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Rhodesiens Krieg 1965-1980. Afrikanische Counter Insurgency und östliche Aufrüstung

1963 war die Zentralafrikanische Föderation, die 1953 aus Nordrhodesien, Südrhodesien (seit 1922 formell britische Kolonie mit Selbstverwaltung) und Njassaland gebildet worden war, aufgrund der Unabhängigkeitsbestrebungen schwarzer Nationalisten zerbrochen. Nordrhodesien erlangte als Sambia die staatliche Unabhängigkeit, Njassaland als Malawi. In Südrhodesien dauerte die weiße Herrschaft, die sich allerdings auf ein von der Hautfarbe unabhängiges Wahlrecht stützte, das Einkommenssteuerpflichtigen vorbehalten war, wesentlich länger an – nicht zuletzt aufgrund der Uneinigkeit und des Antagonismus der verschiedenen schwarzen Unabhängigkeitsbewegungen und ihrer Führer und wegen der exzellenten Counter Insurgency-Fähigkeiten der schlecht ausgerüsteten und zahlenmäßig vergleichsweise schwachen rhodesischen Streitkräfte.
Die britische Labour Regierung verfolgte Mitte der 60er Jahre das Ziel, die britischen Kolonien Afrikas in die Unabhängigkeit der schwarzen Mehrheitsverhältnisse zu entlassen und wurde darin von der Demokratischen US-Regierung unterstützt. Hintergrund war u.a. die offenen und verdeckten Bemühungen des damaligen Ostblocks zu konterkarieren, sich über die Unterstützung schwarzer Unabhängigkeitsbewegungen Einfluss in Afrika und Zugang zu Rohstoffen zu verschaffen.
Großbritannien überwarf sich in der Frage der Rahmenbedingungen einer Unabhängigkeit Rhodesiens mit den meist britischstämmigen Weißen, die am 11.11.1965 unter der Führung von Ian Smith einseitig die Unabhängigkeit von Großbritannien erklärten. In Rhodesien lebten zu diesem Zeitpunkt rund 218.000 weiße und über 7 Millionen schwarze Afrikaner (hauptsächlich, zu rund 50 Prozent Mashona – zu denen auch Robert Mugabe gehört – und zu 30 Prozent Matabele sowie einige kleinere Ethnien).
                          
Ian Smith
                                           
ZANU und ZAPU
Die schwarzen Unabhängigkeitsorganisationen Zimbabwe African National Union (ZANU) - mit ihrem militärischen Arm Zimbabwe African National Liberation Army (ZANLA) - und Zimbabwe African National Union (ZAPU) - mit ihrer Militärorganisation Zimbabwe People's Revolutionary Army (ZIPRA) - bekämpften jeweils die weiße Regierung im Wesentlichen von Sambia und Mosambik aus und wurden von China und der Sowjetunion und ihrer Satellitenstaaten unterstützt. Sie distanzierten sich jedoch von einander und bekämpften sich mehrfach erbittert.
Der Führer der ZAPU, Joshua Nkomo, Sohn eines wohlhabenden Matabele Farmers und Lehrers, saß gemäß Schwarzbuch des KGB „auf hohen Posten in sowjetischen Tarnorganisationen, z.B. war er Vizepräsident des Weltfriedensrates. Nkomo war nach einem Studium in Südafrika als Sozialarbeiter und Gewerkschaftler tätig, bevor er in den Untergrund ging. ZAPU-Funktionäre wurden z.B. in der DDR in nachrichtendienstlicher Tätigkeit sowie in Sabotage und Terrortechniken geschult. So sind z.B. noch für das Jahr 1980 zehn „ausländischen Kader“ der ZAPU als Auszubildende bei der „Arbeitsgruppe des Ministers für Sonderfragen“ der Staatssicherheit in den Akten.
                                            
Joshua Nkomo
                             
Der 1924 geborene Robert Gabriel Mugabe wurde nach seinem Studium in Südafrika und einer Tätigkeit als Lehrer 1974 das führende Mitglied der ZANU, nachdem er aus einer zehnjährigen Haft entlassen worden war. Neun KGB-Kontakte in der Führung der ZANU sind bekannt, von denen acht eine militärische Ausbildung oder ein Studium in der Sowjetunion absolvierten und der bewaffnete Flügel der ZANU, die ZIPRA, wurde nicht nur finanziell, sondern auch mit Waffenlieferungen von Moskau unterstützt.
                      
