Die Erbswurst hat vor allem bei vielen Outdoor-Liebhabern Kultstatus, obwohl sie eigentlich ein ganz simples Lebensmittel ist und gar nicht mehr hergestellt wird.
Eine Erbswurst war nichts anderes, als getrocknete, pulverisierte Erbsensuppe, die portionsweise in Tablettenform gepresst war. Mehrere dieser großen Tabletten hintereinander in einer Verpackung erinnern wegen ihrer länglichen Form etwas an eine Wurst.
Man kann diese Tabletten einzeln in kaltem Wasser zerdrücken und erhält dann durch Erhitzen schnell und einfach eine heiße Erbsensuppe. Das geht problemlos in einem militärischen Kochgeschirr und über der kleinen Flamme eines Esbitkochers oder kleinen Feuerchens. Notfalls reicht auch eine größere Kerze oder ein "Hindenburglicht", denn Wasser und Pulver verbinden sich kalt und das Erhitzen dient nur noch dem Wärmen der Speise.
Erfunden wurde die Erbswurst 1867 von Johann Heinrich Grüneberg, einem Berliner Fabrikanten. Diejenigen aber, die das Potenzial eines so leicht transportierbaren und haltbaren Lebensmittels erkannten, saßen im Nervenzentrum einer der, entgegen heutiger Vorstellungen, modernsten Armeen der damaligen Zeit, dem preußischen Kriegsministerium. Die Erbswurst bot sich für die Verpflegung auf Feldzügen, die u.a. von Ortswechseln und schwer vorhersehbarem Geschehen gekennzeichnet sind, geradezu an. Denn sie kann einzeln von den Soldaten selbst mitgeführt und jederzeit und überall schnell zubereitet werden.
Wasser in großen Mengen zu beschaffen und zu filtern, ist in Europa das ganze Jahr über möglich. Mobile Feldbäckereien waren lange etabliert, die wenigen notwendigen Zutaten für das Kommissbrot (Roggen- und Weizenmehl sowie Hefe und Sauerteig) waren vergleichweise leicht zu transportieren und die fertigen Brote als solche vergleichsweise gut haltbar. Anders sah dies mit Gemüse und Fleisch aus, die in frischer Form schnell verderben und als Konserven schwer sind. Pulverisierte Suppe hingegen ist geradezu die Musterlösung für einen Bewegungskrieg. Mit Wasser und Brot zusammen erlaubt sie tagelang ohne normale Verpflegung auszukommen - genau das hatten die gründlichen Preußen natürlich in einem Truppenversuch erprobt.
Also machte die Erbswurst erfolgreich den Deutsch-französischen Krieg 1870/71 mit und begleitete deutsche Soldaten auch 1914 und 1939 mit ins Feld.
Ab 1889 wurde die Erbswurst von Knorr hergestellt und erst 2018 endete ihre Lebenszyklus als Produkt - scheinbar war die Nachfrage zu gering geworden.
Ich selbst habe sie ein oder zwei Mal gekauft - aus Nostalgiegründen. Aber ehrlich gesagt, war diese Suppe nicht so gut, dass ich sie mir zu Hause häufiger hätte machen wollen.
Draußen sieht die Sache natürlich anders aus und als ich zuletzt irgendwann überlegte, was ich an Stelle der teuren gefriergetrockneten Nahrung mitnehmen wollte, wenn es nur Mal galt, einen kalten Abend und einen ebenso ungemütlichen Morgen durchzuhalten, fiel mir wieder die Erbswurst ein.
Ich habe ein Video von einem Youtuber gesehen, der sich selbst Erbswurst macht, aber ehrlich gesagt geht bei mir die Nostalgie nicht so weit, dass ich mich deshalb stundenlang in die Küche stelle und Pulver in Tablettenform presse. Also habe ich nach einer handelsüblichen Alternative gesucht: Tütensuppe, die man kalt zubereiten kann, die lange haltbar ist und gut schmeckt.
Warum will ich überhaupt eine Suppe?
Der Nährwert ist natürlich relativ gering und bei harter Anstrengung gibt es bessere Alternativen (wie hier beschrieben).
Erstens, um den Körper draußen aufzuwärmen (denn das geht nicht durch warme Kleidung, die nur vorhandene Wärme erhält, sondern durch Wärmequellen wie Feuer und warmes Essen). Zweitens wegen der positiven psychologischen Effekte so eines Tellers warme Suppe im Dunkeln und in der Kälte. Und drittens, weil man sie ebenso leicht mitnehmen wie kochen kann.