"Drückjagd mit Erfolg" - Rezension

Der Jagd- und Waffenexperte Norbert Klups braucht in einem Jagdblog nicht besonders vorgestellt zu werden. Viele seiner Artikel in Waffen- und Jagdzeitschriften oder seine Bücher oder Seminare dürften bekannt sein. Keine Frage: Klups ist einer der wenigen großen deutschen Experten für Jagdwaffen. Ein kleines und eher unbekanntes Buch ist sein "Drückjagd mit Erfolg".
Um es vorweg zu nehmen: Das schmale, etwas schäbige Buch aus dem Verlag des Deutschen Waffen Journal (dwj) ist für die rund 15 Euro eine klare Kaufempfehlung - trotz der schlechten schwarz-weiß Fotos und der vielen Layoutfehler.
Manche Bücher kauft man und nimmt sie immer wieder gerne zur Hand, weil es Spaß macht, in ihnen zu blättern, weil sie schöne Bilder enthalten (wie sehr böte sich das Thema Drückjagd für stimmungs- und temporeiche Bilder an), toll gebunden oder spannend zu lesen sind. Dies alles ist beim vorliegenden Drückjagdbuch leider nicht der Fall.
Aber es enthält - und das ist entscheidender als alles andere - wichtige Hinweise zur Vorbreitung und Teilnahme an einer Drückjagd. Für die Vorbereitung der Drückjagd durch den Jagdleiter eignet es sich nicht. Wie schön klingt schon das Wort - "Drückjagd". Wie sehr erinnert es an schöne kalte und klare Winter, an temporeiche, spannende Jagd, an schneller schlagenden Puls, an Minutenbruchteile auf schmalem Schneisen, an schnelle Schüsse und noch schnelleres Repetieren.
Aber wer nicht schon viele Drückjagden mitgemacht hat oder jedenfalls nicht solche, bei denen man sich etwas abschauen konnte, der wird eine Menge Tipps bekommen, die ihm oder ihr helfen, erfolgreicher zu sein. "Drückjagd ist anders" heißt es und auch ansonsten erfolgreiche Ansitzjäger wundern sich bisweilen, warum Sauen ohne wildscharfe Hunden nicht durch große Dickungen gedrückt werden können oder Rehwild durch seine Bewegungsart nicht sauber beschossen werden kann. Klups klärt das kurz und schmerzlos auf.
Weiters muten Kapitel wie "Praxisgerechte Jagdkleidung" zunächst trivial an. Aber dann spricht man mit dem Jagdfreund, der sich nicht auf allen Lehrgängen der Gebirgs- und Winterkampfschule herumgetrieben hat und auch nicht jede Jagdzeitschrift liest. Muß man auch nicht. Und man muß auch nicht zig Mal gefroren oder geschwitzt haben oder sich die Beine in den Bauch gestanden haben, anstatt einen geeigneten, hohen "Walkstool" zu kaufen. Man kann sich auch mit einem Buch kurz und schmerzlos vorbereiten. Schnell haben die Tipps zur Bekleidung und Ausrüstung ihre volle Berechtigung.
   
Jetzt folgt die Ernte mit der Waffe
                          
Zu den Hinweisen zu Drückjagdwaffen ließe sich manches sagen - sie sind gut und sinnvoll und dennoch diskussionswürdig. Aber so ist das eben bei Jägern und der großen, ewig ungelösten Waffen- und Kaliberfrage. Sehr, sehr wichtig sind Hinweise wie die zu Schaftkappen und Abzug. Ausführungen zu Sicherungsarten und Abzügen sind nicht drückjagdspezifisch und deshalb wohl etwas zu allgemein für das Thema. Es schadet aber nicht, sich dazu noch einmal zu informieren. Schlimmstenfalls kann man die Seiten überschlagen. Die Kaliberwahl ist konventionell (bis auf den Hinweis zur Tauglichkeit von Großwildkalibern für afrikanisches Wild - vielen Dank!) und verweist im Schwerpunkt auf die Klassiker 30-06, 8 x 57 IS und 9,3 x 62 bzw. entsprechende Randversionen. Der Teil "Optik" ist nicht auf dem neusten Stand (Erscheinungsdatum 2003!), aber insbesondere hinsichtlich der Kritik an vielen herkömmlichen offenen Visierungen sowie Tipps für Alternativen noch sehr brauchbar.
Dank gilt Klups auch für die Hinweise zum Ansprechen. Ist man sich bisher schlicht "doof" vorgekommen, weil man anders als beim Ansitz und selbst bei der Pirsch zu wenig gesehen und sich vielleicht sogar einen Fehlschuß geleistet hat. In der Tat sehen "Drückjagd-Sauen" oft größer aus als "Ansitz-Sauen". Weiter geht es mit Schußzeichen (Beschreibungen ohne Bilder haben wenig Sinn), Hinweise zum Abfangen und Versorgen des Wildes und schließlich zur Auswahl und Art von Schützenständen.
Klups' Buch ist eine klare Kaufempfehlung. Man sollte es selbst als gelegentlicher Drückjagdschütze haben. Wäre es richtig gebunden, gerade (2012) aktualisiert, korrekt gelayoutet und mit tollen Bildern versehen, hätte es Zeug zu einem echten "must have". Aber auch so gilt: Man sollte sehen, dass man noch eines bekommt, ehe es vergriffen ist.

Norbert Klups: Drückjagd mit Erfolg. Schwäbisch-Hall 2003.