Täuschung in militärischen Konflikten

Täuschung ist ein jahrhundertealtes bewährtes Kriegsmittel und hat zum Ziel, den Gegner im Hinblick auf die eigenen Kräfte, den Raum sowie die eigene Absicht und Gliederung irrezuführen und schließlich falsch handeln zu lassen. In der Verteidigung und im Angriff bietet Täuschung u.a. die Möglichkeit, das Überraschungsmoment zu erringen und Mängel an Kräften und Mitteln auszugleichen.
Täuschungsmaßnahmen können die Gefechts- und Kriegführung entscheidend unterstützen wie einige historische Beispiele zeigen. Dementsprechend formulierte der Experte R. Ackerman: „Whether at the strategic or the tactical level, military success can be determined by the ability of a fighting force to deceive an adversary about its strength or location.“
Die zurückliegenden Kriege lassen eine Vielzahl von unterschiedlichsten Täuschmaßnahmen unterscheiden und werden deshalb von Armeen in aller Welt im Hinblick auf diese Möglichkeiten untersucht. Eine amerikanische Untersuchung von J.R. Koch zieht z.B. als Resümee aus erfolgreichen Täuschmaßnahmen des Zweiten Weltkrieges: „Täuschung muss in das taktische Vorgehen integriert werden und parallel laufend geplant werden. Auf diese Weise kann der Gegner gezwungen werden etwas zu tun, und nicht nur etwas zu denken.“
              
Scheinstellung konföderierter Artillerie im Sezessionskrieg
                                               
Eine sowjetische Untersuchung von S.L. Luschtschan ergänzt im Hinblick auf fehlgeschlagene Operationen, dass die Hauptfehler schablonenhaftes und damit vorhersehbares Verhalten bei Aufbau, Disloszierung, Kräfteeinsatz und Einsatzverfahren waren. Aber auch durch Tarnung und Täuschung allein können diese Fehler nicht vermieden werden, denn bei standardisierten Tarn- und Täuschplänen und -elementen besteht ebenfalls die Gefahr erkennbarer Schablonenhaftigkeit. Abgesehen davon ist selbst das Tarnen in vielen Armeen von Improvisation und zu geringer und veralteter Materialausstattung geprägt.
Die Grundlage des erfolgreichen Einsatzes verschiedener Täuschmittel ist dementsprechend die genaue Kenntnis des Gegners, seiner Gliederung, Ausrüstung und Bewaffnung, seiner Führungs- und Einsatzgrundsätze. Außerdem entsteht bei Täuschungsaktionen größeren Ausmaßes ein Interessenkonflikt zwischen Geheimhaltung und Koordination der Maßnahmen, bei dem fallweise eine angemessene Lösung gefunden werden muss.
T. Savoi kommt in einer Untersuchung über operative Täuschung zu dem Ergebnis, dass auch gezielter, absichtlicher Verzicht auf Geheimhaltung Erfolg zeigen kann. So wäre bei den Italienern im Nordafrika-Feldzug 1942 die Geheimhaltung derartig verletzt worden, dass die Briten über viele Vorgänge bei den Deutschen und ihren Verbündeten informiert waren. Rommel habe diese Möglichkeit der Lancierung falscher Meldungen zur Täuschung des Gegners bewusst genutzt. Im Zeitalter der globalen Massenkommunikation können solche gezielten Indiskretionen auch über die Medien erfolgen. Medienberichte sind schließlich auch eine Quelle militärischer und nachrichtendienstlicher Aufklärung.
                                  
Attrappe eines US-Sherman-Panzers im Zweiten Weltkrieg
                                         
Auf jeder Ebene der Aufklärung kann der Gegner zu Täuschungsmaßnahmen greifen, sei es gegen taktische Aufklärung durch Spähtrupps, gegen strategische Aufklärung durch Flugzeuge und Flugkörper oder operative Aufklärung durch Satelliten. Ganz allgemein nimmt die Zahl und Qualität der Aufklärungsmittel ständig zu, so dass von der Stationierung und Verlegung von Truppen, über die Lage und Beschaffenheit von Objekten und die Kommunikation der militärischen Führung bis zum Einsatz einzelner Waffen kaum etwas im verborgenen bleiben kann. Rechnergestützte Verarbeitung ermöglicht deshalb heute eine vollständige Erhebung, Speicherung und Verarbeitung all dieser Daten im Sinne eines Aufklärungsverbundes. Elektronischer Gegenmaßnahmen, ein gezielter Waffeneinsatzes gegen Aufklärungsmaßnahmen und modernisierte Täuschmaßnahmen können diesen Technologiesprung aber durchaus in Frage stellen.
Dass der Täuschung in vielen Streitkräften nach wie vor oft wenig Gewicht beigemessen wird ist erstaunlich, denn schon auf der taktischen Ebene eines Zuges können Scheinstellungen angelegt werden, die den Gegner irreführen können. Eine sowjetische Untersuchung von A. Tschernok spricht z.B. von einem erreichbaren Waffeneinsatz eines Drittels des Gesamtpotentials gegen Scheinanlagen und der damit verbundenen Überlebensfähigkeit der eigenen Kräfte. Die Zahl und Art der Scheinanlagen darf dabei aber nicht willkürlich gewählt werden, sondern ist abhängig von Art des vorzutäuschenden Objektes oder Truppenteiles, des Raumes und der zur Verfügung stehenden Kräfte.
Scheinstellungen sind genau wie Scheinoperationen und irreführende Informationen erlaubte Kriegslisten im Sinne des Zusatzprotokolls von 1977 zu den Genfer Abkommen.
                                                                