Rhodesisches Militär
Die rhodesischen Einheiten, die den Guerillas gegenüberstanden gehörten zur British South Africa Police (BSAP) oder Rhodesian Army, die ab 1977 von einem gemeinsamen Stab geführt wurden. Ihr erster Kommandeur war Generalleutnant Peter Walls. Die rhodesischen Sicherheitskräfte, die eine Maximalstärke von 25.000 Mann nicht überschritten, sind ebenso wie die südafrikanischen nicht ohne umfangreiche schwarze Beteiligung denkbar und der Staat Rhodesien wäre ohne seine loyalen schwarzen Soldaten nicht so lange zu halten gewesen wie der Krieg dauerte: Rund 20.000 Soldaten, also vier Fünftel, waren schwarz. Mit Masse gehörten diese Schwarzen dem Kalanga-Volk an.
Die Streitkräfte bestanden im Wesentlichen aus einem mechanisierten Regiment (Armoured Car Regiment), sechs Infanteriebataillonen, einem Artillerieregiment, vier Kompanien Spezialkräfte (SAS) und zwei Verbände spezialisierte Kräfte (Scout Groups). General Walter Walker, ein ehemaliger hochrangiger NATO-Kommandeur, der selbst aktive Erfahrung in den Counter Insurgency Operations in Malaya hatte, bezeichnete die Rhodesischen Streitkräfte als "the toughest counterinsurgency force in the world."
                     
Plakat der Rhodesischen Streitkräfte
                              
Bekannte rhodesische Verbände waren:
Die Rhodesian Light Infanterie (RLI): ein ausschließlich aus Weißen bestehendes Infanteriebataillon, das 1961 aufgestellt und ab 1964 als Kommandoverband eingesetzt wurde und ausschließlich Counter Insurgency-Operationen durchführte. Von da an bestand es aus drei Kommandoeinheiten mit je 100 bis 150 Mann, einem Unterstützungselement, und einem Führungselement. Bis zu 30 Prozent der Männer waren südafrikanische, britische oder US amerikanische Staatsangehörige. Dennoch war die RLI keine Söldnertruppe, sondern wie eine Studie des US Marine Corps aus den 80er Jahren zeigte, hatte sie „a higher standard of military discipline than most western armies, and Americans were generally surprised by the intensity and severity of this system.” Atypisch für Söldnerverbände waren auch die Biographien dieser Männer, die keine Ähnlichkeit mit den Hasardeuren in anderen Teilen Afrikas hatten. Beispielsweise war der Infanterieoffizier Hauptmann John Murphy amerikanischer Staatsbürger und hatte als Oberleutnant im 1. Reconnaissance Battalion des Marine Corps in Vietnam gedient. Nach seinem ehrenhaften Ausscheiden 1971 studierte er an der University of South Carolina und trat danach 1975 in die Rhodesischen Streitkräfte ein. Sich teilweise bis heute haltenden Gerüchte von deutschen und anderen Extremisten, die in Rhodesien mit offizieller Billigung aktiv geworden wären gehen u.a. auf Desinformationsmaßnahmen des ehemaligen Ostblocks zurück und sind in keinem Fall belegbar. Bezeichnenderweise stützt sich z.B. eine Bundestagsanfrage von 2009 von den Grünen auch u.a. auf „Erkenntnisse“ der ehemaligen Staatssicherheit der DDR.
                                           
