Forstgerät im Reviereinsatz

Holz war bis Ende des 18. Jahhunderts der wichtigste Roh-, Brenn- und Werkstoff in Deutschland und jahrtausende lang war die Axt das einzige Werkzeug zur manuellen Bearbeitung von Holz bis sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts schrittweise die Säge für einige Tätigkeiten bei der Holzernte durchsetzte. Seit den 50er/60er Jahren begann dann mit dem Siegeszug der mobilen Motorkettensäge das Ende der hauptsächlich manuellen Tätigkeit. Obschon in der täglichen Revierarbeit die Motorkettensäge ihren Platz hat, spielen Axt und Handsäge weiterhin eine wichtige Rolle.
Die Axt hat sich als Waffe und Werkzeug seit der Altsteinzeit, wo frühe Formen aus dem Geweih von Rotwild und Rentieren gefertigt wurden, über die ersten Steinäxte (um 5.000 v. Chr.), die ersten eisernen Äxte (um 750 v. Chr.) und den Beginn der fabrikmäßigen Herstellung in Deutschland seit 1870 bis in ihre heutigen Formen weiterentwickelt, die sich nach wie vor regional unterscheiden.
Ihre lange Bedeutung für die manuelle Holzernte ist auch darin begründet, dass dabei - anders als auf anderen Arbeitsgebieten - weder Wind- oder Wasserkraft oder Tiere in größerem Umfang eingesetzt werden konnten. Bis heute ist die Axt trotz Vollerntemaschinen nicht nur in der Hand des Gartenbesitzers, sondern auch bei der professionellen Holzernte ein wichtiges Werkzeug.
Bei der Revierarbeit spielen Handsäge, Axt und Beil nicht nur eine Rolle bei der Herstellung und Reparatur jagdlicher Einrichtungen, denn schließlich ist es etwas anderes, Brennholz für die Jagdhütte oder zu Hause mit der Motorsäge herzustellen oder gar zu kaufen oder per Hand. Neben der Vermeidung von Lärm kommt auch die dreimalige körperliche Betätigung nicht zu kurz: beim Fällen, beim Sägen/Zerkleinern und beim Aufstapeln.
Generell spricht man heute bei einem längeren zweihändig zu bedienenden Gerät mit beidseitigem Schliff von einer Axt, bei einem kleineren, einhändig zu bedienenden Gerät von einem Beil.

Hölzfäller 1910
Auch bei den Handsägen hat sich vom Einsatzprinzip her trotz neuer Werkstoffe wenig getan: die Sägezähne haben verschiedene Aufgaben und sind bei Arbeitsteilung leistungsfähiger als wenn eine Säge nur einen Typ Sägezahn hat: Sie durchtrennen Holzfasern seitlich, lösen diese abgeschnittenen Fasern ab und tragen sie schließlich aus dem Schnitt heraus.
              
Im Folgenden wollen wir einige Werkzeuge besprechen:
"Stille Motorsägen" werden die Tri Saw-Sägen aus Japan genannt. Zu recht, denn sie arbeiten mit einer Zuverlässigkeit und Schnelligkeit, die mit einer Baumarktsäge nicht zu erreichen ist. Es macht Spaß mit diesem Spezialwerkzeug (es gibt Sägen für nasses und solche für trockenes Holz, dazu spezielle langstielige Astsägen etc.) zu arbeiten. Tri Saw hat nur zwei Nachteile: die Sägen sind teuer (zwischen 40 und 60 Euro) und sie eignen sich nicht für einen rauen Einsatz im Revier. Eine Tri Saw Säge will gerade gehalten auf einem Sägebock eingesetzt und nicht schief gehalten an einem Hang verwendet werden. Tri Saw bietet auch eine exzellente zusammenlegbare Säge an (25 Euro), die bei einer Sägelänge von 55 cm und einer Gesamtlänge von 100 cm in jeder Tasche mitgeführt werden kann und im Gegensatz zu den billigen Drahtsägen (Notsägen) auch wirklich leistungsstark ist - auch wenn sie wie eine Art Fahradkette mit Griffen aussieht. Beispielsweise im Gebirge, wenn es auf jedes Gramm ankommt, oder tatsächlich als Notfallausrüstung ist sie unschlagbar.
Nicht nur bei sehr scharfen Sägen bieten sich Schnittschutzhandschuhe an, wie es sie z.B. bei Grube für rund 15 Euro gibt.
               
