation dafür.
Einen solchen Zusammenschluß wollen die politischen Gegner mit allen Mitteln verhindern, z. Zt. sieht es aus, als würden sie die Oberhand behalten. Der Deutsche Schützenbund und der Deutsche Jagdschutzverband scheinen nämlich immer noch der Meinung zu sein, sie könnten als größte Verbände hier alleine mit der Politik verhandeln. Bei diesem Vorgehen, beim Aushandeln von Kompromissen, wird aber ein großer Teil der Sportschützen und Jäger "auf der Strecke" bleiben. Denn die Spitzen von SPD, B90/Grüne und die Linke haben bereits (Wahlversprechen, Koalitionsverträge, Gesetzesvorlagen) erklärt, den Schießsport faktisch abschaffen zu wollen. Jeder eingegangene Einzel-Kompromiss hilft ihnen dabei."
  
Unsere Meinung ist: Jäger und Schützen sollten sich nicht auseinanderdividieren lassen (abgesehen davon, dass viele beides sind), weil uns das beide schwächt. Haben Sie eine Botschaft speziell an die Jäger?
"Dieselbe wie an die Sportschützen: Wer zulässt, daß weiter am Waffengesetz "herumgebastelt" wird und sich auf weitere Kompromisse einläßt, reicht der Politik den kleinen Finger und läßt sich irgendwann die ganze Hand ausreißen. Der private, legale Waffenbesitz ist kein Privileg, wie man uns vormachen will, sondern ein unter speziellen Voraussetzungen zu gewährendes Recht. Lassen Sie nicht zu, daß ihre Funktionäre ohne Not Zugeständnisse an die Politik machen! Weder bei Sport- noch bei Jagdwaffen, Messern oder anderen Gegenständen. Strafen Sie sie notfalls bei den nächsten Funktionärswahlen ab. Alle Fakten sprechen FÜR und nicht GEGEN die legalen Waffenbesitzer, wir gehören zu den zuverlässigsten Menschen in Deutschland. Wer etwas anderes behauptet lügt, wer diese Lüge zulässt und damit manifestiert ist ein Verräter an der gemeinsamen Sache."
  
Wir haben den Eindruck, dass es letztlich nicht nur um den legalen Waffenbesitz geht und schon gar nicht um seine Kriminalitätsrelevanz, sondern um Beschneidung von Bürgerrechten. Wie sehen Sie den politischen Zusammenhang?
"Dieser Eindruck ist sicherlich richtig. Wenn man betrachtet, von welcher Seite aus die Angriffe gestartet werden, erkennt man, daß es die Oppositionsparteien sind, ausschließlich die Sozialisten. SPD, Grüne und Linke wollen an die Macht in ganz Deutschland.
Wenn man zusätzlich wachen Auges die Geschehnisse in der Welt, Europa und um den Euro betrachtet, sieht man deutlich, daß auch unsere aktuelle Regierung - nur zum Machterhalt - ein sozialistisches System mit Deutschland als führendem Land, aber auch als Zahlmeister, in Europa installieren möchte, die Geschehnisse der Vergangenheit komplett ignorierend. Da die deutschen Waffenbesitzer aber eher konservativ eingestellt sind, wären sie dabei wohl hinderlich. Nicht daß die Schützenvereine irgendwann mal ihre traditionellen Verpflichtungen und Werte einhalten und durchsetzen wollen......
Geschichte wiederholt sich. Immer und immer wieder, wie zu allen Zeiten. Das ist - wenn man es sehen kann und möchte - in letzter Zeit deutlich zu erkennen."