Die Rhodesian African Rifles (RAR) war ebenfalls ein Elite-Infanterieverband und verfügte bemerkenswerterweise über mehr schwarze Freiwillige, als er aufnehmen konnte. In vielen Fällen dienten ganze Familien bei den RAR. Seine Anfänge gehen auf den Zweiten Weltkrieg und Einsätze gegen die Japaner in Burma zurück. Die RAR verfügten Ende der 70er Jahre über vier Infanteriebataillone mit jeweils rund 700 Mann, die von weißen und schwarzen Offizieren geführt wurden.
                      
Abzeichen der RAR
                  
Das Artillerieregiment verfügte lediglich über eine aktive Batterie und ein Reserveelement. Die besser ausgestattete aktive Batterie setzte nicht mehr als sechs 105 mm Haubitzen und zehn 20 mm Flugabwehrgeschütze ein.
                                         

Das mechanisierte Regiment („Black Devils“) verfügte lediglich über gepanzerte Fahrzeuge der Eland-, Scout- und Ferret-Klasse (Allradfahrzeug mit .50er MG oder 20 mm Flugabwehrgeschütze) sowie leicht gepanzerte Kampf- und Aufklärungsfahrzeuge („Bullet“ und „Vaporizer“). Die Fahrzeuge bewegten meistens mit der Unterstützung mechanisierter Infanterie, jedoch ohne Luftunterstützung und setzten auf Schnelligkeit und Beweglichkeit. Obwohl Rhodesien selbst nie über Kampfpanzer verfügte, baute das Regiment seine Panzerabwehrfähigkeiten stark aus, als im benachbarten Sambia rund 200 sowjetische Panzer vom Typ T-34, T-54 und T-62 mit kubanischen Militärberatern eintrafen.
                                                    

Die Grey’s Scouts waren eine berittene Infanterieeinheit in Bataillonsgröße mit im Wesentlichen ebenfalls Aufklärungsaufgaben. Sie konnten sich zwar im Busch besser und leiser bewegen als Truppen mit Fahrzeugen, waren aber auch verletzlicher und exponierter gegenüber Kleinwaffenfeuer.
                                                       
Berittener der Grey's Scouts
             
Die berühmteste Einheit waren die Selous Scouts, die von Oberstleutnant Ronald Reid-Daly gegründet wurden. Dieser ehemalige rhodesische SAS-Mann und Malaya-Veteran wurde 1973 reaktiviert, um die Selous Scouts zu gründen und schuf damit eine der schlagkräftigsten Counter Insurgency-Einheiten der Welt, die nahezu 70 Prozent der Guerilla-Verluste innerhalb der Grenzen Rhodesiens verantwortete. Bezeichnenderweise waren die Selous Scouts die erste Einheit, die Mugabe nach seiner Machtergreifung 1980 auflöste. Diese Scouts waren in der Lage, wochenlang auf sich alleine gestellt im Busch auch außerhalb der Staatsgrenzen zu überleben und Aufträge durchzuführen. Gruppen von vier bis sieben Mann operierten dabei in gegnerischen Uniformen und mit gegnerischen Waffen und Gerät im Einflussgebiet der Guerillas. Sie konnten durch bessere Ausbildung und Ausrüstung „echte“ Guerilla-Verbände feststellen, verfolgen und vernichten, wie eine amerikanische Untersuchung beschreibt: „They were simply much better at guerrilla warfare than their opponents.”
                                 
                                                              
Der rhodesische Special Air Service (SAS) war nach britischem Vorbild aufgebaut und jeder dieser nie mehr als einigen hundert Kommandosoldaten hatte eine rund dreijährige Spezialausbildung erhalten. Obwohl der SAS zunächst primär Aufklärungsaufgaben übernahm, führte er später auch Sabotage- und Kampfeinsätze gegen Guerillakräfte in Sambia und Mosambik durch.
       
