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Selbstladebüchse Zastava M 90 SA

Gastbeitrag
Ich wollte einen robusten Selbstlader im Kaliber .308 zum Training kaufen und dafür mit Optik nicht mehr als 1.000 Euro ausgeben. In einem Artikel im Deutschen Waffenjournal fiel mir die serbische Selbstladebüchse Zastava M90 SA auf. Das Gewehr wird heute für unter 700 Euro angeboten. Ich verschieße damit bisher problemlos Vollmantelmunition von Prvi Partizan (10,9 Gramm bzw. 168 Grains) sowie Teilmantelmunition von Sellier &Bellot (11,7 Gramm/180 Grains). Eingeschossen ist die Waffe auf 100 m Fleck mit der S&B-Munition.
Der Händler Transarms bewirbt die Waffe mit „Selbstladegewehr im Kal. .223 und .308. Diese Gewehre basieren konstruktiv auf dem jugoslawischen M76 Scharfschützengewehr und haben eine entsprechend exzellente Schussleistung.“ Das Gewehr erfüllt natürlich nicht die Anforderungen an eine moderne Präzisionswaffe westlicher Streitkräfte (etwa an die Waffe eines Designated Marksman - von einer Scharfschützenwaffe ganz zu schweigen). Aber das soll es auch nicht.


Natürlich, die Zastava ist kein Präzisionswunder. Mit meinem Leupold 3-9x40 Zielfernrohr und der richtigen Munition erreiche ich mit dieser reinen Zivilfertigung aber bis 200 m vertretbare Treffer. Ich habe bislang 5 Sorten .308-Munition verwendet, darunter auch billigste Surplus-Munition, ohne eine einzige Ladehemmung.
Die Waffe ist robust, wenn auch relativ grob verarbeitet. Sie läßt sich angenehm schießen.
Es gibt auch eine Variante in .223 Remington (Zastava M90 SA), die gegenwärtig für rund 650 Euro gehandelt wird. Sie kommt je nach Berechtigung mit 10- oder 2-Schuß-Magazin.
Als negativ empfinde ich, dass der Waffe keinerlei Gebrauchsanleitung, Garantie oder irgendeine andere Form der Herstellerinformation beigelegt war. Die Waffe kommt "völlig nackt". Das stellt den Nutzer insbesondere bei der eigenständigen Zerlegung und Reinigung vor Schwierigkeiten, für die dann die Hilfe eines Büchsenmachers notwendig sein kann. Allerdings ist die Waffe bislang trotz mehrerer Tausend Schuß Belastung, einiger nasser und kalter Vormittage auf der Schießbahn und ausschließlicher Reinigung des Laufes mit Bore Snake und des Patronenlagers mit einem Lappen in einem guten Zustand. Bis auf Ballistol hat die Waffe keine Reinigungs- oder Pflegemittel kennengelernt und der Schaft schon gar nicht.
Wenn als akzeptabele Präzision ein Streukreis von 4 cm auf 100 m bei 5 Schuß angenommen wird, kann die Zastava damit nur unter idealen Bedingungen dienen (100 m, aufgelegt, mit der genannten S&B-Laborierung). Der Vergleich mit der HK SLB 2000+ zeigt allerdings erbarmungslos den Präzisionsunterschied.

Im Vergleich: Zastava M90 SA und HK SLB 2000+

Das Nebeneinanderlegen der Waffen zeigt jedoch noch etwas: Nicht nur ausgeprägte Ästheten, jedenfalls die unter den Jägern, werden im direkten Vergleich erkennen, was Schönheit bei einer Selbstladebüchse bedeutet und wie gerechtfertigt die 300 Euro Preisunterschied bereits wegen der Verarbeitung sind. Aber trotz der vergleichsweise "markigen" HK-Werbung (harte Drückjagdszene im Winter) für die SLB 2000+, achte ich auf den Zustand dieser Waffe natürlich peinlich genau.

Zastava mit VM auf 100 m (5 Schuß auf RWS-Anschußscheibe)

Zastava ist ein serbischer Hersteller von Jagd-, Sport- und Militärwaffen. Ein Schwesterunternehmen stellt Kraftfahrzeuge her. Das Unternehmen baut vor allem Waffen auf Basis der sowjetischen AK-47, die an die Streitkräfte Serbiens und Mazedoniens geliefert werden, aber auch Jagdrepetierer. Prvi Partizan ist ebenfalls ein serbischer Hersteller von preisgünstiger Munition.
Resümee: Der Kauf der Zastava M90 hat sich schon deshalb gelohnt, um ein Mal im Monat ein passables Training mit einer robusten und absolut zuverlässigen Selbstladebüchse zu bekommen und zwar auch unter Umständen, die ich meinen teureren Waffen nicht zumuten möchte (nachteilige Witterung, mangelhafte Reinigung, hohe Schußzahlen, teilweise billige Munition). Damit läßt sich unter Verzicht auf größere Eigenpräzision z.B. der Umgang mit wechselnden Entfernungen oder Entfernungen bis 250 m ganz gut üben. Das Kaliber bietet wohl noch auf längere Zeit ausreichend Möglichkeiten zum Erwerb günstiger Munition.