Handel mit Waffen und Munition: Drei Wünsche an Frankonia

Die Frankonia Handels GmbH & Co KG aus Würzburg ist zweifelsohne einer der führenden und traditionsreichsten deutschen Anbieter von Waffen, Munition und Jagdausrüstung und nicht wenige Jäger mit "familiärer Vorprägung" sind fast so etwas wie mit dem Jahreskatalog aufgewachsen.
Als Frankonia unlängst in die Kritik von Waffen- und Jagdgegnern geriet, weil u.a. das "Black Rifle" MR 223 von Heckler und Koch angeboten wird, hat das den Verfasser nicht nur wegen der Unsinngigkeit von solchen Verbotsforderungen mächtig geärgert, sondern auch, weil mit Frankonia eine der Säulen und ein wichtiger Trendgeber aus dem Bereich Jagdwaffenhandel getroffen werden sollte.
Hin und wieder höre ich Kritik an Frankonia - meist aus Kreisen jüngerer Sportschützen - was die Preise oder die Beratung angeht. Diese Kritik kann ich nicht uneingeschränkt teilen. Es gibt eine ganze Reihe auch kostengünstiger Produkte, z.B. die Eigenmarken des Unternehmens, und auch sehr, sehr erfahrene Berater. Es gibt dennoch sicherlich auch offene Wünsche, die ich im Folgenden - es ist ja bald Weihnachten - äußern möchte:
 
1) Etablierung eines echten Multi- oder Omni-Channel-Handels
Frankonia ist mit seinen vielen Filialen sicherlich das Schwergewicht im stationären Einzelhandel bei Waffen, Munition und Ausrüstung und bietet damit die Möglichkeit, Produkte auch ansehen, in die Hand nehmen und im Zweifel ausprobieren zu können. Frankonia hat auch einen ganz brauchbaren Online-Shop und den wirklich tollen Jahreskatalog für die klassische Mailorder oder Telefonbestellung. Was Frankonia nicht geschafft hat, ist die Integration dieser unterschiedlichen Distributionskanäle. In anderen Handelssegmenten ist das längst selbstverständlich - im Ausland erst recht. Nicht so bei Frankonia:
- Ich kann faktisch nicht im Internet etwas bestellen und bezahlen und dann in der Filiale abholen (Zitat "Das sind unterschiedliche Systeme"). Das wäre bei Waffen und Munition aber sehr wünschenswert (ich muß sonst zu Hause sein, wenn geliefert wird).
- Ich kann nicht im Call Center für in die Filiale bestellen (Zitat "Wir dürfen nichts in eine Filiale senden, wenn der Filialleiter das nicht ausdrücklich wünscht").
- Und ich kann nur sehr schwer in der Filiale anrufen, tatsächlich den geeigneten Ansprechpartner sprechen und gar einen Termin bekommen. Ich kann so gut wie nur hin gehen und warten, bis ich dran bin. Wenn ich eine größere Menge Munition oder eine Waffe mitnehmen möchte und deshalb nicht weit zu Fuß laufen will und es in unmittelbarer Nähe kaum Parkplätze gibt, ist das äußerst unbefriedigend.
Übrigens ist in der ein oder anderen Filiale auch das Einkaufen in einem weitgehend leeren Laden im Hinblick auf Unterstützung mitunter schwierig. Neulich habe ich eine Fleece-Jacke gekauft. Trotz verzweifelter Blicke, hat sich keine der beiden mit Aufräumen beschäftigten Verkäuferinnen mit mir befaßt. Hätte ich das Produkt nicht dringend gebraucht, wäre ich - wie auch schon zuvor - auf den berühmten "letzten Metern" im Handel einfach ohne Einkauf gegangen. An der Kasse wurde ich gefragt, wer mich denn bedient hätte. Ich sagte "trotz verzweifelter Bemühungen leider niemand". Der junge Mann staunte wortlos und tippte dann weiter stumm den Preis ein. Man hätte statt ihm auch einen Automaten aufstellen können.
Echter Multi-Channel-Einkauf an 7 Tagen jeweils 24 Stunden - auch mittels Smartphone - sollte baldmöglichst auch bei Frankonia Einzug halten. Eine andere und zwar lückenlose Serviceorientierung des Verkaufspersonals ebenfalls (für so etwas gibt es eine große Bandbreite an Incentivierungs- und auch Kontrollmechanismen).
 