Die British South African Police (BSAP) war die paramilitärische Polizei Rhodesiens mit im Wesentlichen schwarzen Polizisten. Sie verfügte u.a. über spezialisierte Kräfte der „Police Support Unit” (genannt “Black Boots”), über die Freiwilligentruppe der Special Reserve (einer Art ehrenamtlicher Polizeihilfsdienst) und eine Anti-Terror-Einheit.
                       
Rhodesien ist ein exzellentes Beispiel dafür, wie Streitkräfte aus der Not viele Tugenden machen. Es herrschte nicht zuletzt aufgrund des internationalen Boykotts und der geringen internationalen wirtschaftlichen Bedeutung ständige Knappheit an Munition, Ersatzteilen (insbesondere für die Luftwaffe) Waffen und Gerät. Aufgrund der konstanten Bedrohung durch eine zahlenmäßig starke und massiv durch den Ostblock unterstützte Guerilla, blieb wenig Zeit für ausschließliche Ausbildungsphasen. Dies zwang die angesichts der Größe des Landes zahlenmäßig geringen Streitkräfte Rhodesiens zur ständigen Improvisation, zur perfekten Beherrschung militärischer Fähigkeiten, zur Verlegung der einsatznahen Ausbildung in Bush Camps an Stelle von Friedensgarnisonen und zum intensiven und nahezu vorurteilsfreien Einsatz schwarzer Soldaten und Offiziere.
                                     
Kampfhandlungen
Bis in die 70er Jahre gab es nur zwei bewaffnete Operationen schwarzer Guerillas von größerem Umfang, die beide scheiterten: 1966 nordwestlich von Salisbury ein Gefecht zwischen ZANU und rhodesischen Truppen sowie 1967 nahe des Wankie Nationalparks ein Gefecht zwischen ZAPU sowie südafrikanischem ANC und rhodesischem Militär. Beide Fälle endeten mit der weitgehenden Vernichtung der Guerillas.
                  

1976/77 verschärften die schwarzen Unabhängigkeitsbewegungen, die nun auch von der Organisation für Afrikanische Einheit unterstützt wurden, allerdings den bewaffneten Kampf gegen die rhodesischen Truppen. Nach offiziellen Zahlen Rhodesiens von März 1977 waren seit Dezember 1972 79 weiße und 1.394 schwarze Zivilisten getötet worden sowie 272 rhodesische Soldaten und 2.579 schwarze Guerillas.
                                                                 
Der Großteil des Konfliktes war gekennzeichnet durch lange Annäherungs-, Patroullien- und Suchoperationen und kurze, heftige Kampfhandlungen Mann gegen Mann. Es gab wenige Gefechte größeren Ausmaßes.
Im Juni 1975 fand beispielsweise die „Operation Newton“ statt. Aus der nachrichtendienstlichen Auswertung der Guerillabewegungen konnten Zeiträume aufgeklärt werden, in denen mit verstärkter Aktivität gerechnet werden musste. Rechtzeitig vor dem nächsten zu erwartenden Höhepunkt wurden von den Selous Scouts Beobachtungspositionen besetzt und vom SAS-Aufklärungsoperationen durchgeführt, um beginnende Operationen frühzeitig erkennen und mit Hilfe in einem Verfügungsraum bereit stehender Infanteriekompanien, Hubschrauberkräfte und Mörser sofort eingreifen zu können. Allerdings wurde mit über 40 Quadratkilometern das zu beobachtende Gebiet zu groß gewählt, so dass der Kampf gegen die Guerillas bei geringen eigenen Verlusten schließlich zwar 33 Tote und sechs Gefangene ergab, dem Gros der Insurgenten aber die Flucht ermöglicht wurde.
                               