Nordafrika 1940
Im Zweiten Weltkrieg gelang operative Täuschung auch mit Hilfe improvisierter Täuschmittel, denen aber auch geringer entwickelte Aufklärungsmittel zur Verfügung standen. Auf dem Nordafrikanischen Kriegsschauplatz stellte der britische General Wavall im Herbst 1940 eine eigene Täuschungsabteilung auf. Diese so genannte A-Force bestand aus so unterschiedlichen Spezialisten wie einem Chemiker, einem Bankkaufmann, dem Zauberkünstler eines Varietés, einem Drehbuchschreiber und Malern und Zeichnern. Diese A-Force ließ in Nordafrika nicht nur in großem Umfang scheinbare Geschützstellungen herstellen, sondern auch Panzer durch wenige Umbauten als Lastwagen erscheinen und umgekehrt. Die gleiche Täuschungsmethode wandte Rommel wenig später ebenfalls an. Man erstellte „U-Boot-Attrappen, Flugplatzattrappen, ja sogar Attrappen von Bombenschäden. Er (der Zauberkünstler Jasper Maskelyne) ließ die A-Force den Wüstenkrieg buchstäblich mit Spiegeln führen“ wie Delmer schreibt. Man warf Puppen ab, die überzeugend Fallschirmjäger darstellten und erzielte damit wie bei der Invasion im Juni 1944 beachtliche Erfolge.
                       
Sizilien 1944
Eine der bemerkenswertesten Täuschungsaktionen im Zweiten Weltkrieg war das Aussetzen einer Leiche vor der Küste Spaniens, die einen englischen Major darstellen sollte. Dieses Unternehmen diente zur Tarnung der alliierten Landung auf Sizilien. Der britische Marine Intelligence Service ersann die Figur eines Major Martin, der mit den verschiedensten persönlichen Kleinigkeiten und Papieren ausgestattet und mit seiner an die Hand geketteten Kuriertasche und angelegter Schwimmweste aufgefischt und von den Deutschen untersucht wurde. Die angeblich geheimen Operationsbefehle, die er bei sich trug, waren sorgfältig gefälscht. Die Leiche wurde von einem Pathologen so ausgesucht, dass sie der fiktiven Vita des Majors und dem Tod durch Ertrinken entsprach. Von einer Todesanzeige dieses angeblichen Majors in englischen Zeitungen bis hin zu privaten Rechnungen und Briefen ergänzten alle Details den Eindruck dieser Leiche. Die Wirkung dieser Aktion ließ nicht auf sich warten, denn „nach Kenntnisnahme der Papiere Major Martins sind die Verteidigungskräfte von der Südküste, wo die Landung tatsächlich stattfindet, verlegt worden zum westlichen Winkel des sizilianischen Dreiecks sowie an der Nordküste“ wie J. Piekalkiewicz feststellte.
             
