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Konföderierte Guerillas im Sezessionskrieg

Mehrfach in der Geschichte kämpften Freiwillige angesichts oder nach einer klaren militärischen Niederlage weiter, anstatt die Waffen zu strecken. Die Bewertung dieser Organisationen wird nicht nur durch Propaganda der Gegner erschwert, sondern auch durch Geheimhaltung von Operationen und Gegenoperationen. In einer vierteiligen Serie werden wir Guerillaaktivitäten im Sezessionskrieg, den ukrainischen und baltischen Widerstand bis in die 50er Jahre sowie die Werwolforganisation 1945 und die Stay behind-Planung bis 1989 betrachten.
1864 beginnt sich das militärische Ende der chronisch unterversorgten und unterfinanzierten Südstaaten, der Confederate States of America, abzuzeichnen. Die CSA sind personell ausgeblutet, international nach der Proklamation Lincolns zur Sklavenfrage isoliert und wirtschaftlich ruiniert. Besatzer aus den Nordstaaten tragen durch Drangsalierung der konföderierten Zivilisten, durch Vernichtung von Ernten und Tötung von Vieh dazu bei, den Hass zu schüren. Berüchtigt wird z.B. Nordstaaten-General David Hunter, dessen Truppen die Menschen im Shenandoah-Tal tyrannisieren. Die Südstaaten haben genau so wenig wie der Norden den Guerillakrieg systematisch und umfassend organisiert. Zwar regelte der Partisan Ranger Act von 1862 die Möglichkeit, irreguläre Einheiten zum Kampf aufzustellen, dieses Gesetz wurde aber im Februar 1864 – u.a. aufgrund des Drucks der regulären Armeeführung – zurückgezogen.

Richard Anderson und andere Beginne des Guerillakrieges
Ende 1864 beginnen im vom Norden besetzten Territorium des Südens Guerillaaktionen. So greifen z.B. am 27.9.1864 30 der 225 Guerillas von „Bloody Bill“ alias „Fighting Dick“ Richard Heron Anderson (geboren 1821 Sumter City/Virginia, gestorben 1879) den Ort Centralia in Missouri an, plünderten und halten die Eisenbahn an. 25 Unionssoldaten werden erschossen. Am Ende des Tages treffen 160 unerfahrene Soldaten der Union unter Führung eines Majors in Centralia ein und geraten in einen Hinterhalt, bei dem 116 Mann getötet werden. Anderson kämpft mit seinen Männern ebenso erfolgreich in konventionellen Kampfhandlungen und fällt schließlich am 26.10. 1864 als Führer einer regulären Kavallerieneinheit unter General Sterling „Old Pap“ Price in einem Hinterhalt.
Im Umland des Appalachengebirges greift John Hunt Morgan Transportwege der Union an und bindet Kräfte des Nordens, die als Transportbegleiter und zum Schutz der Eisenbahnlinien abgestellt werden müssen.
Am 19. Oktober 1864 dringen 30 Südstaatler unter Oberleutnant Bennet H. Young vom neutralen Kanada aus in Vermont ein und überfallen im Ort St. Albans die Banken. Ihre Beute beträgt 200.000 Dollar.
                         
R.H. Anderson
                 
John Singleton Mosby
Der ehemalige Rechtsanwalt „Grey Ghost“ Oberst John Singleton Mosby (geboren 1833 in Edgremonton/Virginia, nach dem Krieg US-Konsul in Hong Kong, gestorben 1916), war ein ehemaliger Scout der konföderierten Kavallerielegende Jeb Stuart und kämpfte mit seinen „Partisan Rangers“, die als 43. Virginia Kavallerie im westlichen Virginia in kleinen Verbänden, bevor er am 21. April 1864 die Waffen streckte – nach General Lee und nach dessen Missbilligung weiteren Guerillawiderstandes.

J.S. Mosby
                   
William Clark Quantrill
Bekannt wurde auch William Clark Quantrill (geboren 1837 in Canal Dover/Ohio, gestorben 1865 im Militärgefängnis Lousville), unter dessen Kommando auch die Brüder Frank und Jesse James und Cole Younger ritten (die spätere James-Bande) und der in Kansas und Missouri kämpfte. Quantrill kämpft jedoch nicht nur seinen eigenen Guerillakrieg, sondern im Dezember 1862 im Rahmen einer größeren Operation unter General Thomas C. Hindmann im Umland von Fayetteville. In der Schlacht von Prairie Grove stehen sich jeweils rund 10.000 konföderierte und Unionssoldaten gegenüber. Die Unionstruppen ziehen sich schließlich zurück, nachdem Quantrills und andere Soldaten ihre Vorhut vernichtet haben. Nach Desertion eines neuen konföderierten Regimentes aus Arkansas müssen sich die Südstaatler jedoch in der darauf folgenden Nacht dennoch vom Feind lösen. Beide Seiten verlieren jeweils rund 1.300 Mann. Berüchtigt wurde Quantrill, als er mit seinen Männern die Stadt Lawrence in Kansas überfällt und 160 Männer, Frauen und Kinder getötet werden. Allerdings muss dazu bemerkt werden, dass Unionssoldaten zuvor unbeteiligte Verwandte von Quantrill und seinen Männern gefangen genommen und interniert haben. Beim Einsturz eines Gebäudes in Kansas City, unter nicht restlos geklärten Umständen, werden einige dieser Internierten getötet. Quantrills Männer versprechen, sich zu rächen. Im Gegenzug zu dem Massaker Quantrills weist der Norden wiederum 19.000 unbeteiligte Zivilisten aus den an Kansas grenzenden Gemeinden Missouris aus. Ebenfalls bleibt oft unerwähnt, dass Nordstaatler und ihre Sympathisanten im Aktionsgebiet Quantrills ganz ähnlich vorgingen. Dazu zählen z.B. Charles Jennisons „Jayhawkers“ oder George Hoyts „Red Legs“. Quantrill fiel am 10. Mai 1865 und hatte damit noch einen Monat länger als Mosby gekämpft.
                           