Bei der Operation „Long John“ im Juni 1976 schlugen die rhodesischen Streitkräfte gegen Guerillas in Mosambik bereits sehr viel punktueller zu. Dieses Land beherbergte neben Tansania den Großteil der Trainingslager der Guerillas und gewährte ihnen vielfache Unterstützung, ohne dass es einen offiziellen Kriegszustand zwischen Mosambik und Rhodesien gegeben hätte. Angriffsziel waren ein Guerilla Camp und weitere Einrichtungen nahe des Ortes Mapai, 60 Km im Landesinneren. Fernaufklärungsunternehmen ergaben eine Zahl von rund 90 Insurgenten sowie ein Depot. Der Angriff erfolgte mittels mechanisierter Kräfte (55 Mann in acht Fahrzeugen), die sich unerkannt dem Lager näherten und dort überraschend und massiv zuschlugen. Es gab wie meistens keine Luftnahunterstützung, sondern lediglich Medical Evacuation-Hubschrauber.
                      
Männer der RLI
                        
Die Operation „Eland“ im August 1976 wurde ebenfalls gegen eine ZANLA Camp in Mosambik geführt. Es verfügte über Kasernen, Trainingseinrichtungen und ein Krankenhaus und beherbergte rund 5.000 bewaffnete Kämpfer. Die angreifende rhodesische Task Force bestand u.a. aus Light Infanterie, African Rifles, SAS und Selous Scouts und verfügte über 14 Fahrzeuge und 85 Soldaten, deren schwerste Waffen 20 mm Flugabwehrkanonen, 12,7 mm Maschinengewehre und einige Mörser waren. Die gesamte Truppe war in Volltarnung als FRELIMO-Einheit aus Mosambik getarnt (Uniformen, Bemalung und Kennzeichen der Fahrzeuge etc.) und sickerte auf Nebenstraßen unerkannt in Mosambik ein. Ebenso unerkannt verliefen die Fernaufklärungsoperationen, die genaue Erkenntnisse über das Lager und seine Organisation brachten. Die FRELIMO (Frente de Libertação de Moçambique) war eine kommunistische Guerillaorganisation in Mosambik. Der Grenzübertritt erfolgte gegen Mitternacht und der Angriffsbeginn war auf kurz nach acht Uhr morgens festgelegt worden, da um acht Uhr das Antreten des gesamten Stützpunktes begann. Die Rhodesier begannen das Gefecht unterstützt durch ihre 81 mm Mörser und lösten sich nach 14 Gefangennahmen, zahlreichen erbeuteten Dokumenten und mehreren Hundert getöteten Guerillas nach 45 Minuten vom Feind, als die Gegner geflohen waren. Auf dem Rückmarsch wurde die Task Force in ein Gefecht mit echten FRELIMO-Kämpfern verwickelt und erhielt bis zur Grenze Luftnahunterstüztung, mit der sie sich erfolgreich nach Rhodesien durchkämpfte.
Interessanterweise folgte auf diesen massiven Schlag gegen die Guerillas nicht nur eine internationale Verurteilung, sondern auch Kritik aus Südafrika, das eine Ausweitung auch der eigenen Konflikte fürchtete. Wie üblich positionierte die ZANLA das Guerilla Camp als Flüchtlingslager und erhielt neben der teils verdeckten Unterstützung von Ostblockmedien auch Hilfe von den Vereinten Nationen, die zuvor tatsächlich Flüchtlinge in diesem Camp festgestellt hatten. Allerdings gelang es der ZANLA und anderen Organisationen (z.B. in Cassinga der SWAPO), nicht nur bewaffnete Kämpfer aus Flüchtlingsfamilien zu rekrutieren und Kämpfer inmitten von Flüchtlingseinrichtungen leben und für den bewaffneten Kampf schulen zu lassen, sondern auch militärische Einrichtungen inmitten ziviler Ziele zu tarnen und sich auf Besuche Außenstehender (wie UNO-Beauftragten oder Medienvertretern) vorzubereiten – ein nicht nur in den Golfkriegen, sondern auch in Palästina praktiziertes Verfahren zur Manipulation der Öffentlichkeit. Ein ZANLA-Dokument beschreibt für den Angriffszeitpunkt die Zahl der Flüchtlinge auf rund 600 von über 5.200 Menschen insgesamt im Camp.
                                                     