Dienstausweis des fiktiven Major Martin
                         
Normandie 1944
Der Täuschplan, der an den Stellen der alliierten Landungen in der Normandie und Südfrankreich eine möglichst geringe Truppenkonzentration der Wehrmacht erzielen sollte, hatte zum Ziel, nicht die eigenen Schwächen der Alliierten zu verdecken, sondern ihre Stärken hochzuspielen und ein gewaltiges Angriffspotential zur Bedrohung Skandinaviens, des Pas-de-Calais, des Mittelmeerraumes und der Atlantikküste darzustellen. Für alle Bereiche gab es eigene Pläne und Codenamen. Die Bedrohung am Pas-de-Calais wurde von der Operation „Fortitude South“ vorgetäuscht. Anlässlich dieses Planes prägte Winston Churchill das Wort „In Kriegszeiten ist die Wahrheit so kostbar, dass sie immer von einer Leibwache von Lügen begleitet werden sollte“.
Das Unternehmen „Fortitude“ enthielt sechs einzelne Maßnahmen, die als „Quicksilver“ I bis VI bezeichnet wurden und eine Reihe von miteinander koordinierten funktechnischen, visuellen, taktischen, strategischen und operativen Maßnahmen umfasste. Für die Täuschung per Funkverkehr wurde im Norden Großbritanniens von einigen ausgesuchten Offizieren und eines Fernmeldebataillons der Funkverkehr nicht existenter Verbände simuliert. Diese Verbände erhielten Nummern, Wappen und tatsächlich existierende und den Deutschen bekannte Offiziere. Diese hatten ausreichende Ortskenntnis und konnten die Lage der Quartiere und Gelände für Übungsvorhaben entsprechend wahrheitsgetreu angeben. Mit wenigen Funkwagen konnte der Funkverkehr eines gesamten Divisionshauptquartiers nachgestellt werden, so dass vom technischen Standpunkt her die deutschen Funküberwachungsstellen keine Hinweise auf Täuschung finden konnten. Es war damals bereits möglich technisch festzustellen, um welche Art von Hauptquartier es sich handelte. Die Briten betrieben die Täuschungsmaßnahmen so ernsthaft, dass sogar fingierte Verlobungs- und Heiratsanzeigen von Angehörigen der nicht-existenten Truppenteile und Einheimischen in den Lokalblättern erschienen und lokale Radiostationen Lieder zum Geburtstag nicht-existenter Soldaten spielten.
Die Amerikaner stellten ihrerseits eigene Täuschungseinrichtungen zur Verfügung und arbeiteten eng mit den Briten zusammen. Sie konnten insgesamt neun Divisionen vortäuschen. Um etwaigen deutschen Agenten Anhaltspunkte zu geben, um ebenfalls der Täuschung zu erliegen wurden gelegentlich tatsächlich existierende Einheiten in den Täuschungsplan eingebaut. Sie nahmen beispielsweise Manöver an Orten vor, an denen angeblich simulierte Einheiten lagen und wurden dementsprechend auch mit deren Verbandsabzeichen versehen. An der Ost- und Südostküste Englands wurde mit Hilfe visueller Täuschmaßnahmen die Landung, Be- und Entladung von Schiffen dargestellt. Die Strände des Pas-de-Calais wurden wie bei der Vorbereitung einer Landung planmäßig bombardiert.
Mit Hilfe der Maßnahmen der visuellen Täuschung und falschen Funkverkehrs wurde den Deutschen der Eindruck vermittelt, dass es andere Angriffsziele als die Normandie und Südfrankreich gebe. Nicht existierende Divisionen wurden bekannten Kommandeuren anvertraut und entwickelten einen umfangreichen Funkverkehr und simulierten Ausbildungsvorhaben für amphibische Landungen. Als General Patton tatsächlich eingesetzt werden sollte, musste eine plausible Erklärung dafür gefunden werden, dass er nicht mehr die „Geisterarmee“ führte. Dafür ließ man Patton in Anwesenheit von Journalisten eine gezielte Indiskretion begehen für die er scheinbar seines Kommandos enthoben und so gemaßregelt wurde, dass er ein Kommando an der Normandie-Front übernehmen musste. An seine Stelle kommandierte der bekannte General McNair die simulierte Armee.
Bei der Täuschung der Deutschen im Verlaufe der Normandie-Invasion konnte die visuelle Täuschung vernachlässigt werden, weil über dem Kanal und in Großbritannien die Alliierten die absolute Luftherrschaft besaßen. Die Shepperton-Filmstudios bauten dennoch Attrappen von Panzern, Fahrzeugen, Unterkünften, Flugzeugen und Gefechtsständen.
Täuschung wurde auch während der Kämpfe weiter betrieben. Attrappen von Fallschirmjägern wurden während der Invasion abgeworfen, um Luftlandungen zu simulieren. Die Täuschungsmaßnahme konnten sie auch mehrere Wochen nach der bereits erfolgten Landung in der Normandie aufrechterhalten. Während der ganzen Zeit erwarteten die Deutschen die Hauptlandung am Pas-de-Calais, von wo aus unter anderem die V1 auf England abgeschossen wurde, und setzten die dringend benötigte 15. Armee nicht ein. Schließlich waren die Übergänge über die Seine so zerstört, dass die 15. Armee auch nach dem Auffliegen der Täuschung nicht mehr hätte verlegt werden können.
                                