2) Ausbau der Jagdkompetenz
Auch wenn im Bereich Waffen und Munition Spezialisten am Werk sind, gibt es beim Ausbau der Jagdkompetenz - gerade etwas abseits der 08/15 Bockjagd und Sauenjagd gelegentlich Nachholbedarf. Dies ist mir sowohl im Call Center als auch in der Filiale aufgefallen:
- Es tut mir leid, aber bei dem Jagdausrüster Deutschlands muss es leicht jemanden verfügbar geben, der mich für Patronen zur Jagd auf wehrhaftes Großwild beraten kann - und zwar am besten mit eigenen Erfahrungen und nicht bloß mit Katalogwissen. Selbst, wenn so jemand einen irgendwann zurückruft.
- Wenn Blaser, Mauser und Co. eine neue Rückstoßbremse im Programm haben und vor 14 Tagen in ihrer Kundenzeitschrift "Passion" darüber berichtet haben, erwarte ich, dass dieses Produkt bekannt ist und, dass man weiß oder herausfinden kann, ob es einen anderen Effekt hat als ein Magnaport.
- Wenn ich mich für eine Glock interessiere, erwarte ich, dass man weiß, welche Wechselsysteme für welche Waffe möglich sind (im vorliegenden Fall z.B. dass man die .45er nur mit der 10 mm Auto wechseln kann, nicht aber mit einer 9 x 19). Wenn ich das herausfinden kann, sollte es der Berater auch relativ rasch können.
Das sind nur einige Beispiele.
Es mag schon sein, dass die Margen auf Waffen und Munition nicht so groß sind, aber wenn ich mich für eine Auslandsjagd ausrüste, kaufe ich vielleicht auch noch Bekleidung oder Schuhwerk (bei letzterem gibt es übrigens einige Defizite im Sortiment für Jagdreisen nach Afrika). Und wenn ich mir eine neue Glock kaufe, nehme ich ganz leicht auch noch Munition und ein Holster mit (Holster sind auch ein echter Schwachpunkt im Sortiment).
      
3) Engagement für Legalwaffenbesitz
Zugegeben, es ist nicht der Primärauftrag eines Händlers, den privaten Legalwaffenbesitz selbst aktiv zu fördern (die Betonung liegt auf selbst und aktiv). Ich bin aber andererseits der Meinung, dass allein eine Mitgliedschaft im Forum Waffenrecht heute nicht mehr angemessen ist, wenn man ein führender Anbieter in Deutschland ist und gutes Geld damit verdient, dass Berechtigte Waffen und Munition besitzen dürfen. Es ist legitim, sich vorausschauend in benachbarte Themengebiete weiterzuentwickeln wie Softair (obwohl ich persönlich lieber mehr Großwildpatronen und Revolver im Katalog sähe) oder Bekleidung - nur für den Fall, dass das Waffenrecht weiter verschäft wird oder die Margen dort besser sind.
Ich will auch nicht auf Einzelfälle abheben wie den Verkäufer (wohlgemerkt aus dem Waffenbereich), der vor einem Jahr zu mir gesagt hat, es wäre nicht schlimm, wenn es keinen Privatwaffenbesitz mehr geben würde, dann könnte man die Flächen eben für Kleidung verwenden (ich habe ihm gesagt, ich hätte zwar einen Fischereischein, aber aufgrund dieser Wortspende würde ich keine Angeln bei ihm kaufen, wenn das ein Ausweichgebiet wäre).
Aber ich würde es schon für glücklich halten, wenn es seit 2009 irgendeine von mir wahrnehmbare Stimme dieses großen Arbeitgebers gegeben hätte, die darauf hinweist, was Jagd und Waffenbesitz auch ökonomisch für dieses Land bedeuten und für die Mitarbeiter in dieser Branche und deren Familien.
Ganz "mutig" wäre so etwas wie eine Spende an ProLegal. Mittelmäßig mutig wäre eine Presseerklärung, wenn es wieder "so richtig dicke" kommt (z.B. zum Thema "Was bedeutet Legalwaffenbesitz für uns als großen Arbeitgeber"). Aber die absolute Mindestleistung ist es, wenn Frankonia auf irgendeine Weise zum Ausdruck bringen würde, dass es auch zu dem zentralen Element steht, was seine Kunden mit dem Unternehmen verbindet - dem Markenkern sozusagen, den stellt nämlich nicht Trachtenmode und auch nicht Softair dar - der Jagd und den (Sport-)Waffen. Ich jedenfalls habe dies nirgendwo erkannt.
 
Alle hier geäußerten Punkte stellen eine Einzelmeinung dar, aber sie beruhen alle auf eigenem Erleben in den letzten 24 Monaten. Für die meisten Unternehmen sind Blogger nicht wichtig, weil ihre Beiträge in keinem Pressespiegel auftauchen und oft genug auch das Instrumentarium fehlt, Foren- und Blogbeiträge überhaupt zu erkennen - geschweige denn mit ihnen umzugehen. Ich denke, diese Einstellung ist genau so falsch wie andere unternehmerische Entscheidungen, die zeitgemäße Lebens- und Kommunikationsgewohnheiten ausblenden.