Das Werk weniger Minuten
Das Gerät von Fiskars, dem heute international agierenden 1649 gegründeten finnischen Unternehmen, hat zahlreiche treue Käufer, aber auch zahlreiche Kritiker, die z.B. mit der "Plastik-Axt" nicht klarkommen. Die Erfahrungen mit einem Fiskars-Beil, das im Gelände erheblichen Belastungen ausgesetzt und dabei auch schartig geschlagen wurde waren zwiespältig: Entgegen der Befürchtung war das Beil mit einem Arkansas-Stein sehr leicht zu schärfen. Positiv war auch, dass Witterung und Belastung dem Stiel in der Tat nichts anhaben können (also Feuchtigkeit draußen und zu warme Lagerung im Haus, wo sich leicht ein Holzstiel so verändert, dass die Axt nicht mehr im Öhr hält). Auch aus Sicherheitsgründen ist die nahezu unzerstörbare Verbindung von Axt und Stiel als gut zu bewerten. Ein Problem tritt allerdings dann auf, wenn der Stiel selbst beschädigt ist oder varriert werden soll (länger oder schwerer). Das geht bei einer Fiskars-Axt nicht. Ein ebenso hart eingesetzter Fiskars-Spalthammer hingegen hat uneingeschränkt überzeugt. Die Spaltwirkung des glatten Blatts ist exzellent und war anderen, auch handgeschmiedeten Produkten, die gleichzeitig verwendet wurden, überlegen. Auf jeden Fall ist dieser Spalthammer nicht für das Einschlagen von Keilen zu verwenden. Es mag ein zusätzliches Gewicht sein, dient aber der Sicherheit und der Langlebigkeit des Geräts, wenn Alu-Keile mit einem schweren Vorschlaghammer eingeschlagen werden (Alu- oder Kunststoffkeile sind zur Risikoverminderung schon deshalb sinnvoll, wenn man auch mit der Motorsäge arbeitet).
                                     

Eine - vergleichsweise - preiswerte Produktlinie bietet die Marke Bison der auf 1879 zurückgehenden Großschönauer Werkzeugschmiede aus Sachsen an. Insbesondere im Vergleich zu nahezu ähnlich teuren "Baumarktprodukten" überzeugten das Beil (rund 15 Euro) und die Yankeeaxt (rund 20 Euro), eine bestimmte Axtform, die hier zum Fällen mittelstarker Bäume verwendet wurde. Bison bietet wie das ein oder andere weitere Unternehmen auch Sappien (rund 30 Euro; mit 80 cm Eschenholzstil). Eine Sappie, auch Sapine oder in Österreich Sappel ist ein Gerät zum Aufnehmen von Holz, eine Art Wendehaken mit langem Stil, der seit den 1860er Jahren in Deutschland Verbreitung fand. Er erlaubt die rückenschonende Aufnahme von Stämmen oder Scheiten.

Schließlich wurde nicht nur in der Mai-Ausgabe der Zeitschrift "Der Jäger" ein skandinavisches Messer von Mora (Mora Bushcraft Triflex mit 10,8 cm-Klinge aus Kohlenstoffstahl für unter 25 Euro) getestet und als einer der Testsieger bewertet. Hier soll nicht die Eigenschaft eines Messers beim Zerwirken, Häuten o.ä. betrachtet werden, sondern die Robustheit beim Zerschneiden von Seilen und Abdeckplanen. Das seit längerem vom Verfasser dafür hart beanspruchte Mora Arbeitsmesser (9,5 cm-Klinge, ab 10 Euro) leistet jedenfalls uneingeschränkt gute Dienste und läßt sich sehr leicht nachschleifen. Für derartig grobe Arbeiten verbietet sich jedenfalls der Einsatz des gut gehüteten Jagdmessers.

Verweise
- Manfred Fleischer: Die Geschichte der Holzernte in Handarbeit. 2009.
- Hans F.K. Flöel: Richtig Brennholz machen. 2008.
- Hartmut Kleinschmit: Menschen im Wald. Waldnutzung vom Mittelalter bis heute in Bildern. 2010.
- Jürgen Schulte: Wald und Landbau für Jäger. 1999.