Repetierer CZ 455 in .22 lfB und .17 HMR


Gesucht wurde eine Lösung für die Raubzeugbekämpfung im Revier, die gleichermaßen tauglich für den Kleinkaliberschießstand ist. Es wurden verschiedene, unbefriedigende Lösungen überlegt: Ein Repetierer im Kaliber .22 lfB für beide Zwecke, der Erwerb von zwei preiswerteren Waffen in unterschiedlichen Kalibern oder der Verzicht auf eine der beiden Optionen. Mit Markteinführung der neuen CZ 455, die einen leichten Kaliberwechsel ermöglicht, war die Wahl klar.
Die neue CZ 455 folgt dem bewährten Repetierer CZ 452, der im Grunde genommen seit Ende der 50er Jahre wenig verändert wurde, weist aber eine Reihe von Verbesserungen auf. Im Hinblick auf unsere Anforderung Jagd und Training ist der leichte Kaliberwechsel am Wesentlichsten. Den neue Repetierer gibt es in den Kalibern .17 HMR, .22 lfB und .22 WMR. Beim Kauf z.B. eines Modells in .22 lfB benötigt man nur einen Wechsellauf und ein neues Magazin – in unserem Fall für .17 HMR – und man ist für alle Herausforderungen exzellent ausgerüstet. So kann man gleichzeitig äußerst preisgünstige, schießstandtaugliche Munition und das relativ neue, hochpräzise Varmintkaliber verschießen. Die Läufe werden über zwei einfach zu bedienende Schrauben gewechselt. Diese Zusammenstellung wird in den USA – anders als in Deutschland – auch direkt als „CZ 455 American Combo Package“ verkauft.
            
Standard, Luxus und Varmint
Es gibt drei Versionen der 455: die Standard-Version (Buchenschaft, 52,5 cm-Lauf mit Visierung), die Luxus-Version (Nußbaumschaft, Fischhaut am Pistolengriff, gleicher Lauf wie Standard) und die Varmint-Version (Nußbaumschaft mit Fischhaut, 50 cm-Matchlauf).
Die anderen Parameter sind gleich: Neben Flexibilität ist Sicherheit ein weiterer zentraler Aspekt. Die neue 455 weist eine zuverlässige Flügelsicherung auf, die Schlagbolzen und Schloss sperrt. Da mit der Büchse nicht gepirscht o.ä. wird, ist das angemessen.
Ein weiteres K.O.-Kriterium ist ein Direktabzug. Auch den hat die 455. Er ist einstellbar.
Das Gewehr wird mit 5- oder 10-Schuß-Magazin (Einsteckmagazin) vertrieben. Der Schaft weist keine Backe auf.
               
                 
Die alte 425 und die neue 455
Die 455 mit ihrem Zylinderverschluss und ihrer doppelten Verriegelung erinnert äußerlich zunächst sehr an die alte 452. Es mag Marketinggesichtspunkte geben, die dafür sprechen (Wiedererkennung, selbstähnliche Weiterentwicklung), das Problem ist aber zweifellos, das schwerer erkennbare Veränderungen (kürzerer Lauf, Laufwechseloption, engere Toleranzen) dem oberflächlichen Betrachter entgehen. Auch Länge und Gewicht variieren: Die 455 wiegt 2,8 Kg (452: 3 Kg) und misst insgesamt 98 cm (452: 108 cm). Erfreulicherweise lassen sich 425- und 455-Magazine austauschen. Hier versucht CZ nicht, ein extra-Geschäft zu machen.
Nach wie vor wird der Lauf kalt gehämmert und der Receiver aus einem soliden Stück Stahl gearbeitet. Bereits die 425 gab es in .22 lfB und .22 WMR. Neu hinzugekommen ist das Kaliber .17 HMR.
Kostete 2009 die alte Version noch rund 430 Euro im Kaliber .22 lfB, findet man die 455 in der Standard-Version gleichen Kalibers bereits ab 390 Euro. Hinzu kommt im vorliegenden Fall ein Standard-Wechsellauf in .17 HMR (140 Euro) und ein neues 5-Schuß-Magazin (40 Euro). Das ganze Set gibt es also für unter 600 Euro. Das mag in Anbetracht der vielen 100- und 200-Euro-Kleinkaliberbüchsen bei egun viel erscheinen, aber hier erhält man eine neue und hochpräzise Büchse, mit der man längere Zeit Freude haben kann.
           

Die Kaliber
Die Randfeuerpatrone des Kalibers .17 HMR, ausgeschrieben .17 Hornady Magnum Rimfire, wurde von Hornady bei der SHOT-Show 2002 vorgestellt. Sie verschießt bei vergleichsweise geringen Kosten sehr präzise Munition bei immer noch geringer Geräuschentwicklung. Manfred Rosenberger weist darauf hin, dass die .17 HMR leiser und preiswerter als die Alternativen .17 Rem, .22 Hornet und .222 Rem ist, gleichzeitig aber erheblich präziser und effektiver als die .22 lfB und andere 22-er Randfeuerpatronen. Er nennt sie eine „revolutionäre und gleichermaßen extrem präzise Hochleistungsmunition“, die die etablierte .22 WMR einfach „in die Ecke“ stelle und mit der sich auf 100 m 5-Schuß-Streukreise von 20 mm Durchmesser ermöglichen ließen. Der Patrone wird in verschiedenen Foren nachgesagt, vergleichsweise schnell den Lauf zu verschmutzen. Diese Meinung vertreten allerdings nicht alle uns bekannten Nutzer. Gerade im vorliegenden Fall lässt sich dieser Punkt – ausreichende Laufreinigung vorausgesetzt – auch vernachlässigen, weil das Training mit dem .22 lfB-Lauf erfolgen kann und die .17 HMR primär für den jagdlichen Einsatz reserviert bleibt. Die Kosten liegen z.B. für 100 Patronen Hohlspitz (CCI) bei 28 Euro.
                  
Die 1887 entwickelte Randfeuerpatrone .22 lfB (lang für Büchse – englische Bezeichnung .22 lr, Long Rifle) ist u.a. durch niedrige Munitionskosten und geringe Geräuschentwicklung gekennzeichnet. Vermutlich ist sie die Weltweit in den größten Stückzahlen produzierte Patrone. Die Kosten liegen z.B. bei einer Sportpatrone (CCI) bei 100 Stück bei unter 8,50 Euro. Die American Eagle von Federal liegt sogar bei nur rund 5,20 Euro. Die Jagdversion der .22 lfB (CCI Mini Mag) immer noch bei nur 10 Euro.
                      
Die Firma Ceska zbrojovka bzw. CZ (tschechische Waffenfabrik), wurde 1918 gegründet, ist seit 1993 privatisiert und war zwischen 1939 und 45 Produzent für die deutsche Wehrmacht. In der Geschichte von CZ spielen auch Sturmgewehre, Maschinenpistolen (Skorpion) und Pistolen eine bedeutende Rolle.
             

Literatur & Verweise
Manfred Rosenberger: Jagdpatronen. Geschichte. Ballistik. Verwendung. Stuttgart 2007
Die 455 bei CZ
Rezension von Rosenbergers "Jagdpatronen"
17 HMR Message von Hornady