Rudolf Nohles war Forstbeamter und Nachsucheführer und ein großer Hundefreund. Sein jagdlicher Lebensbericht beginnt mit seiner Kindheit und folgenden Ausbildung kurz nach dem Zweiten Weltkrieg und endet 2004. Damit verfügt er über rund 60 Jahre Jagderfahrung – unzählige Nachsuchen sind darunter.
Wer spektakuläre Erlebnisse erwartet, wird enttäuscht. Wer bei "Der Fangschuß" einen zuverlässigen und besonnenen Bericht erwartet und hier und da etwas für den eigenen Jagdalltag mitnehmen möchte, hat das richtige Buch gekauft. Das Buch eignet sich nicht unbedingt für eine kurzweilige Zugfahrt, aber es eignet sich, um ab und zu darin zu lesen, auch etwas vor- und zurückzublättern und einen Eindruck davon zu bekommen, wie ein sehr erfahrener Nachsucheführer vorgeht und was bei seiner Arbeit wichtig ist. Schon deshalb ist es für den Jäger wichtig, der ein Nachsuchegespann anfordert und nicht wie der ein oder andere Jäger im Buch alles falsch machen will. Bei Nohles lernt man auch etwas über die unglaublichen Leistungen des Bayrischen Gebirgsschweißhundes. So führt er z.B. eine zwei Kilometer lange Nachsuche auf einer 44 Stunden alten Fährte für einen anderen Nachsucheführer durch, der bereits dreieinhalb Kilometer nachgesucht hatte – um schließlich einen Keiler in einem Teich zu finden. Ein anderes Mal entwickelt sich die sommerliche Nachsuche auf eine laufkranke Sau zu einer Konfrontation mit einer Rotte, bei der er seinen Hund aus den Augen verliert, der mit Halsung und zehn Meter Riemen verschwindet. Trotz aller Bemühungen bleibt der Hund verschwunden und taucht 14 Tage später, als endlich ein neuer Hund gekauft werden soll, müde und abgemagert wieder beim Haus des Verfassers auf. Das Buch von Nohles ist gerade, weil es relativ unspektakulär ist, eine zuverlässige Fundgrube jagdlichen Wissens. Nachsucheführer sind in der Regel erfahrene und besonnene Jäger und keine Krimischreiber. Nohles hält viele Erlebnisse für unspektakulärer, als sie sind. So einen Mann möchte man zum Lernen in seinem Bekanntenkreis haben.
Rudolf Nohles: Der Fangschuß. Erlebnisse und Erfahrungen auf roter Fährte. 2005
Auch Albert Knebel schreibt sein Buch als alter Mann. Der Titel „Kanadaträume“ ist durchaus nicht irreführend. Knebel verwirklicht einen Traum, indem er eine Eigenjagd in Kanada erwirbt, was für einen Ausländer aufgrund des Lizenzsystems nicht ganz einfach ist, und sie nach dem Prinzip deutscher Waidgerechtigkeit führt. Er legt allen Ernstes in Britisch Kolumbien Wildäcker und Hochstände an, läßt das Wild im Winter füttern und pflegt die Tradition des Erlegerbruchs oder letzten Bissens. Man kann sich die Verwirrung des ein oder anderen Kanadiers vorstellen. Neben unerfreulichen Erlebnissen mit kanadischen Angestellten, erlebt er auch Unterstützung und Freundschaft, vor allem aber wirklich erstklassige Jagdabenteuer, um den man Knebel unmittelbar beim Lesen beneidet. Er jagt Bären, Wölfe, Elche und Hirsche. Man möchte dabei sein und an Knebels Männerabenden in der Blockhütte oder seinem Ansitz auf einem provisorischen Hochsitz teilnehmen und natürlich auch beim Angeln von Wildlachsen. Knebel schreibt lebendig und man scheint neben ihm herzugehen, wenn er durch den tiefen Schnee stapft und nach Wölfen Ausschau hält. Man kann das Buch in einem durchlesen, weil es spannend ist und irgendwie auch von den eigenen Träumen handelt. Das Buch endet traurig, weil erst Knebels Bruder mit über 80 und dann er selbst mit über 70 die Jagd unter den harten Umständen kanadischer Wildnis nicht mehr durchhalten können. Man wundert sich, daß die beiden überhaupt bis ins hohe Alter in der Lage sind, solchen körperlichen Anstrengungen jedes Jahr auf sich zu nehmen. Und was macht Knebel, als er nicht mehr nach Kanada kann mit über 70? Er pachtet eine Jagd in einer abgelegenen Gegend Deutschlands – so etwas erlebt nur ein einmaliger waidgerechter deutscher Ausnahmejäger.
Albert Knebel: Kanadaträume. Eine herrliche Eigenjagd in Britisch Kolumbien. 2007.