Erwin Rommel 1891-1944
                                  
Sefton Delmer, im Zweiten Weltkrieg mitverantwortlich für britische Propaganda- und Täuschungsmaßnahmen, bedauert, dass die Täuschung des Gegners in Friedenszeiten von Großbritannien nicht in diesem Umfang vorgenommen werden konnte, weil in diesen Demokratien derartige Sicherheitsbeschränkungen und Beschränkungen der Bürgerrechte nicht aufrecht erhalten werden könnten, während der KGB auch lange nach dem Krieg eine Desinformationsabteilung betrieben hätte.
Anhand der Geheimhaltungsmaßnahmen vor der Invasion wird das Ausmaß dieser Sicherheitsbestimmungen deutlich. Der Postdienst in neutrale Länder war bereits drei Monate vor dem D-Day eingestellt. Der Reiseverkehr nach Irland wurde eingestellt und ein Ein- und Ausreiseverbot das ganze Vereinigte Königreich erlassen, bestimmte Küstengebiete außer für Ortsansässige gesperrt und der gesamte diplomatische Verkehr verboten, sowohl durch Kuriere, als auch mittels codierter Meldungen. Eine der Lehren dieser historischen Beispiele ist das notwendige Ausmaß an Geheimhaltung, dass unter anderem dazu führte, dass auch an den Maßnahmen beteiligte Truppen und Führer möglichst über die Hintergründe ihrer eigenen Tätigkeit glaubwürdig getäuscht werden mussten. Weiterhin ist in allen Fällen die lagebezogene Improvisation und der Einsatz auch eigentlich fachfremder Spezialisten aus allen möglichen Bereichen auffallend. Schließlich muss die Beachtung scheinbarer Kleinigkeiten berücksichtigt werden, die die Täuschmaßnahmen gegen alle möglichen Zweifel der Deutschen schützte. Letztendlich sprechen die Beispiele dafür, dass geschickt eingesetzte Täuschung in der Lage ist, mit technischen Entwicklungen der Aufklärung Schritt zu halten.
               
Kalter Krieg
In welchem Ausmaß im Warschauer Pakt operative Täuschung betrieben wurde, zeigt sich nach der Übernahme der Liegenschaften der ehemaligen Nationalen Volksarmee (NVA) mit zur Perfektion getriebenen Täuschungsmaßnahmen von Waffensystemen des Ostens, wie Scud-Raketen. Angehörige der Pionier- Lehr und Auswertungsstelle 2 der NVA stellten eine derartige fahrbare Attrappe aus Polyester-Harz her, die selbst „im Funkmessbereich ein analoges Zielzeichen der originalen Kampftechnik darzustellen“ wie die Bundeswehrangehörigen Koop und Schössler aus eigener Anschauung berichteten. Einige der Panzerattrappen vom Typ T-72, von denen 125 produziert wurden, verfügten über Wärmeimitatoren zur Täuschung der gegnerischen Aufklärung. Daneben gab es Flugabwehrraketenstellungen, Radaranlagen und selbst Brücken, die zur Täuschung des Gegners über die Oder gelegt werden sollten.
Die Ausstattung mit Täuschmitteln war aber offensichtlich keineswegs zufrieden stellend. Eine Untersuchung Tschernenoks spricht für die Gefechtsart Verteidigung für die glaubhafte Anlage eines Scheinverteidigungsraumes allein eines Mot-Schützenbataillones von 12 Attrappen der Schützenpanzer BMP oder BTR, 88 Radarreflektoren, 22 Infrarot-Imitatoren, zehn Blenden und sieben bis acht natürliche und unbedeckte Geländeteilen mit einer Ausbreitung von je 100 bis 200 Quadratmetern. Dazu kam der vorbereitende Pioniereinsatz und der ständige Einsatz von ein oder zwei Mot-Schützenzügen. Der Autor kam deshalb zu dem Ergebnis: „Gegenwärtig sind die Großverbände nicht in der Lage, mit eigenen Kräften qualitativ hochwertige Maßnahmen zur Darstellung von technischem Gerät durchzuführen. Zudem sind in den Großverbänden keine stellenplanmäßigen Tarneinheiten vorgesehen“. Er schlug zur Abhilfe dieses Missstandes industriell gefertigte Täuschmittel und die Entwicklung und den Einsatz selbstfahrender, intelligenter Waffen- und Geräteattrappen vor.                                                                               