W.C. Quantrill
                 
Die konföderierte Marine
Obschon die konföderierte Marine keine Guerillaoperationen im eigentlichen Sinne durchführt, sind unter ihren Aktivitäten einige legendäre Kaperfahrten, die an manche Operationen deutscher Schiffe wie z.B. der deutschen „Emden“ im Ersten Weltkrieg erinnern. So brachte die CSS „Alabama“ in 22 Monaten 64 Schiffe der Handelsflotte der Union auf, bevor sie schließlich vor Cherbourg/Frankreich nach einem Reparaturaufenthalt von der Korvette USS Kearsarge versenkt wird. Ähnlich erfolgreich war der Blockadebrecher CSS Tallahassee, der 1864 in drei Wochen 31 Schiffe der Union versenkte. Eine der letzten Einheiten, die die Fahne einholt, ist ebenfalls ein konföderiertes Schiff, die CSS Shenandoah am 4. November 1865 in Liverpool. Zu diesem Zeitpunkt hat sie ohne Kenntnis der politischen und militärischen Rahmenbedingungen unter Kapitän James I. Waddell noch eine erfolgreiche Kaperfahrt in der Beringsee im Juni hinter sich und damit die letzten Schüsse dieses Krieges abgegeben. Die Kapitulation und die Rückkehr eines Großteils der Kriegsgefangenen liegt allerdings auch bereits mehrere Monate zurück.
                       
CSS Alabama (rechts) greift Schiff der Union an
                   
Guerillas des Nordens
Der Norden setzte hingegen weniger auf Guerillakriegsführung und hatte dazu wegen seiner gewaltigen Menschen- und Materialüberlegenheit auch wenig Veranlassung – Fanatiker wie die genannten „Jayhawkers“ oder „Red Legs“ ausgenommen, deren Vorgehen weniger militärischen Operationen, als vielmehr Terrormaßnahmen gegen pro-konföderierte Zivilisten ähnelte. Systematische Zerstörung von Infrastruktur im großen Stil konnten Unionstruppen ohne weiteres aufgrund ihrer militärischen Überlegenheit offen vornehmen. Darüber hinaus setzt der Norden auch modernste Geschütze gegen Städte mit Zivilbevölkerung ein, z.B. gegen Atlanta 1864, und tötet damit auch Unbeteiligte (bevor die Bevölkerung von den Angreifern der Union aufgefordert wird, binnen zehn Tagen die Stadt zu verlassen und die Stadt schließlich von Unionsgeneral Sherman nach ihrer Besetzung komplett zerstört wird, um den Süden zu schwächen. Sherman zerstört und verwüstet auf seinem Marsch ganze Landstriche, beschlagnahmt nicht nur Lebensmittel, sondern auch Vermögenswerte und toleriert hinter ihm ziehende Kriminelle und Deserteure beider Armeen, die sich aus den Resten bedienen. Einer der wenigen Guerillas in den Diensten des Nordens war James J. Andrews, der u.a. 1862 einen konföderierten Zug entführte. Als der Plan scheitert, konföderierte Verfolger durch Anzünden von Eisenbahnbrücken aufzuhalten, flüchtet Andrews mit seinen 21 Mann zu Fuß. Er und sieben seiner Männer werden gefangen genommen und hingerichtet.
Befehle der Nordstaaten setzten nicht nur auf Verfolgung konföderierter Guerillas, sondern erlaubten auch die Verfolgung und Ausweisung von Sympathisanten (z.B. Union’s General Order 10 und 11 vom August 1863).
                      
Chaos in den letzten Tagen des Südens
Am 9. August 1864 explodiert eine eingeschmuggelte Bombe im Unionshauptquartier von General Grant und tötet 43 Menschen und verletzt weitere 125. Grant bleibt unverletzt.
Am 25. und 26. November 1864 entzünden Agenten des Südens in New York 10 Hotels, Barnum’s Museum und versuchen, im Hafen Schiffe zu sprengen.
Am 3. April 1865 fällt Richmond, und CSA-Präsident Jeff Davies wird evakuiert.
Am 9. April kapituliert Lee mit seiner Nord-Virginia Armee (rund 27.000 Mann) vor Appomatox Court House. Es verbleiben weitere CSA-Truppen im Feld.
Am 14. April wird Lincoln von einem Attentäter angeschossen und erliegt am 15. seinen Verletzungen. Andrew Jackson wird als Präsident vereidigt.
Auf CSA-Präsident Davis wird ein Kopfgeld ausgesetzt. Am 10. Mai wird er gefangen genommen. Am gleichen Tag fällt der konföderierte Guerilla-Führer William C. Quantrill. Im Gefängnis wird Davis vorübergehend angekettet.
Am 2. Juni gibt E. Kirby Smith als letzter Truppenführer des Südens auf. Oberst Joseph O. Shelby aus Lexington/Kentucky verweigert die Kapitulation und setzt sich mit rund 1.000 Soldaten nach Mexiko ab.
                  
Literatur und Verweise
- Ian F.W. Beckett: Guerilla Warfare. New York 1999.
- Michael Fellmann: Inside War: The Guerilla Conflict in Missouri During the American Civil War. New York 1989.
- V.C. Jones: Grey Ghosts and Rebel Raiders. New York 1956.
- Scharfschützen im Sezessionskrieg