Besonnene Medien nach Memmingen

Natürlich, es gibt sie massenhaft, die Medien, die nach dem Zwischenfall mit dem bewaffneten 14-jährigen in Memmingen unwahr, halbwahr, tendenziell oder gar hetzerisch "berichten". Es gibt aber auch andere.
Natürlich, es gibt die taz und den Spiegel, es gibt den Aktivisten Grafe und die diversen Grünen-Politiker und Aktionsbündnis-Sprecher, die jetzt wohl wieder Morgenluft wittern.
    
Aber - und zwar jetzt ganz generell gefragt:
  
- Muß man von einer geheimnisvollen, faktisch nicht-existenten "Waffenlobby" fabulieren, die jeder Verbesserung des geltenden Rechts im Wege steht und über zwei Millionen friedliche Bürger als potentiell gewaltbereite und gewaltverherrlichenden "Waffennarren", "Waffenfetischsten" oder "Spinnern" stigmatisieren?
   
- Muß man unterschlagen, dass gerade vor wenigen Tagen eine Expertenanhörung im Deutschen Bundestag weitere Gesetzesverschärfungen im Waffenrecht, wie sie die Grünen wieder einmal gefordert haben, als sinnlos, ja sogar in Teilen als kontraproduktiv bewertet haben?
  
- Muß man legale und illegale Waffen vermischen und verschweigen, dass seit Jahren keine kriminologische Untersuchung mehr veröffentlicht wird, die zur Deliktrelevanz legaler Waffen Auskunft gibt, dass diese Daten schlicht "unter Verschluß" bleiben?
   
- Muß man vorgaukeln, dass es totale Sicherheit für jeden Bürger geben kann, wenn man nur die legalen Waffen verbietet, während gewaltbereite Islamisten auf den Straßen, Jugendgangs im öffentlichen Nahverkehr, Fußballhooligans in und vor Stadien sowie politisch motivierte Krawalltouristen am 1. Mai und an vielen anderen Tagen verniedlicht, verharmlost, verschwiegen werden?
   
Nein, das muß man nicht. Man muß es nicht und man muß solchen Stimmen auch kein unangemessen großes Forum bieten. Man kann auch ganz neutral berichterstatten.
Bestellen wir als Leser oder Zuschauer doch ganz einfach die anderen Zeitungen ab, machen deren Vertretern "die Türe vor der Nase zu" und schalten deren Sender nicht ein. Abbestellen, abschalten, ausladen - diese Sprache verstehen sie.

Ein Kommentar von Beate Meier-Kühne

Es gibt sie doch: Beispiele ausgewogener Berichterstattung oder solcher Kommentare:

Die Schwäbische Zeitung: "Sobald es in Deutschland Zwischenfälle mit Schusswaffen gibt, tritt ein Automatismus in Kraft. Er gipfelt in der Forderung, solche Gerätschaften in privater Hand am besten ganz zu verbieten. Längst stehen Sportschützen oder Jäger unter ständigem Rechtfertigungszwang. Schützenvereine mit uralten Traditionen werden infrage gestellt. Warum eigentlich? Eine Pistole macht den Besitzer noch lange nicht zum potentiellen Risiko. Schließlich wird auch das Küchenmesser in der Hand der Köchin nicht zwangsweise zur Mordwaffe. Allerdings ist dies nicht auszuschließen ... Dennoch existiert kein Gesetz zur sicheren Führung von Küchenmessern, beziehungsweise zur ausschließlichen Benutzung von Plastikbesteck. Anders bei Schusswaffen. Weltweit gesehen hat Deutschland in diesem Bereich längst eines der schärfsten Gesetze. ... Noch vor zwei, drei Jahrzehnten waren Waffen im Privatbesitz oft leicht zugänglich. Die Flinte stand im Kleiderschrank, der Revolver lag im Bettkästlein. Interessanterweise kamen damals in Deutschland Amokläufe höchst selten vor. Jugendliche waren schon gar nicht beteiligt. Dieses Phänomen taucht bei uns erst gegen Ende der 90er Jahre auf. Warum es zu dieser Entwicklung kam, müssen Pädagogen und Psychologen klären. Der Gesetzgeber hat dagegen seine Arbeit getan."
    