                   
Der Krieg in Rhodesien wurde ähnlich den anderen Kriegen des südlichen Afrika auch publizistisch verloren und war ein (allerdings gesamthaft betrachtet) eher kleiner Teil sowjetischer Desinformation. Einige Untersuchungen aus den späten 80er Jahren, z.B. der United States Information Agency, zeigen eine Reihe von systematischen Desinformationskampagnen, ihren Ursprung und ihren Verlauf in den Medien, die Eingang in die internationale Berichterstattung fanden. Es war so wie die ehemaligen Stasi-Offiziere Bohnsack und Brehmer 1992 schrieben: westliche Regierungen ignorierten die Berichte ihrer Geheimdienste über die Desinformationstätigkeit östlicher Geheimdienste, die Medien publizierten aber weiter deren Produkte.
                   
Das Ende
Nicht nur der internationale Boykott und die öffentliche Ächtung machte Rhodesien zu schaffen. Gegen Ende der 70er Jahre waren die schwachen, schlecht ausgerüsteten Streitkräfte nicht mehr in der Lage, die immer stärkere Infiltration rhodesischen Staatsgebietes zu verhindern. Die Guerillas der beiden sich bekämpfenden Organisationen verfügten über nahezu unbeschränkte Unterstützung an Waffen und Gerät und ein unendlich scheinendes Reservoir an Menschen, die durch die Ausbildungsschmieden in den Nachbarländern mit sowjetischen, ostdeutschen und anderen kommunistischen Militärberatern kampfbereit gemacht wurden. Rhodesien war deshalb gezwungen, seine Sicherungs- und Verteidigungsmaßnahmen auf die wichtigsten Gebiete zu beschränken – darunter Industrie und Landwirtschaft.
Die Meinung der Weltöffentlichkeit änderte sich auch nicht, als in einem von Selous Scouts befreiten ZIPRA-Folterlager in Sambia rund 120 schwarze politische Gefangene und ebensolche entführten rhodesischen Soldaten gefunden wurden. Die Absichten des Warschauer Paktes waren jedenfalls offensichtlich. So schrieb Der Spiegel in seiner Ausgabe 29/1979: „Wie schon die Kubaner werden jetzt auch die Ostdeutschen zunehmend für die Sowjets militärisch und politisch in Afrika aktiv. So ist die DDR, wie westliche Geheimdienste herausfanden, zum wichtigsten Helfer des radikalen rhodesischen Guerilla-Führers Joshua Nkomo geworden” und berichtet von einem Besuch des DDR-Verteidigungsministers Heinz Hoffmann in Begleitung einiger Generäle in Nkomos Hauptquartier in Sambia, bei dem u.a. die Lieferung von Artillerie und Handwaffen und Munition vereinbart wurde.
Weitgehend auf sich alleine gestellt, nahm Rhodesien einen zögerlichen Rückgriff auf den Verhandlungsweg. Ab 21. März 1978 wurde Rhodesien von einer gemischtrassigen Übergangsregierung geführt, nachdem sich Ian Smith mit gemäßigten Schwarzenführern geeinigt hatte. Erster Premierminister des nun Zimbabwe-Rhodesien genannten Staates wurde der schwarze Bischhof Abel Muzorewa. ZANU und ZAPU führten den Guerillakrieg jedoch fort und sowohl Mugabe als auch Nkomo lehnten die Wahl ab.
Im Oktober 1978 geführte harte Schläge des rhodesischen Militärs gegen Guerillabasen in Sambia und Mocambique endeten zwar mit rund 2.000 Toten unter den Guerillas, aber waren jetzt nicht mehr geeignet, den Widerstandswillen der Unabhängigkeitsbewegungen zu brechen. Die neue Regierung wurde außer von Südafrika nicht anerkannt.
Inzwischen griffen die Guerillas verstärkt zivile Ziele an und schossen z.B. zwei Verkehrsmaschinen der Air Rhodesia ab und töteten einen Teil der wenigen Überlebenden.
Eine der letzten militärischen Operationen („Dice“) war 1979-80 die Vorbereitung Rhodesiens gegen eine konventionelle Invasion von mindestens fünf mechanisierte Infanteriebataillonen der Guerillastreitkräfte Nkomos unter sowjetischer und kubanischer Führung und mit Hilfe libyscher Lufttransportkapazitäten und sowjetischer MiG-Kampfflugzeuge. Die Absicht der rhodesischen Kräfte war es, eine solche Invasion nunmehr konventionell überlegener Streitkräfte so lange zu verzögern, bis die angelaufenen Friedensgespräche eine Einigung erbrachten. SAS, Selous Scouts und Light Infanterie zerstörten Verkehrswege zwischen Sambia und Rhodesien sowie zwischen Sambia und Tansania und bereiteten sich auf hinhaltenden Widerstand vor.
                       