Scud-Launcher
                 
Gefechtsfeldattrappen wurden auch erfolgreich bei den Briten und Amerikanern gebaut und mit Wärme- und Radarsignaturen und optischen und akustischen Effekten versehen. Die am häufigsten produzierte Attrappe der US Armee, genannt Multi Spectral Close Decoy, war eine zweidimensionale Tafel, die den M1 Abrahams Panzer simuliert und mit einem 1-Kilowatt-Gasgeberator zur Wärmeerzeugung zur Täuschung von Wärmebildgeräten ausgestattet ist. Sie konnte die optischen und infraroten Signaturen darstellen, wiegt lediglich 25 Kilogramm, kann einfach von einem echten Panzer mitgeführt und von zwei Soldaten in fünf Minuten aufgestellt werden. Für den Preis eines Abrahams-Panzer konnten 800 Panzerattrappen angeschafft werden.
                                                   
Erster Golfkrieg
Die US-Armee bereitete sich nach dem Kalten Krieg weiterhin in größerem Umfang auf Täuschungsoperationen vor. Sie betrieb umfangreiche Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten im Bereich aller möglichen Täuschungsmaßnahmen und Täuschungszellen bei Korps und Divisionen. Seit 1985 existierte mit dem Battlefield Deception Project Office in Fort Belvoir, Virginia, ein Instrument der Forschung und Entwicklung von Täuschmaßnahmen, Täuschmitteln und Trainingsprogrammen.
Eine Herausforderung für amerikanischer Täuschmaßnahmen bildete der Golfkrieg, in dem zwar ganze Panzerbataillone erfolgreich simuliert wurden, in dem aber auch deutlich wurde, dass der Täuscheinsatz unter Kriegsbedingungen und mit der Koordination von Truppenteilen verschiedenster Nationen (und ihren eigenen Täuschmaßnahmen) im Frieden kaum realistisch geübt werden kann und sich auch in der US Armee noch immer nicht vollständig durchgesetzt hatte. Der Experte Melton schrieb 1991: „we still have a long way to go before deception is recognized armywide as a combat multiplier and is elevated to ist proper place in planning and operations“.
                 
US-Flugblatt zur Vortäuschung einer bevorstehenden Anlandung von See
                                
Es sollte sich zeigen, dass auch die Iraker mit teilweise primitivsten Mitteln Meister der Täuschung waren. Eine besondere Art der Täuschung, die von ihnen perfektioniert wurde, war die Darstellung von Zerstörungen. Attrappen von Trichtern und Brandherden, sowie von zerstörten Geräten und Waffensystemen können die Ausschaltung von Objekten oder die Bekämpfung von Truppenteilen vorspiegeln, weitere Angriffe verhindern, den Unklarheit über die tatsächliche Stärke und Kampfkraft des Gegners erzeugen und erhalten und sich noch dazu mittels Massenmedien publizistisch ausschlachten lassen. Täuschung kann also über die An- und Abwesenheit von Kräften erzeugt werden. Ob tatsächlich die Luftangriffe der Alliierten im ersten Golfkrieg nach der ersten Woche zu 90 Prozent gegen Scheinstellungen gerichtet waren, sei allerdings dahingestellt.
                  
Literatur
- R.K. Ackerman: The Art of Deception. In: Signal. September 1988.
- O. Buchbender und R. Hauschild: Geheimsender gegen Frankreich. Die Täuschungsoperation Radio Humanité 1940. Herford 1982.
- S. Delmer: Die Geisterarmee. München, Wien, Zürich 1972.
- J.R. Koch: Operation Fortitude. In: Military Review. März 1992.
- V. Koop und D. Schössler: Erbe NVA. Eindrücke aus ihrer Geschichte und den Tagen der Wende. Waldbröl 1992.
- S.L. Luschtschan: O vnezapnosti v oborone. In: Voennaja Mysl Nr. 1/90. (Die operative Überraschung und die taktische Überraschung im Verteidigungsgefecht der sowjetischen Landstreitkräfte)
- G.P. Melton: XVIII. Airborne Corps Desert Deception. In: Military Intelligence. 17/91.
- J. Piekalkiewicz: Spione, Agenten, Soldaten. Geheime Kommandos im Zweiten Weltkrieg. 5. Auflage. München 1988.
- J. Poyer: Military Decoys. The Art of Deception. In: International Combat Arms. September 1989.
- T.A. Savoie: Deception at the operational level of war. In: Army. April 1987.
- A. Tschernenok: Nekotorye voposy obmana protivnika v oboronitel’nom boju. In: Voennaja Mysl’ 8/94. (Einige Fragen der Täuschung des Gegners im Verteidigungsgefecht)
- Beitrag über die Storkower Pioniere und Täuschexperten
- Beitrag Tarnen und Täuschen im Luftschutz