Der SWR berichtet: "'Schärfere Waffengesetze bringen nichts' Ein 14-jähriger Schüler aus Memmingen greift zur Waffe - bedroht Lehrer und Mitschüler. Die Polizei kann den Jugendlichen überwältigen. Doch ein solcher Vorfall kann sich jeder Zeit wiederholen, ist der Kriminalpsychologe Christian Lüdke überzeugt. ... 'Wenn es ein mutmaßlicher Täter darauf anlegt, kann er sich trotz schärferer Gesetze innerhalb von zwei Stunden eine Waffe besorgen.' Deshalb ist für Christian Lüdke der Schlüssel zur Gewaltprävention die 'Bildung'. Aufklärung sei bereits im Kindesalter notwendig. Die Familien seien genauso in der Pflicht wie Kindergärten und Schulen ... Die Aufbewahrung der Waffen wird schärfer kontrolliert. Die Polizei darf die Wohnung eines Waffenbesitzers verdachtsunabhängig unter die Lupe nehmen. Das Grundrecht auf die Unverletzlichkeit der Wohnung wird eingeschränkt. ... Bei einem Amoklauf inszeniert der Täter seinen eigenen Selbstmord und tötet vorher möglichst viele Menschen. Das Wort 'Amokalarm' in Zusammenhang mit dem Vorfall in Memmingen hält der Kriminalpsychologe deshalb für übertrieben. Trotzdem gebe es eine gestiegene Bedrohungslage: 'Früher gab es an Schulen hitzefrei - heute gibt es amokfrei', sagt Christian Lüdke. 'Verantwortlich dafür sind junge Menschen, die früher Papierkörbe angezündet haben, um Angst und Schrecken zu verbreiten. 'Heutzutage nutzten sie das Wissen um die Angst vor einem Amoklauf. ... Der Kriminalpsychologe vermutet, dass sich bei dem Memminger Schüler schon über einen längeren Zeitraum viele Probleme aufgestaut haben. Wahrscheinlich habe er nie gelernt, mit Konflikten umzugehen 'Der 14-Jährige wollte mit geringem Aufwand die größtmögliche Aufmerksamkeit erreichen und den größtmöglichen Schaden anrichten.' Das hat er erreicht. Das Vorgehen mit Waffengewalt habe er deshalb bewusst gewählt - die Berichterstattung in den Medien sicherlich einkalkuliert: 'Er weiß, dass das Wort 'Amok' in der Öffentlichkeit sofort eine extrem hohe Alarmreaktion auslöst.'
    
Die Augsburger Allgemeine schreibt: "Doch wie immer, wenn ein Jugendlicher an eine Waffe kommt und andere damit bedroht, kommt sofort der Ruf nach einer Verschärfung des deutschen Waffenrechts. Ein Jugendlicher ist ausgerastet. Er hat mit hoher krimineller Energie den Waffentresor seines Vaters geknackt und hat daraus eine Schreckschuss- und zwei scharfe Pistolen geklaut. Vielleicht war der 14-Jährige tief gekränkt darüber, dass ihn seine Freundin verlassen hat. Vielleicht haben ihn Mitschüler gemobbt. Vielleicht hat er Probleme mit den Eltern. Oder mit sich selbst. Das alles ist reine Spekulation. ... Doch wie immer, wenn ein Jugendlicher an eine Waffe kommt und andere damit bedroht, kommt sofort der Ruf nach einer Verschärfung des deutschen Waffenrechts. Egal ob Erfurt, Winnenden, Ansbach, Memmingen: Es ist der immer gleiche Reflex. Dabei kann kein Gesetz dieser Welt eine Straftat verhindern. Und keine noch so strenge Regelung wird einen Jugendlichen, der an eine Waffe kommen will, davon abhalten. Das ist die Lehre, die man aus Memmingen ziehen kann. Denn die Pistolen im Keller des Elternhauses waren vorschriftsgemäß in einem Tresor gelagert. Müssten Waffen und Munition von Sportschützen zentral im Vereinsheim gelagert werden, wäre der 14-Jährige vielleicht dort eingebrochen. Oder in ein Waffengeschäft."
    
Der Bayrische Rundfunk zitiert neben Roth, Grafe und Co. auch folgende Politiker: "Bayerns Innenminister Jochim Herrmann (CSU) sagte dem Bayerischen Rundfunk, Grund für Konsequenzen oder Änderungen der Rechtslage sehe er nicht. Sportwaffen sollten auch in Zukunft nicht grundsätzlich in Schützenheimen aufbewahrt werden müssen. Ein solches zentrales Waffenlager berge eine zu große Gefahr für Überfälle durch Terroristen. Allerdings hätten die Sportschützen eine große Verantwortung, die Waffen ordnungsgemäß aufzubewahren, so Herrmann." und
"'Mit politischem Aktionismus und Radikalentscheidungen auf dem Rücken der rechtstreuen Waffenbesitzer ist niemandem gedient. Vom legalen Waffenbesitz in Bayern geht kein Sicherheitsrisiko aus', sagte FDP-Innenexperte Andreas Fischer."
und der BR stellt weiter fest: "Der Jugendliche hatte laut Polizei zwei scharfe Pistolen (eine klein-, eine großkalibrige) sowie eine Schreckschusswaffe bei sich. Sie gehören nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dem Vater des Jungen, der als Sportschütze legal Waffenbesitzer ist. Den weiteren Angaben zufolge waren Waffen und Munition gesichert in einem speziellen Tresor aufbewahrt, der Achtklässler habe aber die elektronische Sicherung manipuliert und geknackt. Laut Polizeisprecher Thorsten Ritter hatte der 53-jährige Vater den Tresorraum 2010 routinemäßig überprüfen lassen, ein Waffensachbearbeiter der Polizeiinspektion Memmingen bewertete den Tresor nach Ritters Worten damals als ordnungsgemäß."
    
Und das sagt der Ausschuß des Deutschen Bundestages: " Zwei Vorstöße der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zu einer Verschärfung des Waffenrechts stoßen bei einer Reihe von Experten auf Kritik. Dies wurde am Montag, 21. Mai 2012,  bei einer Sachverständigen-Anhörung des Innenausschusses unter Vorsitz von Frank Hofmann (SPD) deutlich."

Verweis: Offener Brief an das Aktionsbündnis Winnenden