Seit 1979 verhandelte die neue konservative britische Regierung einen Waffenstillstand, der erstmals alle Konfliktparteien an einen Tisch brachte und den Guerillas Übernahme in die Streitkräfte oder einen Übergang ins Zivilleben versprach. Dazu wurde Rhodesien zurück in den Kolonialstatus überführt und von Lord Christopher Soames als Gouverneur in der Hauptstadt Salisbury (von der neuen Regierung später rasch in Harare umbenannt) verwaltet. Die vom 14. bis 18.2.1980 folgenden Wahlen führten zu einem für viele Beobachter überraschenden Sieg von Mugabes ZANU mit rund 63 Prozent der Stimmen. Zwar bat Mugabe in einem versöhnlich gehaltenen Statement die Weißen ausdrücklich, das Land wieder mit aufzubauen und in Simbabwe, wie Rhodesien jetzt hieß, zu bleiben. Bald aber verschwanden diese Appelle aus seiner Rhetorik. Statt dessen forderte er Land von weißen Farmern und auch „weißen“ ausländischen Regierungen (darunter auch im Jahr 2000 die Bundesrepublik), ohne auch nur einen Plan dafür vorweisen zu können oder gar in der Lage zu sein, dieses Land auch so bewirtschaften zu können, dass es den Nahrungsmittelbedarf der Bevölkerung befriedigen oder einen Gegenwert im Welthandel erzeugen konnte.
                       
Mit dem Friedensabkommen und der Flucht von über der Hälfte der weißen Bevölkerung sowie vieler schwarzer Oppositioneller endete nicht der Antagonismus der beiden schwarzen Unabhängigkeitsbewegungen, die nach wie vor von unterschiedlichen Völkerschaften dominiert wurden. So wurden nach angeblichen, der ZAPU zugeschriebenen Waffenfunden Nkomo und zwei weitere Minister aus der Regierung entfernt. Bewaffnete Konflikte zwischen ZANU- und ZAPU-Kämpfern mit einer unbekannten Zahl von Opfern waren die Folge.
Der siegreiche Mugabe, der nun auch von Nordkorea militärisch unterstützt wurde und seinerseits den ANC in Südafrika bewaffnen und ausrüsten half, rechnete schließlich 1987 mit der ZAPU in ihren Stammesgebieten gewaltsam ab, bis es 1988 zu einer Zwangsvereinigung der beiden Organisationen unter dem Namen ZANU-PF gab, einer Einheitspartei, die der Afrikanist Albert Krahler mit Recht als „als Kontroll-, Klientel- und Repressionsorgan“ bezeichnet.
                
