Vor genau 30 Jahren läutete der österreichische Ingenieur Gaston Glock eine neue Ära in der Geschichte der Feuerwaffen ein. Er entwickelte im Rahmen einer Ausschreibung des österreichischen Bundesheeres die Selbstladepistole M 17 (später bekannt als Glock 17) im Kaliber 9 mm. Sie war die erste Waffe der Welt, die größtenteils aus Polymer, genauer aus Polyamid PA66 gefertigt war, einem synthetischen thermoplastischen Kunststoff.
Seit Jahrhunderten bestanden Schusswaffen vorrangig aus Metall und Holz. Lediglich Beschläge waren aus Kunststoff – beispielsweise Schaft oder Handschutz. Glock verarbeitete erstmals in einer funktionsrelevanten Baugruppe Kunststoff.
Die Vorteile zeigten sich rasch im harten Einsatz: Polymer ist nicht korrosionsanfällig und verzieht sich nicht bei extremer Hitze oder Kälte. Der Werkstoff ist wesentlich leichter als Stahl, was sich gerade bei langem Führen der Waffe auszahlt. Von Skeptikern lange als „Tupperware“ verspottet trat die Glock einen beispiellosen Siegeszug um die Welt an, der sie noch heute zur meist verwendeten Dienstwaffe im Behördensektor macht. Längst sind alle namhaften Produzenten von Dienstpistolen ebenfalls auf Polymer umgestiegen, egal ob Heckler & Koch, SIG Sauer, Walther, Smith & Wesson, Ruger, Taurus oder zuletzt auch CZ – moderne Polymerpistolen haben Ganzstahlausführungen für immer im behördlichen Einsatz verdrängt. Besonders beeindruckend: Noch nach über 100.000 Schuss ist die Waffe voll funktionsfähig und trifft präzise. Ein Wert, von dem andere Waffen nicht einmal träumen können.
Glockpistolen überzeugen aber nicht nur aufgrund des bei ihnen verwandten Werkstoffes. Sie weisen eine Reihe von technischen Eigenschaften auf, die zahllose dienstliche und private Waffenbesitzer überzeugt haben. Zunächst verfügen sie seit der ersten Bauserie über einen Polygonlauf. Im Vergleich zu herkömmlichen gezogenen Läufen mit Feldern und Zügen sind diese gasdichter, was zu einer höheren Mündungsgeschwindigkeit und Lebenserwartung führt. Lauf und Schlitten stellt Glock im Tenifer-Verfahren her, einem chemisch/physikalischen Arbeitsschritt zur Verhärtung von Stahlwerkstoffen. Die Waffe besteht aus nur 37 Bauteilen und ist somit vergleichsweise einfach in ihre Bestandteile zerlegbar. Besonders komfortabel ist die feldmäßige Zerlegung oder auch „field strip“ – ein schmaler Hebel an der Unterseite des Schlittens wird eingedrückt und der Schlitten lässt sich mit einem Handgriff vom Griffstück entfernen. Diese Funktion, die inzwischen auch anderen Dienstwaffen zu eigen ist, bewährt sich vor allem, wenn man rasch den Lauf erreichen möchte, etwa um ihn zu entölen.
Von Anfang an verzichtete Gaston Glock auf extern bedienbare Sicherungselemente verzichtet, deswegen konnte sich die Glock 17 nie in der Bundesrepublik als Dienstwaffe etablieren. Anstelle eines Sicherungshebels verfügen Glock-Pistolen über eine Abzugssicherung, eine Fallsicherung sowie eine Schlagbolzensicherung. Die von Glock erstmals eingeführte Abzugssicherung ist ein schmaler Hebel auf dem Abzugsbügel, der verhindert, dass sich ein Schuss löst, ohne dass der Abzug gekrümmt ist. Auch dieses Patent hat mittlerweile Eingang bei anderen modernen Dienstpistolen gefunden. Mit seinen zweireihig angeordneten Magazinen besitzen Glock-Pistolen eine große Munitionskapazität – auch dank der geringen Materialstärke im Griffstück. Das Standardmagazin für die Glock 17 fasst 17 Patronen im Kaliber 9x19, die extralange Version 30 Schuss – optional sogar noch um zwei zusätzliche Patronen erweiterbar. Natürlich kann auch eine weitere Patrone direkt im Patronenlager geführt werden. Damit hatte Glock 1980 auch bei der Feuerkraft die Nase vorn. Glock deckt inzwischen alle gängigen Pistolenkaliber ab, von der in den USA beliebten .45 ACP über die relativ modernen .357 SiG und die .40 S&W oder Exoten wie die .380 ACP sowie die 10 mm Auto bis hin zur Eigenentwicklung .45 GAP. Dabei liefert der österreichische Hersteller seine Waffen je nach Kaliber in subkompakter, kompakter, standardmäßiger sowie extralanger Ausführung.
Dank ihrer großen Verbreitung gibt es für die Glock ein beispielloses Angebot an Zubehör: Neben Holstern oder Lauflampen (Besitz in der Bundesrepublik verboten) bestechen vor allem diverse Ansteck- und Klappschäfte, mit denen sich eine Glock in Sekundenschnelle in einen Pistolenkarabiner verwandeln lässt.
Das Kernmodel Glock 17 liegt seit diesem Jahr in der vierten Generation vor, dabei ist die Waffe im Detail immer weiter verbessert worden. So verfügt die neueste Variante über einen beidseitigen Magazinauslöser, ein Umstand der Linkshänder freut. Ferner hat Glock bei der Konkurrenz ausnahmsweise eine Innovation abgeschaut und austauschbare Griffstückrücken eingeführt. Damit kann der Schütze den Griff in drei Stufen auf seine persönliche Handgröße anpassen.
Und in noch einem Punkt trumpfen Glock-Pistolen ihre Wettbewerber aus – im Preis. Eine neue Glock 17 mit Zubehör ist schon für deutlich unter 600 Euro erhältlich. Bei vergleichbaren Qualitätswaffen anderer Hersteller muss man mindestens 200 Euro drauflegen.
Unterm Strich ist eine Glock die perfekte Waffe für jeden Schützen, dem Funktion und Zuverlässigkeit über Ästhetik und Status gehen. Nicht umsonst wird die Glock häufig als Kalaschnikow unter den Kurzwaffen bezeichnet
Literatur
- Gabe Suarez: Tactical Pistol Markmanship. 2001.
- Johannes P. Heymann: Tipps und Tricks für Sportschützen. 2002.
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Kurzwaffen im jagdlichen Einsatz