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Afrikanische Schweinepest: Die Stunde der Schießer und Populisten

Ob die Afrikanische Schweinepest (ASP) Deutschland erreicht oder nicht, liegt nicht in der Hand von Jägern - sofern man angesichts der umfangreichen, systematischen Dezimierung von Wild unter Aufgabe wichtiger Prinzipien der Waidgerechtigkeit überhaupt von "Jagd" sprechen kann.
Selbst wenn alle die populistischen Forderungen (z.B. Schiessen mit Nachtsehgeräten und Lampen) flächendeckend akzeptiert würden, die Forstämter endgültig jeden Hinz und Kunz kostenlos zur Drückjagd ließen (damit dort noch mehr Wild mit schlimmen Treffern krank geschossen würde) Bauern plötzlich massenhaft Bejagungsschneisen anlegen ließen und aufhörten, ihre Maisschläge bis direkt an die Waldgrenze zu ziehen und die Revierinhaber mit nie gekannter Offenheit Gäste einladen würden und sogar noch flächendeckend "Abschussprämien" erhielten, würde es angesichts der immer besser werdenden Lebensbedingungen unserer Kulturlandschaft und der exzellenten Reproduktionsfähigkeit des Schwarzwildes nicht gelingen, es um 70 Prozent zu reduzieren (Übrigens: 70 Prozent von wie vielen? Sind die jetzt neuerdings alle erfasst? Wenn nein, wie kommt man auf genau 70?).


Hinzu kommt: Das Abschotten unseres Landes und die lückenlose Kontrolle, wer rein und raus geht und was ein- und ausgeführt wird, klappt ja schon im Hinblick auf illegale Migration, Waffenschmuggel und Autoschieberei nicht völlig. Wie sollte es da jetzt im Hinblick auf Personen und Waren klappen, die ASP-Erreger einschleppen?

Und wenn doch all das gelingen würde, wäre es zu spät und in den Folgejahren würde sich die Schwarzwildpopulation in der Anpassung an diesen überproportionalen Rückgang voraussichtlich schnell wieder erholen - ähnlich wie es als Reaktion auf Seuchen zu sehen ist. Die Mastbäume und Maisschläge würden ja auch weiter existieren und reiche "Ernte" und Deckung bieten.

Abgesehen davon lasse ich mich nicht zum Seuchen- oder Schädlingsbekämpfer einteilen - schon gar nicht von Leuten, die sich sonst viel Mühe geben, mir die Jagd mit allerlei kleinen Gemeinheiten aus dem Waffen-, Jagd- und Umweltschutzrecht zu verteuern und zu vermiesen. Ich frage mich nur, warum keinem auffällt, dass man zwar Jahrzehnte um Schalldämpfer betteln und sich das Gehör kaputt machen lassen durfte, auf einmal aber den Eindruck bekommt, man würde Schiesstechnik geradezu aufgedrängt bekommen, nach der man gar nicht gefragt hatte.

Und auch Jagdfunktionäre, die sich auf die nächste Scheinlegitimation stürzen und immer noch nicht erkennen, welchen Bärendienst sie der Jagd dadurch leisten, wenn nicht Seuche, Waldschäden oder (noch) Fleischessen als "vernünftiger Grund" für das Erlegen von Wild herhalten können, stören mich. Endlich kann man sich ein bisschen als im "hoheitlichen Auftrag" tätig fühlen, während man z.B. beim Bergen von Fallwild nachts an der Straße nicht einmal Versicherungsschutz, geschweige denn positive Beachtung erfährt.

Eigentlich wäre jetzt der Zeitpunkt gekommen zu sagen "Jede Leistung - zumal eine, die uns nicht schmeckt und den monetären Interessen Dritter dient - erfordert eine Gegenleistung. Was bietet ihr an?".

Auf das Eintreffen und Auftreten der Afrikanischen Schweinepest hat das eine oder andere ohnehin kaum Auswirkungen. Eine der Medien, die noch bei Verstand sind, weist mit Recht darauf hin, dass die größten Risikofaktoren der Mensch und mangelnde Hygiene bzw. Sicherheitsmaßnahmen sind. Und ehrlich gesagt habe ich selbst bisher auch noch keine Massentierhaltung gesehen, in die so einfach Wildschweinrotten rein- und rausspazieren können.

Aber "Krieg" gegen unser einzig wehrhaftes, stolzes Schwarzwild erzeugt mehr Clicks, klingt in Zeiten schrumpfender Volksparteien besser und hilft den Verlagshäusern aussterbender Medien auch noch ein paar ihrer Blättchen zu verkaufen. Wer will statt dessen schon etwas über "saubere Gummistiefel" lesen?