Robert Mugabe   
                    
Die weitere innenpolitische Entwicklung Simbabwes war von Wahlfälschung, Menschenrechtsverletzungen, Suspendierung und Austritt aus dem Commonwealth, Kampf gegen Minderheiten (z.B. Homosexuelle oder Schwarze anderer ethnischer Herkunft) und Oppositionelle und Vetternwirtschaft gekennzeichnet. So beschreibt das deutsche Auswärtige Amt aktuell (Oktober 2010): Die von sozialistisch-planwirtschaftlichem Denken bestimmte Wirtschaftspolitik konnte ebenso wenig die wirtschaftliche Entwicklung anstoßen wie die in den 90er Jahren vom Internationalen Währungsfonds (IWF) unterstützten Liberalisierungs- und Strukturanpassungsprogramme. … Seit 1998 hält der wirtschaftliche Abschwung an (minus 40 bis minus 50 Prozent des BIP seit 1998). Die Vertreibung der weitgehend für den Export produzierenden wettbewerbsfähigen weißen Farmer in den Jahren 2000-2004, die freihändige Ansiedlung (ohne Eigentumstitel) landwirtschaftlich unbedarfter Parteigänger auf diesen Farmen und die unkontrollierte Zunahme klein parzellierter und wenig produktiver Strukturen sind die Hauptgründe für den Zusammenbruch der Landwirtschaft, dem früheren wirtschaftlichen Rückgrat des Landes. … Nach dem gescheiterten Verfassungsreferendum vom Februar 2000 hat die Regierung alle seither stattgefundenen Wahlen massiv gefälscht - die Präsidentschaftswahlen vom März 2002 ebenso wie die Parlamentswahlen vom März 2005 und die 'harmonisierten' Parlaments- und Präsidentschaftswahlen des Jahres 2008.“
Welchen Weg Zimbabwe nach Mugabe, der heute 86 Jahre alt ist, nimmt, ist offen.
              
Literatur
• Peter Abbot und Mike Chappel: Modern African wars (1): Rhodesia 1965-80. 1986.
• Michael Auret: From Liberator to Dictator: An Insider's Account of Robert Mugabe's Descent into Tyranny. 2009.
• Christopher Andrew und Wassili Mitrochin: Das Schwarzbuch des KGB 2. Berlin 2005.
• Thomas Auerbach: Einsatzkommandos an der unsichtbaren Front. Berlin 1999.
• Peter Baxter: Rhodesia. Last Outpost of the British Empire 1890 – 1980. Johannesburg 2010.
• Günter Bohnsack und Herbert Bremer: Auftrag: Irreführung. Wie die Stasi Politik im Westen machte. 1992.
• Ian F.W. Beckett: Encyclopedia of Guerilla Warfare. New York 2001.
• Chris Cocks: Fireforce. One man’s War in the Rhodesian Light Infantry. 4. Auflage. Boulder 2007.
• Herbert A. Friedman: Rhodesia Psyop 1965-1980. Online unter: http://www.psywar.org/rhodesia.php
• Peter Gödecke u.a.: Kriege im Frieden. Braunschweig 1983.
• Peter Godwin und Ian Hancock: Rhodesians Never Die. Oxford 1993.
• Hans-Joachim Löwer: Im Land des Hasses: Undercover durch Simbabwe. 2008.
• Jim Parker: Assignment Selous Scouts. Inside Story of a Rhodesian Special Branch Officer. Johannesburg 2006.
• Peter Stiff: Cry Zimbabwe: Independence: Twenty years On. Johannesburg 2002.
• Peter Stiff und Ron Reid Daly: Selous Scouts Top Secret War.  Johannesburg
• Nick Tredger: From Rhodesia to Mugabe's Zimbabwe. Chronicles of a Game Ranger. Johannesburg.

Gastbeitrag von J.L. Marais

Verweis: Südafrikas Kriege: Gegen ANC und SWAPO