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Auf den Fährten der Big Five – Rezension

Was macht man in der Zeit, in der man nicht in Afrika jagen kann? Man liest über die Jagd in Afrika. „Jagen weltweit“ erscheint leider nur sechs Mal im Jahr und viele der Klassiker mit ihren monatelangen Safaris sind für den modernen Jäger fast wie Fiktion zu lesen. Es ist schwierig, bei den neueren Büchern eines zu finden, das einen mitfiebern läßt, bei dem man sich einfach „dabei“ fühlt und gleichzeitig noch wirkliche Informationen und nicht nur persönliche Jagderlebnisse erhält. Mit „Auf den Fährten der Big Five“ ist es gelungen.

Der Deutsche Dr. Rolf Baldus hat 13 Jahre im Wildtiermanagement in Tansania gearbeitet und ist heute im Bereich der internationalen Entwicklungszusammenarbeit tätig und darüber hinaus Präsident der Kommission für Tropenwild beim Internationalen Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd. Das macht ihn nicht zwingend zu einem guten Jagdschriftsteller. Aber Baldus ist aber auch seit seinem 17. Lebensjahr Jäger mit heute über 30 Jahren Erfahrung in Kenia, Tansania, Sambia, Südafrika und anderen Ländern. Und Baldus schreibt, wie nur ein Jäger für Jäger schreiben kann. Einmalig.

Das Buch liefert eine Fülle von Argumenten für die Nachhaltigkeit der Auslandsjagd speziell in Afrika. So führt Baldus das Jahrzehntelange Jagdverbot in Kenia als Beleg für die Nutzlosigkeit solcher Maßnahmen an: „Kein Staat in Afrika hat für die Erhaltung seiner Wildtiere mehr Finanzhilfe aus den reichen Industrieländern bezogen. Geholfen hat das wenig. Die Wildbestände sind seit damals um zwei Drittel zurückgegangen und zwar in den Nationalparks genau so wie außerhalb. ... Durch das Jagdverbot hat die Regierung den privaten Landeigentümern jedoch einen wichtigen Anreiz genommen, das Wild im eigenen wirtschaftlichen Selbstinteresse zu hegen und zu nutzen. Kenia wird von den Jagdgegnern als Erfolg gefeiert: über 30 Jahre ohne Jagd. Aber auch das Wild ist weg. ... Wo Wild seinen Wert verliert, wird es ausgerottet“.
Baldus eigene Erfahrungen aus seiner Amtszeit in Tansania zeigen, wie es mit Hilfe der Jagd auch anders gehen kann: „Zu Beginn meiner Arbeit im Jahre 1987 hatte das Selous-Reservat mit seinen fünf Millionen Hektar nur ein Jahresbudget von 100.000 Euro, und es wurden an die 5.000 Elefanten jährlich gewildert. Als ich ging kamen aus eigenen Einkünften über vier Millionen in die Kasse, zu 90 Prozent aus der Jagd. Die Hälfte davon blieb im Reservat“. Man könnte es nicht besser formulieren: „Man schützt die Löwen nicht, wenn man nur gut über sie denkt. Man schützt sie jedoch, wenn man mit der Jagd Geld verdient und dieses sinnvoll für den Schutz der Großkatzen ausgibt“.

Diese Zitate sollen nicht bedeuten, daß das Buch von Erörterungen der wirtschaftlichen und sozialen Berechtigung der Jagd handelt. Weit gefehlt. Zwar sind solche Themen für den modernen Jäger wichtig, sehr empfohlen wird „Auf den Fährten der Big Five“ aber wegen seiner eindrücklichen Jagdbeschreibungen und spannenden Erlebnisse gefährlicher Nachsuchen und Auseinandersetzungen mit Wilderern: „Eine Großkatze kennt keinen Tiefschlaf. Sie hat irgend etwas vernommen und regt sich. Und jetzt muß es ganz flott gehen, denn die Katze geht blitzschnell in Bewegung über. ‚Gib ihm keine Chance’, hatte mir einmal ein erfahrener Löwenjäger gesagt. Im unteren Lauf meiner .458-Doppelbüchse steckt eine Teilmantelpatrone und damit schieße ich dahin, wo ich das Blatt vermute. Im Knall sinkt der Löwe zusammen und da taucht Omar auf ‚Was ist denn los, was ist passiert’. Bis zum Löwen sind es genau zehn Meter, aber die habe ich erst später abgeschritten. Zwei Zigaretten sollen erst einmal die flatternden Nerven beruhigen. Auch die Knie sind noch weich, die Hände zittern. Nach ein paar Minuten gehe ich von vorne an die Beute heran. ... Ich tippe den ‚sehr toten Löwen’ mit dem Büchsenlauf in einen Seher ... – und er blinzelt!“.

Bekannt kommt dem Afrikajäger das von Jagdgegnern gerne geleugnete Phänomen der Fleischbeschaffung vor: „Jagen heißt für unsere afrikanischen Helfer in erster Linie Fleisch essen. Das ganze Jahr über leben sie meistens von ‚mzima’, dem einheimischen Maisbrei. Im Busch kann es deshalb gar nicht genug Fleisch im Topf geben“. Die Kehrseite dieser Fleischbeschaffung ist die Wilderei, von „modernen“ Europäern gerne verniedlicht als Notwendigkeit oder „Recht“ der Einheimischen handelt es sich doch tatsächlich häufig um brutale Kriminelle, die auch vor Morden an Wildhütern nicht zurückschrecken und Wild quälerisch in Schlingen fangen. Als letztes „Reizthema“ ist schließlich von „Problemtieren“ die Rede, etwa von Elefanten, die aufgrund zu großer Zahl in zu großem Ausmaß die Felder der Einheimischen zerstören oder von Krokodilen, die allein in Tansania jährlich rund 40 Menschen töten und deshalb ebenfalls dezimiert werden müssen. Auf diese Weise kommt Baldus schließlich sozusagen notgedrungen zu umfangreicher Erfahrung bei der Jagd auf die legendären Big Five.

Der Rezensent hat das Buch von Baldus auf einer einzigen Zugfahrt von vier Stunden durchgelesen. Das Buch liest sich ausgezeichnet und läßt nur zwei Wünsche offen: Erstens: Baldus jagt weiter und schreibt noch ein Buch. Zweitens: Noch ein paar deutsche Jäger dieser Qualität melden sich zu Wort. Waidgerecht. Gute Schreiber mit fast englischer Selbstironie. Jede Menge unterschiedliche, teils hart „erkaufte“ Praxiserfahrung. Und mit respektabler Bildung und Laufbahn.

Ralf Baldus: Auf der Fährte der Big Five. 2009.

Internetseite von Ralf Baldus mit Artikeln zu Jagd/Afrika: http://www.wildlife-baldus.com/start.html